Neukirchen-Vluyn. Ab Juni ist eine neue Ausstellung in Neukirchen-Vluyn zu sehen. Es geht um Gewässer und Textiles. Das Besondere: Die Ausstellung ist erfahrbar.
Ab Juni wird die Stadt mit Arbeiten internationaler Künstler ausgestattet. Im Zuge des Projektes „Land der Flunen – Fäden der Vergangenheit“ ist eine neue Ausstellung geplant, die die Themen Gewässer und Textilindustrie verbindet, beides prägt Neukirchen-Vluyn bis heute. Kuratiert wird die Ausstellung von der Essener Kunsthistorikerin Ariane Hackstein. Sie hat fünf Künstlerinnen und Künstler gewinnen können, die ihre Installationen im öffentlichen Raum ausstellen.
„Corona hat so viel Kultur vereitelt, dass wir froh sein können, etwas draußen anbieten zu können, coronakonform“, sagte die Expertin bei der Vorstellung des Projektes am Donnerstag. Um noch hinzuzufügen: „Die Kunstwerke haben auch einen Abstand zueinander.“ Sie sind verbunden über eine 13,4 Kilometer lange Kunstroute, die sich entweder in rund einer Stunde mit dem Fahrrad abfahren oder zu Fuß erkunden lässt.
Zwei Kunstschaffende kommen aus Deutschland, die anderen aus den Niederlanden, Italien und Argentinien. Sie reisen Ende Mai/Anfang Juni an. Der Kulturbeauftragte der Stadt, Rüdiger Eichholtz, wird sie auf seinem Hof beherbergen, wie er sagt; nebenan gebe es auch noch eine Ferienwohnung. In den ersten zwei bis drei Wochen werden sie ihre Kunstwerke aufbauen. Am 20. Juni soll die Ausstellung eröffnet werden. Je nachdem, wie die Inzidenzzahlen sich bis dahin entwickelt haben, in größerem oder kleinerem Rahmen. Sie bleibt bis Ende September in der Stadt zu sehen.
Es geht um Gewässer und die Textilindustrie
Allen Exponaten gemeinsam ist das Verbindende von Wasser und Textilem. So wird sich Jan Gerling mit seinem Werk „Salix“ am Planckendickskendel mit einer Art Metamorphose befassen. Karin van der Molen nennt ihr Werk „Neues Gewebe“; auch sie hat sich den Kendel als Ort für ihre Präsentation ausgesucht, ihr Gewebe befindet sich südlich der Niederrheinallee. Es erinnert an ein Netz aus verschiedenen Fäden. Wie Ariane Hackstein ausführt, greift das Werk neue Webstrukturen auf wie auch Strukturen der Gesellschaft.
Elena Redaelli aus Italien nennt ihr Exponat „Tentacular“. Sie zeigt es im Park an der Vluyner Dorfkirche. Auf den ersten Blick wirkt die Darstellung wie in sich verwobene Würmer am Wegesrand. Die Künstlerin arbeite viel mit Recyclingmaterial und Materialien vom Ort des Geschehens, erklärt die Kuratorin Ariane Hackstein. Das Besondere an dem dicken Faden, der sich durch die Parklandschaft arbeitet: Die Verbindung zur textilverarbeitenden Industrie wird nicht zuletzt dadurch hergestellt, dass die Firma Paradies das Material für die Füllung stellt.
Edgardo Madanes kommt aus Buenos Aires und nimmt mit einem „Fluß-Labyrinth“ an der Ausstellung teil. Hackstein erklärt: „Er arbeitet seit Jahrzehnten mit Weiden, was meistens für Korbwaren genutzt wird.“ Hier finde sich über das Material die Verbindung zur niederrheinischen Landschaft. Die Expertin spricht von „verschlungenen mäandernden Flüssen“. Dieses Labyrinth wird am Samanshof in der Littard zu finden sein.
Und schließlich beteiligt sich Jens J. Meyer mit einer Bogenbrücke auf Niederberg an der Ausstellung und schließt damit den Reigen der fünf Künstlerinnen und Künstler. Der Essener hatte eine noch größere Idee, die aber in diesem Jahr nicht mehr umgesetzt werden kann, sondern auf 2022 verschoben wird. Die „Brücke über Tage“ soll die beiden Fördertürme der ehemaligen Zeche verbinden und damit Neukirchen und Vluyn sowie die Vergangenheit und die Zukunft verknüpfen. Das Spektakel war ursprünglich für die Extraschicht gedacht und wird nun in den zweiten Teil des Ausstellungsprojektes verschoben.
Die Route ist beim Niederrheintourismus dargestellt
Kosten für das Projekt: rund 82.500 Euro, die größtenteils vom Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert werden. Von dem verbleibenden städtischen Anteil in Höhe von rund 25.000 Euro werde das meiste vom Sponsorenkreis Wirtschaft und Kultur finanziert, sagt Sandra Kiss vom Stadtmarketing. Abgedeckt sind die Kunstwerke, Personal- und Reisekosten sowie Sachkosten und die Zukunftswerkstätten.
Im Zuge der Jubiläumsfeier zu 40 Jahre – 40 Impulse sollen die Kunstwerke musikalisch bespielt werden, kündigt Sandra Kiss an. Bürgermeister Ralf Köpke mit Blick auf die Entwicklung der Pandemie: „Ich bin optimistisch, dass wir das Format gut umgesetzt bekommen.“
Einzelheiten sind auf www.nv-entdecken zu finden. Dort gibt es auch den Link zum Niederrheintourismus, wo die Route mit weiteren Einzelheiten dargestellt ist.