Moers. Das Grafschafter Museum und die Uni Duisburg vereinbaren eine Partnerschaft und werden ein unerforschtes Kapitel Moerser Geschichte erarbeiten.
Ein bisher kaum erforschtes Kapitel der Moerser Geschichte soll historisch aufgearbeitet und lebendig vermittelt werden. Das Grafschafter Museum will in den kommenden Jahren gemeinsam mit Wissenschaftlern und Studenten der Universität Duisburg-Essen die Zuwanderung nach Moers erforschen. Es ist eines der wichtigsten Projekte in der Zusammenarbeit beider Seiten, die nun eine dauerhafte Grundlage erhalten hat. Bürgermeister Christoph Fleischhauer und Prodekan Professor Thomas Spitzley unterzeichneten am Montag im Schlosshof einen Vertrag über eine Dauerpartnerschaft des Museums der Stadt Moers und der Universität.
Neu ist die Kooperation nicht, sie reicht zurück ins Jahr 2007, als Professorin Gaby Herchert mit einer Gruppe japanischer Studenten durch das Grafschafter Museum geführt wurde. Herchert, Germanistin und Mittelalterforscherin, gefiel die Art, wie Museumschefin Diana Finkele und ihr Team Geschichte präsentieren und erfahrbar machen, so gut, dass sie immer wieder nach Moers zurückkehrte und eine Zusammenarbeit entstand. Die Duisburger Studenten, die im Schloss und später im Musenhof forschten, Praktika absolvierten und erste Stellen als ausgebildete Wissenschaftler antraten, seien „Legion“, wie Diana Finkele berichtet.
2019 gingen Museum und Uni auch formal eine Partnerschaft ein, die zunächst auf ein Jahr begrenzt war. Im ersten Kooperationsjahr stand die Geschichte der Spanier in Moers von 1568 bis 1598 im Mittelpunkt. Professor Ralf-Peter Fuchs forschte mit Studenten im Rahmen eines Seminars an dem Thema, begleitet durch einen Vortrag und einen Aufsatz in der Jahresschrift des Grafschafter Museums- und Geschichtsvereins (GMGV). Zudem untersuchten Studenten die Geschichte der „Monster“. Deren Darstellung in Literatur und Grafiken seit dem Mittelalter sowie ihrem Nachwirken bis in die heutige Zeit wird das Grafschafter Museum 2022 eine Ausstellung widmen.
Schon seit dem vergangenen Jahr beschäftigt sich ein Seminar von Professor Ralf-Peter Fuchs mit der Zuwanderung in Moers. So steht unter anderem ein Fundus an Werkszeitungen aus dem Bergbau im Schacht IV. zur Verfügung. Fuchs wird dabei vom GMGV, dem Träger der Anlage in Meerbeck, unterstützt.
Unter Federführung von Professorin Herchert werden Moerserinnen und Moerser zum Thema Zuwanderung/Gastarbeiter interviewt. „Oral History“ nennt sich die Methode der Geschichtswissenschaften, in der Zeitzeugen zu Wort kommen und ihre Lebenswelt und Sichtweisen für die Nachwelt darstellen. Die wissenschaftliche Aufarbeitung dieses Kapitels der Moerser Geschichte ist nur ein Aspekt.
Ein anderer hat eine kulturhistorische Dimension: Der Schriftsteller Feridun Zaimoglu wird vom Frühjahr nächsten Jahres an einen Teil der Interviews zu literarischen Texten verarbeiten, die dann das Schlosstheater auf die Bühne bringen wird.