Moers. In Moers haben Museumsleiterin Diana Finkele und ihr Team ein Konzept erarbeitet, um Kulturgenuss auch in Corona-Zeiten zu ermöglichen.

Wie man digitales Entdecken und analoge Begegnungen verbinden und so zu einem Stück Normalität zurückkehren kann, zeigte das Grafschafter Museum in Moers am Sonntag.

Der diesjährige internationale Museumstag stand unter dem Motto „Museen digital erleben“. Museumsleiterin Diana Finkele und ihr Team haben ein Konzept erarbeitet, um den Kulturgenuss in diesen Zeiten zu ermöglichen: „Wir haben 21 Filme gedreht und online gestellt“, sagte Finkele. In den Filmen führt sie die virtuellen Besucher durch die Museumsausstellung.

Christoph Seegers Installation „Fresh Fruits“ auf der Kulturinsel „Nepix Kull“ interessierte viele Menschen.
Christoph Seegers Installation „Fresh Fruits“ auf der Kulturinsel „Nepix Kull“ interessierte viele Menschen. © FUNKE Foto Services | Oleksandr Voskresenskyi

Zudem entstanden im Rahmen der Jahrespartnerschaft zwischen dem Grafschafter Museum und der Universität Duisburg-Essen Informationstafeln zur Pest im Mittelalter. Gaby Herchert, Universitätsprofessorin für Mittelalterkunde, hat die Tafeln gestaltet und einen Online-Vortrag aufgenommen.

Am Sonntag gab’s die Informationstafeln im Musenhof, der mittelalterlichen Spiel- und Lernstadt, zu entdecken. An allen sieben Häuschen waren die zwölf Tafeln angebracht. Mancher kam da ins Staunen: „Die Zeit des Mittelalters weist viele Parallelen zur heutigen Zeit auf“, erklärte Finkele. Da wäre etwa der Ausbruch der Pest, die sich über Tröpfchen verbreitete. Oder die Quarantäne für die Schifffahrt und die Verschwörungstheorien, laut derer Menschen die Gemäuer mit giftigen Pest-Salben beschmierten.

Die Besucher halfen am Museumstag dabei, den Ursachen der Pest im Musenhof auf den Grund zu gehen. Damit keiner von der Pest angesteckt wird, galt natürlich: Mund-Nasen-Bedeckung für Besucher ist Pflicht. Am Eingang bekam jeder ein buntes Amulett überreicht, damit man Leute aus gleichem Haushalt erkennen konnte.

Anzahl der Besucher im Musenhof ist begrenzt

Den 1230 Quadratmeter großen Musenhof durften 61 Personen zeitgleich betreten. In den Häusern durfte nichts berührt werden, auch wenn die lebensgroße Stallkuh zum Knuddeln und das mittelalterliche Obst zum Probieren lecker aussahen. Nicht so nett sah hingegen der große, mit schwarzem Umhang bekleidete Pest-Arzt aus.

Im Mittelalter soll er den Befallenen mit Rabenmaske einen Besuch abgestattet haben. Familie Weißelberg sah sich den Pestarzt genauer an und Tochter Mia hörte aufmerksam zu. „Uns gefällt es hier sehr gut. Der Abstand kann eingehalten werden, und man entdeckt Geschichte ganz interaktiv“, so Mias Vater Lars.

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Viele Familien machten einen Abstecher zur Nepix Kull in den Schlosspark, denn hier wurde es ebenfalls interaktiv: Weil das Fest zum 400-jährigen Jubiläum der Wallanlage ausfällt, brachte Künstler Christoph Seeger gemeinsam mit dem Kulturbüro und der Volksbank Niederrhein Feierstimmung in Form der bis zu vier Meter großen, tanzenden Kunstobjekte „Fresh Fruits“ zum Wall. Die Früchtchen bewegten sich wie ihre zahlreichen Zuschauer – mal aufrecht, mal gebückt, mal tanzend und immerzu bunt.

Der virtuelle Rundgang durch das gesamte Museum ist online auf der Internetseite der Stadt Moers unter www.moers.de im Bereich „Kultur“ und „Grafschafter Museum“ abrufbar. Auf dem YouTube-Kanal „Grafschafter Museum im Moerser Schloss“ gibt es die Möglichkeit, sich auf Entdeckungsreise durchs Museum zu gehen.