Neukirchen-Vluyn. In Neukirchen-Vluyn gehen Harald Lenßen und Ralf Köpke in die Stichwahl ums Bürgermeisteramt. Sie werden wohl einen „grünen“ Wahlkampf führen.

Die Neukirchen-Vluyner müssen noch mal an die Wahlurnen. Amtsinhaber Harald Lenßen (CDU) liegt bei der Bürgermeisterwahl am Sonntag zwar mit weitem Abstand vor seinen Herausforderern, für die absolute Mehrheit reichte es aber nicht. So müssen er und Ralf Köpke, der unabhängige Kandidat der SPD, in zwei Wochen in die Stichwahl. Als bemerkenswert darf man getrost das Ergebnis der Ratswahl werten: Die Grünen verdoppeln fast ihren Stimmenanteil im Rat gegenüber der Kommunalwahl 2014 und erreichen 20,7 Prozent. Obwohl ihr Kandidat Christian Pelikan nicht mehr im Rennen ist, dürften „grüne“ Themen den Wahlkampf bis zur Stichwahl am 27. September bestimmen.

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Harald Lenßen bleibt mit 48,3 Prozent denkbar knapp hinter der absoluten Mehrheit zurück. Er sprach von einem „tollen Ergebnis“. Bei drei Kandidaten habe man nicht davon ausgehen können, dass die Bürgermeisterwahl gleich am ersten Abend entschieden werde. Er habe aber, so Lenßen, beide Herausforderer ein gutes Stück distanziert. Der CDU-Politiker rechnet sich für die Stichwahl gute Chancen aus: „Wir haben viele ‘grüne’ Themen, bei der Nachhaltigkeit, beim Klimaschutz. Das wird nicht zuletzt mir zugerechnet. Deshalb kann ich mir vorstellen, auch Stimmen derjenigen zu bekommen, die jetzt Christian Pelikan gewählt haben.“

Ralf Köpke landet mit 36,3 Prozent zwar fast 12 Prozentpunkte hinter dem Amtsinhaber, dennoch gratulierten ihm viele SPD-Mitglieder, und auch er selbst zeigte sich keineswegs betrübt: „Ich bin vor ein paar Monaten aus dem Nichts gestartet. Dass Lenßen keine absolute Mehrheit erzielt hat, sondern gegen mich in die Stichwahl muss, ist für mich ein Erfolg“, versicherte Köpke. „Wenn ich jetzt die Grünen gewinne, habe ich sogar eine Chance, Bürgermeister zu werden. Wer hätte das Anfang des Jahres gedacht?“

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Christian Pelikan (Grüne) sieht die Ergebnisse mit einem lachenden und weinenden Auge. Er wäre gerne in die Stichwahl gekommen und sei nun doch ein „gutes Stück dahinter geblieben“. Andererseits habe er das bisher beste Ergebnis eines Bürgermeister-Kandidaten der Grünen in Neukirchen-Vluyn geholt. Ob er oder die Partei für die Stichwahl zwischen Köpke und Lenßen eine Empfehlung abgeben werden, sei offen: „Das entscheiden wir am Montag.“

Sehr stolz seien die Grünen auf das Ratsergebnis, erklärte Pelikan weiter: „Wir haben uns verdoppelt! In Neukirchen-Vluyn sind wir besser als die Landespartei. Das Ergebnis zeigt: Die Leute wollen Klimaschutz, sie wollen die Mobilitätswende, sie wollen Biodiversität.“ Die „grünen“ Themen seien angekommen in der Gesellschaft.

Für CDU-Chefin Karin Keesen zeigt das Ergebnis, dass die Neukirchen-Vluyner Harald Lenßen als Bürgermeister behalten wollen. Im Wahlkampf werde man um die Pelikan-Wähler werben: „Am Montag geht’s los.“ Positiv sei auch das CDU-Ergebnis bei der Ratswahl: „Wir wollten wieder stärkste Fraktion werden, das haben wir geschafft.“

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Die SPD-Vorsitzende Elke Buttkereit zeigte sich enttäuscht, dass ihre Fraktion den Status als größte Fraktion verloren hat: „Jetzt sind andere Mehrheiten möglich, das ist enttäuschend. Andererseits ist das Ergebnis auch kein Desaster.“ Mit Ralf Köpke habe man ja noch die Chance, künftig den Bürgermeister zu stellen.

Zufriedenheit herrscht bei den Liberalen, die ihr Ergebnis von 3,6 auf 5,4 Prozent steigern konnten und künftig mit zwei Sitzen wieder Fraktionsstatus besitzen werden: „Damit ist alles gesagt“, kommentierte der Parteivorsitzende Christian Sluiters. NV Auf geht´s sackt von 7,5 auf 5,3 Prozent und büßt einen seiner bisherigen drei Sitze im Rat ein.