Kamp-Lintfort. Sechs Wochen nach dem Start spricht Laga-Geschäftsführer Martin Notthoff im Interview über Besucherzahlen. Sein Zwischenfazit: „Wir geben Gas!“

Seit sechs Wochen hat die Landesgartenschau für Besucher geöffnet. Zeit genug für eine kurze Standortbestimmung. Im Interview spricht Laga-Geschäftsführer Martin Notthoff über Besucherzahlen, Erwartungen und eine Gartenschau in Corona-Zeiten.

Einen Monat nach der Eröffnung konnte die Laga den 100.000. Besucher begrüßen. Wie realistisch ist die ursprünglich mal angepeilte Gesamtzahl von 560.000 Besuchern?

Wir lassen die Zielmarke erst mal noch stehen. Wenn man in den letzten Tagen auf den Parkplatz geschaut hat, sieht man, dass jetzt die ersten Reisebusse kommen. Ich glaube, die Sache kommt noch richtig in Schwung. Wir können aber im Moment nicht wirklich einschätzen, ob dieses Nachholen des Reisebusverkehrs – in der Regel macht das 40 Prozent der Landesgartenschaubesucher aus – reicht. Aber das Ziel bleibt und wir geben Gas.

Stichwort Busreisen: Wird es demnächst hier erst richtig voll?

Ja, wir gehen davon aus, dass es jetzt voller wird. Obwohl: Auch ohne Busreisen war der Besuch in den letzten Wochen gerade für einen Anfang einer Gartenschau und so einen Monat wie den Mai, der vom Wetter her schwer zu kalkulieren ist, sehr gut. Trotzdem fehlte dieses Grundgerüst. Schade war, dass auch die Busunternehmer nicht langfristig kalkulieren konnten. Bis jetzt Werbeaktionen und Buchungen richtig anlaufen können und viele ältere Menschen ihre Corona-Ängste überwunden haben, braucht es sicher eine gewisse Zeit.

Bislang ist die Laga-Geschäftsführung zufrieden mit den Besucherzaheln – trotz Corona.
Bislang ist die Laga-Geschäftsführung zufrieden mit den Besucherzaheln – trotz Corona. © FUNKE Foto Services | Markus Weissenfels

Wie viele Besucher haben denn den Zechenturm als Aussichtspunkt schon für sich entdeckt?

Wir haben derzeit coronabedingt Probleme mit der Kapazität des Aufzugs. Deswegen haben wir anfangs die Zeitfenster sehr verhalten gehandhabt. Jetzt wollen wir gleichzeitig mehr als 20 Leute auf den Turm lassen, das geht wieder. Wir müssen dann nur zusätzlich einen Brandschutzhelfer installieren, aber das ist organisierbar. Es sind jetzt schon, glaube ich, über 1000 Leute oben gewesen. Das ist für diese Rahmenbedingungen nicht schlecht. Anfangs hatten wir einige technische Probleme und wollten den Vollbetrieb erst aufnehmen, wenn der Aufzug störungsfrei läuft. Das tut er jetzt seit einer Woche.

Die Eintrittspreise standen anfangs in der Kritik. Warum haben Sie – trotz Corona – an den Preisen festgehalten?

Wir haben keine Veranlassung dazu gesehen. Coronabedingte Nachteile gab es nur in der ersten Woche, da haben wir auch rabattiert. Danach stand aber das gesamte Programm der Landesgartenschau zur Verfügung – samt kostenlosem Shuttledienst und kostenlosem Parken. Wenn man dann die Eintrittspreise gesenkt hätte, hätte man sich unglaubwürdig gemacht.

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Wann wird das Green FabLab der Hochschule öffnen?

Das Green FabLab leidet ein bisschen unter den coronabedingten Einschränkungen des Hochschulbetriebs. Professoren und Studenten waren im Homeoffice und konnten keine vorbereitenden Arbeiten erledigen. Das läuft jetzt aber an. Wir haben mit der Hochschule vereinbart, dass sie jetzt als erstes einen Schaubetrieb organisiert. Auf einem großen LED-Bildschirm soll zum Beispiel in einer Filmanimation gezeigt werden, was man künftig dort machen kann. Nach den Sommerferien wird die Hochschule auch die ersten Veranstaltungen anbieten.

Anfangs hat das freigestellte städtische Kita-Personal ausgeholfen, Haben Sie jetzt immer noch genügend freiwillige Helfer, um die Corona-Auflagen zu kontrollieren?

Wir haben sehr viele Leute aus dem Förderverein, die gerne auch weiter mitmachen. Beim Kita-Personal ist es so, dass die meisten jetzt nicht mehr zur Verfügung stehen. Ich sage mal, zum Glück betreuen sie jetzt wieder Kinder, das ist ja ihre originäre Aufgabe. Es gibt Erzieherinnen, die zur Risikogruppe gehören, und aus diversen Gründen nicht arbeiten dürfen oder können. Die setzen wir nach wie vor hier ein. Wir haben aber die Anzahl der „Corona-Posten“ ganz deutlich zurückgefahren, das funktioniert jetzt weitgehend von allein. Insgesamt stemmen wir das jetzt mit vielleicht noch einem Viertel der Helfer, mit denen wir hier angefangen haben.

Gibt es beim Einzelhandel, bei den Gastronomen in der Stadt, schon einen spürbaren Laga-Effekt?

Ich habe das noch nicht konkret abgefragt, aber es würde mich wundern, wenn ein solcher Effekt zu spüren wäre. Das liegt daran, dass das Reisegeschäft, wo man dann auch mal ein Dreitagesprogramm Niederrhein mit Gartenschau buchen kann, gerade erst wieder anläuft. Dann kommen die Besucher, die vielleicht mal einen Schwenk durch die Innenstadt machen. Wenn ich nur sechs, sieben Stunden Gartenschau plane, dann brauche ich die Zeit alleine, um beide Gelände zu besuchen. Bislang waren hier vor allem Tagestouristen. Aber das wird sich sicher auch noch entwickeln.

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Wo kommen die Besucher her?

Unsere Pförtner machen jeden Tag eine Parkplatzbegehung und führen Strichlisten. Man kann bislang sagen, dass der Schwerpunkt vom Niederrhein kommt, hier vor allem aus den Wir-4-Städten, und aus dem Ruhrgebiet. Die Leute kommen aber auch aus dem Münsterland, und wenn wir Niederrhein sagen, dann geht das runter bis Mönchengladbach und Aachen. In der Regel sind unsere meisten Besucher diejenigen, die bis zu einer Stunde fahren.

Was ist mit Besuchern aus den Niederlanden und Belgien?

Wir haben im Vorfeld jede Menge Infomaterial auf Niederländisch produziert und verteilt und arbeiten darüber hinaus mit niederländischen Partnern zusammen. Das Problem: Erst seit Kurzem dürfen die Niederländer „offiziell“ über den kleinen Grenzverkehr hinaus wieder nach Deutschland reisen. Von daher konnten vorher nicht viele kommen. Hier ist – coronabedingt – natürlich auch ein Leck in der Besuchererwartung.

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Ihr persönlicher Geheimtipp für einen gelungenen Laga-Tag ...

Ich persönlich bin ein Fan von der Kombination Landschaftsgestaltung und Bergbaukultur. Das kann man so am besten sehen, wenn man auf dem kleinen oder großen Fritz steht, sich die Landschaft anschaut und sieht, dass man rundherum eingerahmt ist von Bergbaukultur. Ich würde jedem raten, eine Turmfahrt zu machen und das Zentrum für Bergbaukultur zu besuchen – samt einer Führung im Lehrstollen. Dann hat man die Verbindung gut eingefangen.