Kamp-Lintfort. Landesgartenschau-Geschäftsführer Heinrich Sperling blickt positiv auf die ersten Wochen. Kritik an zu hohen Eintrittspreisen weist er zurück.
Etwas über drei Wochen hat sie nun schon geöffnet: Die Landesgartenschau 2020 in Kamp-Lintfort ist eine andere als geplant, aber, so sagt Geschäftsführer Heinrich Sperling, „vieles ist jetzt schon wieder möglich“. Am morgigen Pfingstsamstag öffnet die Gastronomie auf dem Gelände auch ihre Innenflächen. Wir haben mit Sperling im NRZ-Garten mit Blick auf den Förderturm über die schwierige Anfangszeit, Besucherzahlen und anhaltende Trockenheit gesprochen.
Herr Sperling, wie zufrieden sind Sie mit dem Start der Laga?
Die Entscheidung, zu öffnen und nicht ins nächste Jahr zu verschieben, war auf jeden Fall die richtige. Der Aufwand wäre immens groß gewesen. Wir sind von der Corona-Krise eiskalt überrascht worden und mussten mitten im Endspurt anhalten. Die anderen Gartenschauen wurden abgesagt, und auch wir haben uns gefragt: Würde überhaupt jemand kommen? Das war eine schwierige, ungewisse Phase. Daher sind wir jetzt sehr froh, dass die Corona-Regeln sich auf diesem riesigen Gelände gut einhalten lassen und die Besucher sich gerne auf der Laga aufhalten. Wir bieten hier für viele auch ein großes Stück Normalität, weil das Gelände so weitläufig ist.
Was gefällt Ihnen jetzt gerade am besten?
Die Zeit der Tulpen ist vorbei, nun blühen die Margeriten und die Mohnfelder. Das sieht einfach traumhaft schön aus. Ich sehe viele Gäste, die sich das gerne anschauen und dabei auf den Bänken und Liegen auf der Wiese sitzen. Wir haben ein Drittel mehr an Blumenfläche als bei der vorherigen Laga in Bad Lippspringe – und das bei gleicher Fläche. Das macht sich schon bemerkbar. Außerdem finde ich es großartig, dass die ersten kleineren Veranstaltungen stattfinden konnten, Stelzenlauf, Programm auf der Sportwiese oder kleine Jazz-Konzerte. Auch Führungen sind – mit viel Abstand – bald wieder möglich.
„Pandemiebetrieb ist wesentlich teurer“
Einige Besucher bemängeln, dass ihnen für den Eintrittspreis von 18,50 Euro zu wenig geboten wird. War eine Ermäßigung aufgrund der Corona-Krise keine Option?
Wir müssen wirtschaftlich denken. Der Pandemiebetrieb auf der Gartenschau ist wesentlich teurer als zu Normalzeiten. Außerdem sind mittlerweile fast alle Attraktionen zugänglich, auch auf die Aussichtsplattform des Förderturms können Besucher nun unter Einhaltung der Regeln hoch. Wir haben sehr viel zu bieten. Und die Abendveranstaltungen, die wegen Corona wegfallen mussten, hätten ja ohnehin zusätzlich bezahlt werden müssen. So ist es eine Gartenschau, die die traditionellen Werte eines solchen Ereignisses wieder mehr in den Vordergrund stellt. Das ist mir ganz wichtig.
Wie sehen die Besucherzahlen und Einnahmen aus? Am Wochenende scheinen viele Gäste zu kommen, unter der Woche eher weniger.
Wie viele Besucher schon da gewesen sind, geben wir jetzt noch nicht bekannt. Üblicherweise macht man das bei Gartenschauen nach etwa sechs Wochen zum ersten Mal. Natürlich sind alle Gruppenreisen mit dem Bus storniert worden, das macht sich bemerkbar. Aber so viel kann ich sagen: Es kommen wesentlich mehr, als ich es in Zeiten einer Pandemie erwartet hätte. Sorgen über fehlenden Abstand braucht sich keiner zu machen: Auf das Gelände vom Zechenpark und vom Kloster dürfen 7500 Menschen.
„Alles wird den ganzen Sommer grün bleiben“
Der Zechenpark und das Kloster Kamp bieten den Blumen und Pflanzen nicht viel Schatten, seit Wochen ist es trocken und sonnig. Wie viel Arbeit ist es, dass alles den ganzen Sommer grün ist?
Wir bewässern extrem viel und das geht nicht nur tagsüber, wenn die Besucher da sind. Vor allem nachts fahren wir hier die großen Beregnungen auf. Alles wird den ganzen Sommer über grün bleiben, das ist natürlich auch ein erheblicher Kosten- und Arbeitsaufwand. Morgens ist noch Tau da, aber darunter sind die Böden sehr trocken, und die Beschaffenheit ist durch die Bergbauvergangenheit ja ohnehin eine ganz andere. Die Pflanzen, die wir hier eingesetzt haben, mussten sich den Lebensraum erstmal erobern. Und dass sie genügend Wasser bekommen und wachsen, ist auch für Zeit nach der Laga wichtig. Schließlich wird der Zechenpark hoffentlich noch von vielen Generationen genutzt werden.
Das Gespräch mit dem Laga-Chef führte Anika Bloemers.