Kamp-Lintfort. Die Fördergemeinschaft für Bergbautradition bietet Führungen durch den Lehrstollen der Zeche Friedrich Heinrich an. Aber anders als geplant.
Mit einem freundlichen „Glück Auf“ begrüßte Jörg Salobir Huberta Schmidt und ihre Tochter Sophie vor dem Kamp-Lintforter Lehrstollen, stattete sie jeweils mit einem Grubenhelm aus und startete den halbstündigen Rundgang. „Die Bergmänner nannten den gesamten Weg von der Umkleide bis zu ihrem Arbeitsplatz unter Tage ‘Seilfahrt‘. Mit neun Metern pro Sekunde fuhren sie in den Schacht ein“, erklärte der ehemalige Bergmann.
Knapp zwei Minuten dauerte es früher, bis man in 885 Metern Tiefe angekommen war. Das stand den Besuchern natürlich nicht bevor, sie blieben im Lehrstollen auf der Erdoberfläche, erfuhren aber trotzdem jede Menge über den Kohleabbau unter Tage.
Es gelten Abstandsregeln
Seit gut einer Woche bietet die Fördergemeinschaft für Bergbautradition im Rahmen der Landesgartenschau (Laga) kurze Führungen durch den Lehrstollen des ehemaligen Bergwerk West an. Wenn auch unter anderen Bedingungen als eigentlich geplant.
„Wir sind froh, dass wir überhaupt Führungen machen können. Wir hatten befürchtet, wegen Corona gar nicht öffnen zu dürfen“, sagte Vereinsmitglied Michael Kahlert. Alle Bereiche können aufgrund der Corona-Auflagen allerdings nicht besichtigt werden – die Mindestabstände könnten nicht eingehalten werden.
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Maximal fünf Personen plus Gruppenführer dürfen jetzt in den Lehrstollen. Es gibt eine Mundschutzpflicht und Abstandsregelungen. Um den Mindestabstand von 1,50 Metern einzuhalten, wurden Kreise auf dem Boden markiert. In jedem Kreis darf eine Person stehen. Nach jeder Führung werden die Helme desinfiziert. 75 Besucher pro Tag haben die Kumpel bereits durch den Lehrstollen geführt. „Das ist für diese besondere Zeit eine gute Zahl. Das Interesse ist auf jeden Fall da“, sagte Kahlert.
Es gibt weitere Führungen
Im Lehrstollen gibt es verschiedene Stationen, an denen die Vereinsmitglieder die Maschinen oder die Historie erklären. Um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie hart die Arbeit damals war, konnten die Besucher die Geräte in die Hand nehmen. Huberta Schmidt testete eine riesige Bohrmaschine, mit der Kohle abgebaut wurde. „Die ist nicht nur schwer, sondern vor allem laut“, stellte sie fest.
Dann zischte es. Salobir drehte einen Hahn auf, kurz darauf leuchtete eine Lampe. „Weil Strom in Kombination mit Methan eine mögliche Zündquelle unter Tage war, wurden Geräte oder Lampen mit Druckluft betrieben“, erklärte er. Bevor das allerdings möglich war, wurde die Kohle anders abgebaut: Mit Schlägel und Eisen – dem heutigen Symbol der Bergleute. „Bis zu 10.000 Tonnen reine Kohle wurden hier an einem Tag gefördert. Das waren Weltrekordversuche“, so Salobir.
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Huberta und Sophie Schmidt gefiel die Führung. „Es war sehr interessant, auch die Geräte einmal in die Hand zu nehmen, um festzustellen, wie schwer die Arbeit damals war“, sagte Huberta Schmidt.
Die Bergleute bieten bis zum Ende der Landesgartenschau am 11. Oktober jeden Tag außer dienstags und donnerstags von 10 bis 13 und von 15 bis 18 Uhr die Führungen durch den Lehrstollen an. Der Eintritt ist frei.