Kamp-Lintfort. Es hat so harmlos angefangen. Aber für Karl-Heinz Schindler aus Kamp-Lintfort endete die Covid19-Erkrankung am Beatmungsgerät. Seine Geschichte.

Es fing so harmlos an. Ein Arbeitskollege von Karl-Heinz Schindler war positiv auf das Coronavirus getestet worden. Als er selbst nun in der Woche darauf leichten Husten bekam, blieb er vorsichtshalber zu Hause. Karl-Heinz Schindler, der mit seiner Frau in Kamp-Lintfort lebt, ist Technischer Angestellter und im Projekt-Management tätig. Obwohl er sich schlapp und müde fühlte, arbeitete er im Homeoffice weiter. Das teilt das Krankenhaus St. Bernhard mit und erzählt seine Geschichte.

Gern hätte Schindler demnach zur Sicherheit einen Corona-Test im regionalen Abstrichcenter machen lassen, aber seine telefonische Nachfrage sei abgelehnt worden: Er habe zu geringe Symptome. Man riet ihm, sich zu beruhigen, zu Hause zu bleiben und ein Tagebuch zu führen. In der Woche darauf ging es dem 63-Jährigen richtig schlecht. Er bekam Fieber und wurde zunehmend kraftlos.

Die Familie rief den Notarzt

Die ganze Familie hat sich Sorgen gemacht. Seine Frau fuhr ihn zum Testen wieder zum Abstrichzentrum. Dort wies man ihn ab, da alle Tests aufgebraucht seien, wie es hieß. „Ich kann nichts für Sie tun“, sei ihm von einem Arzt dort beschieden worden. Also nahm die Frau ihn wieder mit nach Hause.

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Seine Kinder wollten diese Situation nicht hinnehmen. Sie riefen den Notarzt, der brachte Karl-Heinz Schindler ins St. Bernhard-Hospital. Die Rettungskräfte hatten vorher geklärt, dass man den mittlerweile unter hohem Fieber leidenden Mann auch aufnehmen würde.

Karl-Heinz Schindler kam sofort auf die eigens im Krankenhaus eingerichtete Isolierstation. Die Chefärzte Dr. Klaus Kattenbeck (Klinik für Kardiologie) und Dr. Gero Frings (Klinik für Anästhesie) kümmerten sich intensiv um ihn.

„Ich kann mich an vieles nicht erinnern“, erzählt der 63-Jährige. „Es haben sich so viele Ärzte und Pflegende toll um mich gekümmert.“ Seine Werte verschlechterten sich drastisch, auch die Sauerstoffsättigung wurde kritisch. „Ich war besorgt, wie schnell sich sein Zustand verschlimmerte“, erzählt Klaus Kattenbeck.

Der Kamp-Lintforter kam an das Beatmungsgerät

Karl-Heinz Schindler befand sich in Lebensgefahr. Da er aber noch ansprechbar war, zeigten ihm die Ärzte die Behandlungsmöglichkeit auf: Man wollte ihn, um sein Leben zu retten, auf der Intensivstation beatmet ins Koma legen. „Da ich überleben wollte, habe ich dem natürlich zugestimmt“, berichtet er.

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„Die Behandlung der beatmungspflichtigen Patienten kann sehr unterschiedlich sein. Herr Schindler war in Lebensgefahr. Er hätte ohne Intubation den Tag nicht mehr überlebt“, erläutert Dr. Gero Frings die Entscheidung. „Es gibt kein Schema bei der Behandlung von Covid-Patienten. Die intensive individuelle Betrachtung und die professionelle Zusammenarbeit des Intensivteams, das aus Pflege und Ärzten besteht, ist der Schlüssel zu einer erfolgreichen Behandlung.“

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Fünf Wochen wurde er auf der Intensivstation behandelt, davon lag er 21 Tage beatmet im künstlichen Koma. „Danach begann schon die Mobilisierung“, sagt Karl-Heinz Schindler. „Allein, mich auf die Bettkante zu setzen, war Schwerstarbeit.“ Gero Frings und das gesamte Team der Intensivstation halfen ihm, wieder ins Leben zurück zu finden. Einer der Vorteile des Lintforters: Er hatte sein Leben lang viel Sport getrieben und keine Vorerkrankung. „Deshalb hat mein Körper dem standgehalten“, fasst Karl-Heinz Schindler zusammen.

„Es ist beeindruckend, wie gut Herr Schindler diese schwere Krankheit überstanden hat“, sagt Kattenbeck froh. Aber die lebensgefährliche Erkrankung und die Zeit im Koma forderten ihren Preis. Schindler: „Ich war erstaunt, wie schlapp mein Körper war.“ Zehn Kilogramm verlor er an Körpergewicht – besonders an Muskeln.

Der Covid-19-Patient kam dann in die Reha

Eine Woche, nachdem alle Symptome abgeklungen und die Corona-Tests negativ waren, wurde Karl-Heinz Schindler aus der Isolierstation in die Reha nach Bad Salzuflen entlassen. Hier setzt er seinen ganzen Ehrgeiz ein, wieder zu Kräften zu kommen. „Ich habe berechnet, dass ich drei Wochen für den Wiederaufbau meiner Muskeln benötigen würde. Entsprechend weit war ich dann schon nach sieben Tagen“, berichtet er nicht ohne Stolz. Und das bei einem umfangreichen Plan an Aktivitäten.

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Seine Bronchien und die Lunge sind mittlerweile wieder frei, auch wenn das Lungenvolumen noch reduziert ist. In die Reha wurde er mit einem Taxi gebracht – und lief am Rollator. Dort startete er mit Treppensteigen. Mittlerweile geht er wieder ohne Hilfsmittel. Auch in den Kurpark. „Ich will gesund werden und keine Zeit verlieren“, lautet sein Motto. „Als ich von der Intensivstation verlegt wurde, fiel eine schwere Last von mir ab – auch wenn ich die Lebensgefahr emotional noch nicht verarbeitet habe“, erzählt Karl-Heinz Schindler. „Ich habe ein zweites Leben geschenkt bekommen.“

Er ist den Ärzten und Pflegefachkräften des St. Bernhard-Hospitals dankbar, auch Veronika Hegmann für die psychosoziale Betreuung. Wie sehr das Team der Intensivstation ihren Corona-Patienten schätzte, zeigt sich daran, dass ein kleines Team zur Verabschiedung kam – natürlich in voller Schutzkleidung.