Moers. In Moers ist im vergangenen Jahr ein 23-Jähriger erstochen worden. Ein 24-jähriger Moerser steht nun wegen Totschlags vor Gericht. Die Details.

Die Tat sorgte im November vergangenen Jahres für Entsetzen in Moers. Und auch dem 24 Jahre alten Angeklagten stehen die Tränen in den Augen, als er am Mittwochmorgen die Vorwürfe hört, deretwegen er sich vor der großen Jugendkammer des Landgerichts Kleve in der Außenstelle Moers verantworten muss.

Er soll am 9. November einen 23-jährigen mit zwei Messerstichen getötet haben. Vorangegangen war ein Streit über unwirksame Drogen, der gegen 17 Uhr begann und erst Stunden später mit mehreren Verletzten und dem Todesopfer endete, das vor einem Kiosk an der Homberger Straße zusammenbrach und von den eintreffenden Sanitätern nicht mehr gerettet werden konnte.

Streit in Moers soll mit Drogendeal begonnen haben

Die Anklage lautet auf Totschlag. Der 24-Jährige soll den Tod des Opfers laut Anklageschrift „billigend in Kauf genommen haben“. Der Staatsanwalt zeichnet das Tatgeschehen nach, das mit einem Drogendeal begann, in einen Streit über die scheinbare Wirkungslosigkeit des Opioids Tilidin mündete und schließlich in einer Schlägerei und Messerstecherei gipfelte.

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Laut Staatsanwaltschaft soll ein Freund des Angeklagten am 9. November gegen 17 Uhr das Opioid von einem Freund des Opfers gekauft haben. Ob der Angeklagte zu dem Zeitpunkt bereits anwesend war, wird nicht deutlich. Um 18 Uhr sei es dann aber zum Streit zwischen einer Gruppe um den Käufer, die aus dem Angeklagten und einem weiteren Freund bestand, und dem Verkäufer gekommen, in dessen Folge das spätere Opfer zugeschlagen haben soll.

Die Gruppe des Angeklagten verließ die Homberger Straße laut Anklage zunächst, bewaffnete sich mit Teleskopschlagstöcken und Messern und kehrte gegen 19.45 Uhr im Auto eines vierten Mannes zurück, der in der Zwischenzeit angerufen worden war. Danach eskalierte die gesamte Situation. Im Verlauf des Kampfes soll der Angeklagte dem späteren Opfer zwei Messerstiche zugefügt haben, von denen der zweite das Herz getroffen haben soll.

Der Angeklagte möchte sich am zweiten Verhandlungstag zu den Geschehnissen äußern

Neben dem 24-Jährigen sind alle vier weiteren Männer wegen Beteiligung an einer Schlägerei mit Todesfolge angeklagt, darunter auch der Freund des Opfers. Das Gesamtverfahren ist aber wegen der Abstandsregeln in der Corona-Krise aufgeteilt worden.

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Drei der Mitangeklagten, die allesamt als Zeugen geladen sind, machen von Ihrem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch. Dafür spricht der vierte Mann, der erst später dazu gerufen wurde und die Gruppe um den Angeklagten zur Homberger Straße gefahren hatte. Er sagt aus, dass er an jenem Abend von seinem Bruder angerufen worden sei, der angegeben habe, mit zwei Freunden angegriffen worden zu sein. Gemeinsam mit seiner Freundin habe er sich auf den Weg gemacht und die Gruppe um den Angeklagten zur Homberger Straße zu fahren.

Nach eigener Aussage habe er zunächst versucht, deeskalierend einzugreifen, das sei durch die aggressive Grundstimmung beider Seiten aber nicht mehr möglich gewesen. Seine eigene Beteiligung an den Vorgängen werden Bestandteil eines eigenen Verfahrens sein, dem der 28-jährige Zeuge sich wird stellen müssen.

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Der Angeklagte möchte sich unterdessen am zweiten Verhandlungstag zu den Geschehnissen äußern, gibt aber auf Nachfrage des Vorsitzenden Richters Auskunft über seinen bisherigen – problematischen – Lebensweg. Er schildert eine schwierige Kindheit, berichtet von seiner abgebrochenen Ausbildung als Dachdecker, von regelmäßigem Drogenkonsum und einem Aufenthalt in der Psychiatrie. Strafrechtlich in Erscheinung getreten ist der Angeklagte bislang nicht.

Der nächste Verhandlungstermin steht am 20. Mai an. Dann soll auch eine Videoaufnahme vom Tatgeschehen eine Rolle spielen.