Moers. Von der Ausgabe an der Klever Straße hätte die Schlange bis zum Königlichen Hof gereicht. Deshalb war zu. In Utfort gibt’s sogar genügend Masken.

Fünf Wochen lang war die Lebensmittelausgabe der Moerser Tafel geschlossen. Die Entscheidung für eine virusbedingte Schließung auf unbestimmte Zeit fiel nicht leicht, erinnert sich Tafelleiter Horst Günter Schürings: „Viele Moerser sind auf die Lebensmittelausgabe angewiesen. Wir haben überlegt, wie wir die Versorgung weiter gewährleisten können.“

Die Regeln zur Vermeidung der Virusausbreitung können an der Klever Straße platzbedingt nicht eingehalten werden. „Bis zu drei Leute dürfen gleichzeitig ins Gebäude. Vor den Türen würde sich eine Warteschlange bilden, die mit Abständen zwischen den Bedürftigen bis zum Königlichen Hof reichen würde“, sagte Schürings.

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Vor 21 Jahren gründete Schürings die Moerser Tafel, „aber eine Situation wie diese habe ich nie erlebt“. Was also tun, wenn virusbedingt der Standort an Grenzen stößt? Das Team des Christlichen Jugenddorfs (CJD) hatte eine Idee: In Utfort steht ein ehemaliger Edeka-Laden an der Ecke Bergwerk- und Wittfeldstraße leer. Bis zum Ende letzten Jahres wurde der leerstehende Laden für die Ausbildung der Azubis im Supermarkt genutzt. „Die Räume sind sehr groß und zur Abstandshaltung ideal“, sagte Christian Kröll, Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.

Und zum Hinterausgang geht es wieder raus

Die Kunden können vom Eingang über einen Parcours zu den Ausgabestellen und am Ende zu einem Hinterausgang geführt werden. Wie gut das klappt, war am Freitag zu sehen. Die Tafel öffnete erstmalig in

Gut bestückte Lebensmittelkiste steht bereit.
Gut bestückte Lebensmittelkiste steht bereit. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Utfort. Die ehrenamtlichen Tafelhelfer stellten 40 Holzpaletten auf und spannten Absperrband entlang der Paletten, so dass die Wartezone deutlich zu erkennen ist. 150 Leute können überdacht bis zur Essensausgabe anstehen. Größere Kühlräume und Toilettenräume sind ebenfalls vorhanden. Lebensmittel wurden gespendet oder stammen von Supermärkten, die im selben Maße an die Tafel liefern. Vorsicht ist weiterhin zu spüren, auch mit Blick auf die Helfer: „Viele unserer Lebensmittelausgabe-Helfer sind um die 70 Jahre alt und gehören zur Risikogruppe“, sagte Schürings.

Reinigungskräfte nähen Behelfsmasken

Kurzerhand nähten Reinigungskräfte des CJD, die aktuell nicht im regulären Einsatz sind, sowie Jugendliche aus dem CJD-Jugenddorf Behelfsmasken und stellten Kittel zur Verfügung. Auch die Tafelkunden seien rücksichtsvoll, erzählte Helferin Beate Krombolz-Sinning.

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Wie die Bedürftigen wochenlang ohne die Tafel über die Runden kamen weiß sie nicht: „Ich denke, dass es schwierig war.“ Krombolz-Sinning bediente die 58-jährige Esta, die sich Naturjoghurt, Brot und Milch abholte. „Ich bekomme Erwerbsunfähigkeitsrente und gehe seit zehn Jahren zur Tafel. Der Standort in Utfort ist viel schöner“, sagte Esta.

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Ob Schürings Wunsch nach einem festen, zeitlich unbegrenzten Tafel-Standort in Utfort in Erfüllung geht, entscheidet die Agentur für Arbeit. Die Ausgabestelle der Moerser Tafel befindet sich vorübergehend bis zum Ende der Corona-Pandemie in Utfort, an der Ecke Bergwerk- und Wittfeldstraße. Zu Fuß ist die Ausgabestelle von der Bushaltestelle „Eurotec“ zu erreichen. Die Tafel öffnet feiertagsbedingt nicht am Freitag (1. Mai), sondern bereits am Mittwoch (29.4) von 12 bis 15 Uhr. Regulär ist die Tafel jeden Freitag von 12 bis 15 Uhr geöffnet. Ab Montag ist für alle Tafelkunden das Tragen von Mundschutz Pflicht.