Neukirchen-Vluyn. Am Schulzentrum in Neukirchen-Vluyn müssen sich Gesamtschule und Gymnasium die Räume aufteilen. Fürs JSG reicht es. Und für die Gesamtschule?

Die prognostizierten Baukosten für die Sanierung des Julius-Stursberg-Gymnasiums liegen derzeit bei 20.044.684 Euro und haben sich somit im Vergleich zur letzten Prognose kaum verändert. Das geht aus einer Verwaltungsvorlage für die Politik hervor. Die Schülerzahlen an der Gesamtschule steigen. In der kommenden Woche steht die Entwicklung am Schulzentrum wieder im Fokus des politischen Interesses. Die NRZ-Redakteurin Sonja Volkmann hat die Erste Beigeordnete der Stadt, Margit Ciesielski, zu Schülerzahlen, Auslastung, Raumaufteilung und digitalem Stand befragt.

Margit Ciesielski, Erste Beigeordnete der Stadt Neukirchen-Vluyn.
Margit Ciesielski, Erste Beigeordnete der Stadt Neukirchen-Vluyn. © Christoph Karl Banski / FUNKE Foto Service

Die Gesamtschule erfährt einen guten Zuspruch. Ab dem kommenden Jahr soll sie dauerhaft fünfzügig werden. Es ist perspektivisch sogar von schwacher Sechszügigkeit die Rede. Wie realistisch ist das?

Auf Basis der durchgeführten anlassbezogenen Schulentwicklungsplanung muss man davon ausgehen, dass sich die Gesamtschule bei über 140 Einschulungen jährlich einpendeln wird. Dies bedeutet in jedem Fall eine Fünfzügigkeit. Sofern die Option besteht, kleinere Klassen zu bilden, so ist grundsätzlich auch eine schwache Sechszügigkeit möglich. Dies setzt aber auch optimale Rahmenbedingungen wie ausreichendes pädagogisches Personal voraus. Hier darf man nicht unberücksichtigt lassen, dass eine Zuweisung von Lehrern und Lehrerinnen auf Basis von Schülerzahlen und nicht von Klassen erfolgt.

Also ist doch eher von fünf Zügen auszugehen. Wie ist die Prognose der Schülerzahlen?

Die Prognose sieht einen Anstieg der Anmeldezahlen für die Gesamtschule auf bis zu 146 Schülerinnen und Schüler im Einschulungsjahrgang (Klasse 5) 2024/2025 vor. Für das Gymnasium wird der Höhepunkt im Schuljahr 2024/2025 mit 114 Schülerinnen und Schülern erreicht.

Beim Julius-Stursberg-Gymnasium bleibt es bei vier Zügen? Wie sieht hier die Prognose aus?

Im aktuellen Schuljahr ist das JSG nur dreizügig. Grundsätzlich sieht die Prognose für das Gymnasium aber Einschulungen von 100 bis 110 Schülerinnen und Schülern jährlich vor. Dies würde eine stabile Vierzügigkeit bedeuten.

Es scheint Meinungsverschiedenheiten über die Raumbedarfe am Schulzentrum zu geben. Was ist der Streitpunkt?

Es hat im Hinblick auf die letzte Sitzung des Ausschusses für Bildung-Kultur-Sport Klärungsbedarf bezüglich der dargestellten Ergebnisse der Raumbedarfsanalyse gegeben. Diesem Klärungsbedarf wird in der Sitzung des Ausschusses für Bildung-Kultur-Sport am 20. November Rechnung getragen.

Das ist wenig konkret. Wie sind denn die Ergebnisse – in aller Kürze? Was bedeutet das genau?

Laut Anmerkung der Vertreterin der Ortslehrerschaft ist das Ergebnis der Raumbedarfsanalyse im Hinblick auf eine zukünftige Nutzung des ehemaligen Erprobungsstufentraktes (Trakt E) des Gymnasiums nicht abschließend deutlich geworden. Hier erfolgt in der Sitzung des Ausschusses für Bildung-Kultur-Sport am 20. November eine Klarstellung dahingehend, dass – auf Basis der vorliegenden Schulentwicklungsplanung – der Schulträger das Erdgeschoss des E-Traktes künftig der Gesamtschule zur schulischen Nutzung zur Verfügung stellt.

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Die Schülerzahlen an der Gesamtschule steigen, das Gymnasium kehrt zu G9 zurück. Reichen angesichts dessen die Räume langfristig überhaupt aus oder muss noch angebaut werden?

Wir werden noch in diesem Jahr in einem gemeinsamen Termin mit der Gesamtschule und Begleitung unseres externen Beraters die Ergebnisse der Raumbedarfsanalyse näher qualifizieren. Es steht aber jetzt schon fest, dass hier weitere Räumlichkeiten erforderlich sind, das heißt, es muss in jedem Fall angebaut werden. Die für das Gymnasium nach Abschluss der Sanierung bereitstehenden Räumlichkeiten decken auf Basis der aktuellen Fortschreibung der Schulentwicklungsplanung auch den Raumbedarf für eine Rückkehr zu G9 ab.

Haupt- und Realschule laufen im kommenden Jahr aus. Am Gymnasium wird G9 erst zum Schuljahr 2026/27 voll ausgebaut sein. Wäre damit nicht das Raumproblem auch für die Gesamtschule gelöst?

Wenn man allein die Tatsache berücksichtigt, dass die Gesamtschule auch eine Oberstufe beschult, dann lässt sich hieraus schon ableiten, dass im Unterschied zur Haupt- und Realschule ein höherer Raumbedarf schon ohne Berücksichtigung des Anstiegs der Schülerzahlen gegeben ist. Zudem wird sich auf Dauer bemerkbar machen, dass lediglich die Gesamtschule eine Schule des Gemeinsamen Lernens ist.

Inwiefern?

Als Ergebnis der durch die Landesregierung vorgenommenen Neuausrichtung der Inklusion erfolgt eine zieldifferente Beschulung nicht mehr am Gymnasium, sondern ausschließlich an der Gesamtschule. Dies hat zur Folge, dass der Gesamtschule schon aufgrund der erforderlichen Differenzierung mehr Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt werden müssen.

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Wie bewertet der Schulträger generell das Raumangebot am Standort? Wo gibt es aus Ihrer Sicht Handlungsbedarf? Immerhin hatte sich die Schulpflegschaft der Friedensreich-Hundertwasser-Schule im Sommer unter anderem über das Raumangebot beklagt.

Neben dem Handlungsbedarf an der Gesamtschule haben wir gerade aktuell auch eine Analyse im Bereich der Grundschulen durchgeführt. Das Ergebnis wird Gegenstand der Beratungen in der nächsten Sitzung des Ausschusses für Bildung-Kultur-Sport sein. Grundsätzlich ist der Raumbedarf in den Grundschulen für die gemäß Schulentwicklungsplanung prognostizierten Schülerzahlen ausreichend. Allerdings ergeben sich aufgrund der steigenden Nachfrage im Bereich des Offenen Ganztags an allen Grundschulstandorten Optimierungsbedarfe. Hierzu wurden mit den Schulleitungen abgestimmte Vorschläge erarbeitet, die jetzt in einem nächsten Schritt weiter qualifiziert werden müssen.

Wie sind die Schulen am Standort digital aufgestellt?

Wir haben in den vergangenen Jahren durchgehend in die Digitalisierung der Schulen investiert. Während der Prozess am Gymnasium im Rahmen der Sanierung nahezu abgeschlossen wurde, schreitet dieser an der Gesamtschule sukzessive mit dem Einlauf jeder weiteren Jahrgangsstufe fort. Die Grundschulen befinden sich hier noch im Aufbaustadium. Man darf hier nicht außer Acht lassen, dass der Prozess auch personelle Ressourcen des pädagogischen Personals bindet.

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Im Zuge des Digitalpakts bekommt Neukirchen-Vluyn Fördermittel in Höhe von rund 900.000 Euro. Welche Maßnahmen müssen zuerst umgesetzt werden?

Unsere Planung sieht einen Abruf der kompletten Fördersumme im kommenden Jahr vor. In Abstimmung mit den Schulleitungen wird die IT-Grundstruktur an allen Schulen verbessert. Ziel ist es, unter anderem eine flächendeckende WLAN-Versorgung der Schulen herzustellen. An den Grundschulen und der Gesamtschule soll das Ausstattungsniveau auf den bereits am Gymnasium umgesetzten Stand angepasst werden. Darüber hinaus wird die maximale Fördersumme je Schule für mobile Endgeräte vollumfänglich ausgeschöpft. Das Programm für 2020 ist also durchaus sehr ambitioniert.