Kreis Wesel. „Zukunft Niederrhein“ möchte weiter mit Kreis und Kommunen ins Gespräch kommen. Dazu ist nun ein Magazin auf dem Weg zu Kommunalpolitikern.

„Je mehr Recycling, desto besser!“ Dieser Satz ist insofern bemerkenswert, als dass er von David Tigges stammt. Er ist Mitglied der Geschäftsführung von Teunesen, einem Kiesunternehmen, das am Niederrhein tätig ist. Gemeinsam mit Hülskens-Geschäftsführer Christian Strunk und „Zukunft Niederrhein“-Chef Sascha Kruchen saß David Tigges in der vergangenen Woche im Xantener Hotel van Bebber und versuchte, den Eindruck zu zerstreuen, die Kiesinitiative und ihre Unternehmen würden den Einsatz von Recyclingbaustoffen nicht begrüßen. Das Gegenteil sei der Fall, sagten die drei Geschäftsführer. Allerdings gebe es vor allem auf Kreis- und Kommunalebene kaum noch Möglichkeiten, ins Gespräch zu kommen und so Missverständnisse aufzuklären. Denn diese seien reichlich vorhanden.

Streit um Kiesabbau: Kiesinitiative möchte mit Kommunen und Politik ins Gespräch kommen

So sei mehr Recyclingmaterial wünschenswert, aber in den notwendigen Mengen nicht zu erreichen. Auch, wenn man es schaffe, den Anteil zu erhöhen, werde man damit nicht komplett Kies und Sand ersetzen können. Das laufe aber den Plänen der Landesregierung zuwider. Bekanntlich hatte die schwarz-grüne Koalition einen Degressionspfad in ihren Koalitionsvertrag eingezogen, der besonders betroffenen Regionen perspektivisch einen Ausstieg aus der Kies- und Kiessandgewinnung ermöglichen soll. Dabei stützt sich das Land vor allem auf die zirkuläre Wirtschaft und damit auf Recyclingbaustoffe. „Dafür gibt es aber einfach zu wenig Abbruchmaterial“, sagt Christian Strunk.

Die Gegner weiteren Kiesabbaus argumentieren dagegen, dass in der Kiesbranche überhaupt keine Bereitschaft besteht, den Ausbau von Recyclingbaustoffen zu forcieren. Stattdessen werde er kleingeredet. Solange man sich beim Recycling nicht auf den Weg mache, werde man den Kiesabbau nicht eindämmen können. Außerdem hielten die bereits ausgewiesenen Flächen noch ausreichend Kies und Sand für die kommenden zwei Jahrzehnte vor. Der Regionalplan Ruhr mit neuen 932 Hektar ausgewiesenen Abbauflächen ist in ihren Augen fehlerhaft, weil er gegen Umweltbelange nicht abgewogen ist und sich gegen das Potenzial von Recyclingbaustoffen sperrt. Darum klagen Kreis und sechs Kommunen gegen den Plan.

Kiesstreit im Kreis Wesel: Wie ein Magazin den Diskurs ankurbeln soll

Bei den Versorgungszeiträumen sieht „Zukunft Niederrhein“ ebenfalls Missverständnisse. Denn viele Flächen, die den Versorgungszeiträumen zugrunde gelegt würden, bildeten die tatsächliche Verfügbarkeit nicht ab. Und die verringere sich schneller als gedacht, in den nächsten fünf Jahren schrumpfe die Zahl der Abbauflächen von derzeit 25 auf zehn. Bei den langen Genehmigungsprozessen für Neuaufschlüsse könne man irgendwann den Bedarf für Kies und Sand nicht mehr decken, der unweigerlich kommen werde, sobald sich die Bauindustrie erhole, „in ein bis zwei Jahren“, so Strunk. Der Mangel an Kies und Sand werde das Material in NRW dann aber weiter verteuern.

Gerne würden sie ihre Sichtweisen mit kommunalen Vertretern, den Kreisen Kleve und Wesel sowie dem Land diskutieren und dann auch über Naturschutz, flächenschonenderen Abbau und Anschlussnutzungen sprechen, sagen sie. Sie fühlen sich aber nicht gehört. Darum geht Zukunft Niederrhein jetzt einen anderen Weg und sucht das Gespräch über das gedruckte Wort– mit einer vierseitigen Broschüre, die in einer Druckauflage von rund 1000 Exemplaren an die politischen Vertreterinnen und Vertreter in den Stadt-, Gemeinderäten und den Kreistagen Kleve und Wesel gegangen ist.

Damit, so Sascha Kruchen, solle die „Grundlage für konstruktive Gespräche“ geschaffen werden. Zweimal im Jahr soll das Magazin „Kies im Dialog“ erscheinen, ein Titel, der bislang eher eine Hoffnung als eine konkrete Situation beschreibt. Die schon lange angebotenen Dialogabende seien nicht besonders erfolgreich gewesen, so Kruchen. „Und das, obwohl das Thema so viele Menschen bewegt.“