Kreis Wesel. Weitere Themen der Polizeistatistik 2023 sind unter anderem Wohnungseinbrüche, Enkeltrick und Fahrraddiebstahl.

Seit der Veröffentlichung der NRW-Kriminalstatistik steht die Zahl ausländischer Tatverdächtiger in der Diskussion. Eine Debatte, an der sich Landrat Ingo Brohl bei der Präsentation der Kreis Weseler Polizeistatistik nicht beteiligen will. Er sei froh, dass das Thema eröffnet sei, es müsse nun sehr dezidiert fachlich analysiert und aufbereitet werden. Das sei Sache des Landes, als einzelne Polizeibehörde könne und wolle man das nicht. „Wir sollten das Kind nicht mit dem Bade ausschütten“, mahnte Brohl, er wisse, dass die Mehrheit der Migranten rechtschaffen seien und wolle nicht zur Polarisierung beitragen.

Im Kreis Wesel ist die Zahl der deutschen Tatverdächtigen von 7539 im Jahr 2022 auf 7792 im Jahr 2023 angestiegen, die der ausländischen von 2548 auf 2911. Polizeidirektor Ulrich Kühn gab zu bedenken, dass es sich um eine Eingangsstatistik handele. Wer letztlich verurteilt und bestraft wird, gehe daraus nicht hervor. Zudem handele es sich teils um reisende Banden, beim Taschendiebstahl etwa. Auch gebe es Straftaten, die nur Ausländer begehen können, Verstöße gegen Aufenthaltsauflagen etwa.

Größere Sorgen bereiten der Kreispolizei die Themen Wohnungseinbrüche, Gewalt gegen Polizei und andere Einsatzkräfte, die sogenannte alters- und bürgerbelastende Kriminalität — darunter fällt das Thema Enkeltrick — sowie die Jugendkriminalität. Bei den jungen Tätern mahnte der Landrat zur gründlichen Analyse, „nur das Alter der Strafmündigkeit abzusenken, wäre zu kurz gesprungen“. Auch, dass immer mehr Menschen mit einem Messer unterwegs sind, „darf nicht normal sein in unserer Gesellschaft“, so Brohl.

26.874 Straftaten sind im Jahr 2023 im Kreis Wesel gezählt worden, gut die Hälfte (53 Prozent) klärte die Polizei auf. Das sind 51 mehr als im Vorjahr, insgesamt zeigt die Tendenz aber nach unten. Im Jahr 2014 etwa gab es 31.423 Taten. Gute Nachrichten hat die Kreispolizei im Bereich Diebstahl an und aus Fahrzeugen: 1640 Fälle wurden gezählt, 542 weniger als 2022. Dabei sei im Schnitt auch die Schadenssumme gesunken, wie Stefanie Teipel, stellvertretende Leiterin der Abteilung Kriminalität erläuterte, „es werden weniger Luxusautos gestohlen“. Begehrt bei Langfingern dagegen sind hochwertige Fahrräder, hier stieg die Schadenssumme. 1378 Fälle registrierte die Polizei, hier geht es um Fahrräder und Pedelecs bis 25 Stundenkilometern. Mit 862 Wohnungseinbrüchen und Einbruchsversuchen ist die Zahl um vier angestiegen.

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Viel Energie setzt die Polizei in den Bereich Straftaten zum Nachteil älterer Menschen. „Unsere Prävention trägt Früchte“, erläuterte etwa Ermittler Frank Baschke, beinahe wöchentlich gehe die Polizei in verschiedene Einrichtungen, um Vorträge zu halten, arbeite mit Sparkassen und Banken zusammen. Manchmal sei es auch aufmerksamen Menschen, Taxifahrern etwa, zu verdanken, dass die Masche scheitert. 448 Versuche, Ältere um ihr Geld zu bringen, hat die Polizei im vergangenen Jahr registriert, 37 davon waren erfolgreich.

Schockanrufe falscher Polizisten setzen die Senioren unter Druck, „die Telefonate dauern über Stunden und sind psychisch gesehen eine brutale Last“, so Baschke. Callcenter, die fast alle im Ausland sitzen, arbeiten mit sogenannten „Abholern“ in Deutschland zusammen. Inzwischen gebe es aber technische Möglichkeiten, die Sprecher zu überführen und die Zusammenarbeit mit den Behörden etwa in der Türkei sei gut. Landrat Brohl appellierte an die Senioren, sich zu melden, auch wenn sie aufgelegt haben. Schämen müsse sich niemand.

Mehr als 80 Prozent der Gewalttaten aufgeklärt

1020 Fälle von Gewaltkriminalität gab es im Kreis Wesel, so viele wie in den vergangenen zehn Jahren nicht, darunter 747 gefährliche und schwere Körperverletzungen sowie 3 Fälle von Totschlag oder versuchtem Totschlag und fünf von Mord oder Mordversuch. Das sei einerseits auf eine Verrohung in der Gesellschaft zurückzuführen, doch auch das Anzeigeverhalten habe sich verändert. Tatverdächtig waren neben 603 Erwachsenen und 98 Heranwachsenden auch 201 Jugendliche und 64 Kinder. Für die Polizei auch eine sichtbare Folge der Coronajahre. Die Kreispolizei arbeitet mit den Jugendämtern des Kreises und der Kommunen zusammen. 228 sogenannte Rohheitsdelikte, gemeint sei „alles, was über Schubsen hinausgeht“, gab es an den Schulen des Kreises im vergangenen Jahr, die meisten in Moers, Dinslaken und Wesel.

Mehr als 80 Prozent der Gewalttaten wurden aufgeklärt. Polizisten und andere Einsatzkräfte sehen sich zunehmend Gewalt gegenüber, 153 Mal im vergangenen Jahr. Für Landrat Brohl ein „absolutes No-Go“, Menschen zu attackieren, die helfen. Im Bereich Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung gab es 617 Fälle, es werde häufiger Anzeige erstattet als früher.

Im vergangenen Jahr wurden drei Geldautomaten gesprengt, der Polizei gelang es, drei Serienstraftäter zu fassen. Sie hatten in der Nacht zum 21. August in Alpen einen Automaten gesprengt, sich allerdings im Vorfeld so lautstark gestritten, dass Nachbarn aufmerksam wurden und die Polizei riefen. Gefasst wurden die drei Holländer dann mittags in einem Wald bei Sonsbeck. Einer erhielt jetzt viereinhalb Jahre Haft, seine beiden Mittäter jeweils ein Jahr weniger.