Duisburg. Ein dreijähriges Mädchen soll von seinen Eltern getötet worden sein, die Leiche wurde im Kanal versenkt. Beim Prozessauftakt schweigen sie.
- Die Leiche der dreijährigen Lea ist im Oktober aus dem Rhein-Herne-Kanal geborgen worden
- Der eigene Vater soll das Kind aus Dinslaken in Oberhausen versenkt haben
- Das Mädchen soll zuvor im Keller eingesperrt, gefesselt und geknebelt worden sein
- Beide Eltern sind wegen Mordes angeklagt und stehen seit Donnerstag in Duisburg vor Gericht
Die letzte Woche im Leben der kleinen Lea muss ein Martyrium gewesen sein. An einen Stuhl gefesselt, geknebelt, muss die Dreijährige im Keller eines Mehrfamilienhauses in Dinslaken unsägliche körperliche und seelische Qualen im erlitten haben. Qualen, die ihr ihre eigenen Eltern aus Hass und Eigennutz zugefügt haben sollen. So formuliert es die Staatsanwaltschaft beim Auftakt des Prozesses, in dem sich Leas Eltern am Landgericht in Duisburg verantworten müssen. Die Anklage lautet: Mord.
Der tragische Fall des kleinen Mädchens hatte für bundesweite Schlagzeilen gesorgt. Seine Leiche war im Oktober von der Polizei aus dem Rhein-Herne-Kanal in Oberhausen geborgen worden. Dort soll der Vater das tote Mädchen beschwert mit Gewichten versenkt haben, nachdem er es am 1. Oktober tot im Keller des Mehrfamilienhauses an der Hünxer Straße in Dinslaken aufgefunden hatte. Dort lebte die Familie mit insgesamt drei Kindern. In diesen Keller soll das Ehepaar Lea als „pseudoerzieherische Maßnahme“ gesperrt haben, so die Staatsanwaltschaft.
Getötetes Mädchen aus Dinslaken: Eltern verbergen ihre Gesichter im Gerichtssaal
Das Medieninteresse zum Prozessauftakt an diesem Donnerstagmorgen ist groß. Zahlreiche Kamerateams haben sich im holzvertäfelten Saal der 5. Strafkammer aufgebaut. Als die beiden Angeklagten mit Handschellen gefesselt hereinkommen, halten sich die beiden 40-jährigen lachsfarbene Aktenmappen vor ihre Gesichter. Er hat sich die Kapuze seines schwarzen Pullovers über den Kopf gezogen, sie hat einen lila Schal um die Haare geschlungen. Ihre Anwälte schirmen sie ab.
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Als die Kameras aus sind, und der Vorsitzende Richter den Prozess eröffnet, und die Staatsanwältin die Anklage verliest, würdigen sich die beiden keines Blickes. Sie atmet schwer. Er wirkt äußerlich regungslos. Sie sollen beide, sagt es die Staatsanwältin, einen Menschen „gemeinschaftlich“, „heimtückisch“ und aus „niederen Beweggründen“ getötet haben. Einen Menschen, der zum Zeitpunkt seines Todes gerade einmal drei Jahre und zehn Monate gelebt hatte – ihre Tochter Lea.
Staatsanwältin ist davon überzeugt, dass Eltern Lea in den Keller gesperrt haben
Die Staatsanwaltschaft ist überzeugt, dass die Eltern Lea in ein Kellerabteil des Mehrfamilienhauses sperrten, mit Klebeband an einen Stuhl fesselten und zeitweise knebelten. Der Vater soll es immer wieder mit Essen versorgt haben. Das kleine Mädchen habe Fesselungsverletzungen im Gesicht, an den Armen und an den Beinen davongetragen und immer wieder Erstickungsanfälle erlitten, ehe es schließlich am 1. Oktober gestorben sei, erstickt an Erbrochenem. „Grausam“ sei das Vorgehen der Eltern gewesen, so die Staatsanwältin.
Die Angeklagten ließen sich zum Prozessauftakt nicht zu den Vorwürfen ein.
Vor dem Prozessauftakt am Donnerstag war bekannt gewesen, dass der Vater sich sechs Tage, nachdem das Mädchen von ihm tot aufgefunden worden war, bei der Polizei in Dinslaken gemeldet hatte. Er berichtete davon, dass er seine Tochter tot im Keller des Hauses gefunden habe. Nachdem sich der Vater bei der Polizei gemeldet hatte, Taucher die Leiche des Kindes aus dem Rhein-Herne-Kanal geborgen hatten, rückte die Mutter des Mädchens in den Fokus der Ermittler.
Mordprozess gegen Eltern aus Dinslaken wird am 16. April in Duisburg fortgesetzt
Die 40-Jährige wurde von der Stadt Dinslaken zunächst in einem Schutzhaus untergebracht. Dann wurde auch sie verhört und es verdichtete sich der Verdacht, dass sie gemeinsam mit ihrem Mann die Tat verübt hatte, beide für den Tod des Mädchens verantwortlich sind. Am 12. Oktober wurde die Frau von der Polizei festgenommen.
Das getötete Mädchen hatte noch eine Zwillingsschwester und einen Bruder. Sie wurden, nachdem ihre Mutter verhaftet worden war, in eine Pflegefamilie gegeben.
Nach dem Auftakt am Donnerstag wird der Prozess am Landgericht Duisburg am Dienstag, 16. April, fortgesetzt. Einen Monat später, am 15. Mai, könnte das Urteil gesprochen werden.