Kreis Wesel. Wie finde ich den Handwerker meines Vertrauens? Viele suchen im Internet, doch Verbraucherschützer raten: Auch online ganz genau hinschauen.

Das Dach muss repariert, die Rohrleitungen sollen erneuert werden oder die Heizung ist defekt. Handwerker sind dieser Tage gefragte Leute, doch wie lässt sich der richtige Betrieb finden? Zuverlässig soll er sein, sein Geschäft verstehen und zudem bezahlbar sein. Woher die Fachleute nehmen? Die meisten Kunden schauen sich im Internet um, wo unter anderem via Google alles und jeder bewertet wird. Und dann gibt es noch die Handwerker-Portale, die auf preisgünstige Anbieter hoffen lassen.

Thema Bewertungen: Fünf Sterne mit dem Kommentar „nett und hilfsbereit“, das bringt nur bedingt voran. Großes Lob oder totaler Verriss: Zum Teil sind diese Bewertungen Jahre alt, in jedem Fall sind sie nicht zu überprüfen, mitunter sind die Kommentierenden nicht einmal Kunden. Einen Blick auf die Beurteilungen empfiehlt die Verbraucherzentrale NRW schon, allerdings lediglich als Orientierung. „Vertrauen Sie Online-Bewertungen nicht blind! Dahinter kann sich alles verbergen – von authentischen bis hin zu manipulierten und gefälschten Erfahrungsberichten“, so die Empfehlung.

Viele mittelständische Handwerksbetriebe kümmern sich kaum um diese Kommentare, sie können es nicht leisten. Stress gibt es dennoch eher selten, sagt Holger Benninghoff, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Wesel. Kommentiert jemand ungerechtfertigt, können die Unternehmer sich wehren, denn es gibt den schönen Begriff „Quasinegatorischer Störungs- und Beseitigungsanspruch“ in der Juristerei, erläutert Benninghoff. Allerdings empfiehlt er den betroffenen Betrieben, im Ernstfall einen guten Anwalt zu konsultieren. Er selbst würde sich damit aber eher zurückhalten, meist führe der Streit über Bewertungen zu nichts.

Vorsicht, Abzocke lauert in manchen Angeboten

Wenn es nicht die Bewertungen sind, helfen dann die Portale, den passenden Betrieb zu finden? Das können sie mitunter, allerdings raten Verbraucherschützer zu großer Aufmerksamkeit – Kostenfallen und Abzocker können hier lauern. Für Kunden ist es wichtig, sich über das Geschäftsmodell des Portals Gewissheit zu verschaffen: Es gibt Auktionen, Vermittlungsportale und direkte Handwerkerdienste, jede Form hat ihre eigenen Regeln.

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Häufigste Form sind Vermittlungsportale wie beispielsweise „MyHammer“ oder „blauarbeit.de“: Jemand stellt seinen Auftrag ein, interessierte Handwerker melden sich, der Suchende entscheidet sich für ein Angebot – oder eben nicht. „Entspricht kein Angebot Ihren Vorstellungen, hat dies lediglich zur Folge, dass Ihr Auftrag nicht mehr online sichtbar ist.“ Bei Vermittlungsportalen kommt der Vertrag direkt mit dem Handwerker zustande, nicht mit der Plattform. Das Angebot sollte unverbindlich formuliert sein, so die Verbraucherzentrale, die Entscheidung muss letztlich beim Kunden bleiben. Und: Die Profile der Handwerker sollten vollständig sein, ein Indiz für Seriosität – Firmenanschrift und berufliche Ausbildung etwa müssen sie enthalten.

Anders liegen die Spielregeln bei Direktanbietern, hier ist das Portal der Vertragspartner – es macht ein Angebot und es sucht den Handwerker aus. Nutzer sollten sich informieren, unter welchen Bedingungen ein Vertrag zustande kommt, außerdem sollten sie sich die Firmen genauer anschauen, mit denen das Portal zusammenarbeitet, so die Verbraucherzentrale.

Auktionen sind inzwischen selten, hier lohnt ein Blick auf die Fristen

Gute Fliesenleger sind gefragt – die Suche nach den passenden Handwerkern mitunter aufwendig.
Gute Fliesenleger sind gefragt – die Suche nach den passenden Handwerkern mitunter aufwendig. © dpa | Symbolbild/Martin Schutt

Auktionen, bei denen der Kunde seinen Auftrag samt Startpreis eingibt und die Handwerker dann bieten, werden laut Verbraucherschützern nur noch selten angeboten. Auch hier gibt es einen Fallstrick: „Nach Ende der Auktion können Sie sich unter den Anbietenden entscheiden. Geschieht das nicht, erhält der Bieter mit dem niedrigsten Gebot den Zuschlag und wird Ihr Vertragspartner“, erläutert die Verbraucherzentrale. Ein Geschäft, das mit Vorsicht zu genießen ist. Wer sich darauf einlässt, sollte sich genau über Fristen informieren und über die Möglichkeit, eine Auktion abzubrechen – häufig sei das mit Kosten verbunden.

Die letztlich sicherste Methode, einen guten Betrieb zu finden, ist die Mundpropaganda unter Freunden und Bekannten. Die funktioniert online, besser aber noch ganz analog. Und egal, wer letztlich den Zuschlag erhält: Wichtig ist, alles detailliert schriftlich festzuhalten, empfiehlt die Verbraucherzentrale. Geht mal etwas schief, helfen Beschimpfungen bei der Bewertung eher nicht. Holger Benninghoff von der Kreishandwerkerschaft verweist für den Fall von Schlechtleistungen auf die Gewährleistungspflicht. Die dauert in der Regel zwei Jahre, an Bauwerken fünf Jahre. Auftretende Mängel, raten Verbraucherschützer, schriftlich dokumentieren und fotografieren. Der Handwerksbetrieb muss gravierende Mängel beheben oder für die Behebung durch andere Unternehmen aufkommen.