Kreis Wesel. Mit den Mobilstationen und dem Fahrradverleihsystem stocken zwei zentrale Bausteine der Kreis Weseler Verkehrswende. Eine Lösungssuche.

2020 hat der Kreis sein Mobilitätskonzept beschlossen – was ist daraus geworden? Herzstück sind die Mobilstationen, doch von 117 vorgesehenen gibt es inzwischen nur eine, in Wesel-Büderich. Das ist zu wenig, befinden SPD und Grüne gleichermaßen. Auch das geplante, nichttouristische Fahrradverleihsystem hat es noch nicht an den Start geschafft. Zwei Punkte der Verkehrswende, die einfach nicht voran kommen. Die Ursachen liegen in den Kommunen – nicht nur, weil sie nicht wollen. Viele haben Geldsorgen, da stehen Mobilstationen und Leihräder nicht ganz oben auf der Prioritätenliste. Jetzt diskutierte der Mobilitätsausschuss des Kreises über mögliche Lösungen.

Zehn der 13 kreisangehörigen Kommunen haben sich laut Mobilitätsmanager René Augustin bereits positiv – teilweise allerdings nach kontroversen Diskussionen – zum Thema Leihfahrräder geäußert, in Sonsbeck muss der Rat noch entscheiden, mit Hamminkeln und Hünxe finde man aktuell keinen Termin. Der SPD geht das alles zu langsam, sie hätte die Runde durch die Kommunen lieber vermieden. Weil die aber letztlich die Rechnung zahlen, sollen sie auch entscheiden, so die Mehrheit im Ausschuss. Zum Herbst will Augustin ein beschlussfähiges Konzept vorlegen, dass dann in einen Förderantrag ans Land gegossen wird. An die Umsetzung des Verleihsystems könne man im Jahr 2025 gehen. SPD und Linke hätten es gern schneller.

Ausbau von Mobilstationen forcieren – aber wie?

Da wären noch die Mobilstationen, zentrales Element der geplanten Verkehrswende: Orte, an denen man vom Rad auf Bus oder Bahn wechseln kann, ein Car-Sharing Fahrzeug oder Leihfahrrad vorfindet, E-Auto oder E-Bike aufladen kann. Stellen, von denen aus man ohne das eigene Auto mobil ist. 117 davon sollte es laut SPD im Kreis Wesel geben, doch es geht nicht voran. Daher haben die Grünen jetzt beantragt, in Abstimmung mit den Kommunen eine Prioritätenliste zu erstellen um nach und nach die Stationen zu realisieren, beginnend mit zentralen Basisstationen, an den Bahnhöfen etwa.

Die SPD will weiter gehen: Sie fordert einen verbindlichen Ausbauplan, den der Kreis mit den Kommunen erarbeiten soll, der auch die Planung übernehme und Fördermittel beantrage. Dafür müsse jemand hauptamtlich eingestellt werden, „eine hauptamtliche Kümmerin nach dem Vorbild des Rheinisch-Bergischen Kreises“, wie Doris Beer es nannte. Ohne so jemanden werde sich nichts bewegen.

In Büderich können Pendler ihre Fahrrad in eine Box schließen, bevor sie auf den Bus umsteigen.
In Büderich können Pendler ihre Fahrrad in eine Box schließen, bevor sie auf den Bus umsteigen. © FUNKE Foto Services | Markus Weißenfels

Mit einer zusätzlichen Stelle können sich CDU, Grüne und FDP nicht anfreunden, sie sehen die Aufgabe bei Mobilitätsmanager René Augustin gut aufgehoben. Den Hut in der Sache haben für sie die Kommunen auf – die, von diversen finanziellen Nöten geplagt, die Mobilstationen noch nicht angegangen sind. Letztlich, einerlei ob der Kreis für sie die Planung übernimmt oder die Städte und Gemeinden es selbst tun, zahlen sie die Kosten, direkt oder über die Kreisumlage. Verbindliche Pläne könne der Kreis nicht aufstellen, „wir sind nicht die Oberaufseher für die Kommunen in dieser Angelegenheit“, so Rainer Gardemann (CDU).

Auftakt mit einigen Basisstationen – es muss noch Überzeugungsarbeit geleistet werden

Allerdings stehen noch 500.000 Euro im Haushalt, die 2021 für das Mobilkonzept beschlossen aber nicht ausgegeben wurden. Kreiskämmerer Karl Borkes informierte darüber, dass das Geld weiter in den aktuellen Haushalt geschoben wurde. Letztlich scheint der Weg zur Verkehrswende noch weit und steinig zu sein: Der Mobilitätsausschuss unterstützte gegen die Stimmen von SPD und Linken den grünen Antrag. Gemeinsam mit den Kommunen sollen nun Basisstationen benannt werden, von denen aus das System sich nach und nach in die Fläche verbreitet. Einige ganz praktische Probleme sind dabei noch ungelöst. Wie beispielsweise kommen die Leihräder zurück zur Mobilstation? Kann man sie mit in den Nachbarkreise nehmen? Solche und weitere Details gilt es noch zu klären.