Schermbeck. Obwohl er sich alle Mühe gab, konnte der Mobilitätsmanager des Kreises Wesel mit einem Modellprojekt nicht überzeugen. Was alles kritisiert wird.
Die Idee klingt erstmal gut: Man fährt mit dem Bus in den ländlichen Bereich und nutzt dann für die letzten Kilometer von der Bushaltestelle bis zu seinem Ziel ein Fahrrad oder ein E-Bike auf Leihbasis. Dieses Modellprojekt, das am 1. Januar 2025 an den Start geht soll, wurde im jüngsten Planungs-, Umwelt- und Mobilitätsausschuss ausführlich vorgestellt. Rene Augustin, der Mobilitätsmanager des Kreises Wesel, pries die Vorzüge des kreisweiten mobilstationsbasiertes Fahrradverleihsystems an und erläuterte ausführlich die praktischen Abläufe.
Teile der Bevölkerung werden ausgegrenzt
Zahlreiche Ausschussmitglieder runzelten die Stirn und äußerten anschließend große Bedenken – teilweise diplomatisch höflich, teilweise aber auch ziemlich direkt. Manuel Schmidt (Die Partei) sagte gleich zu Beginn: „Das Ganze ist für mich eine schwierige Kiste!“ Vor allem bemängelte er, dass durch die einzig digitale Ausleih-Möglichkeit ein Teil der Bevölkerung ausgeschlossen sei – er nannte beispielhaft Kinder und Senioren ohne Smartphone. Die Antwort des Mobilitätsmanagers darauf war immerhin nicht beschönigend: „Ja, wir nehmen halt nicht alle mit!“
Jürgen Trick (Grüne) hatte eine weitere Schwachstelle ausgemacht: „Wenn ich von Gahlen mit dem Leihfahrrad nach Dorsten zum Bahnhof fahren möchte und dann weiter mit dem Zug ins Ruhrgebiet, geht das?“ Nein, erklärte Augustin, denn das Angebot ende an der Kreisgrenze. Es sei jedoch wünschenswert – wie bereits in anderen Regionen praktiziert - dass benachbarte Kreise zusammenarbeiten.
„Relokalisieren“ der Räder wenig umweltfreundlich
Dann kam die Frage auf, was denn mit den Rädern sei, die beispielsweise für eine Leihe von Schermbeck nach Hünxe gefahren und dort abgestellt werden. „Die Betreiberfirma sorgt für das Relokalisieren, also das Zurückbringen der Räder“, erläuterte der Mobilitätsmanager, dass die Fahrräder dann per Kraftfahrzeug wieder zu den Ursprungsstandorten zurückgebracht werden. Ob dieser Ablauf CO2 einspart, darf zumindest bezweifelt werden.
Hubert Große-Ruiken (CDU) äußerte: „Ich habe ein ungutes Gefühl, befürchte auch Vandalismus an den teuren Rädern“ Sein Parteikollege Johannes Ebbert ergänzte dazu: „Ich sehe mehrere Probleme mit der Haftung!“
Und dann ging es natürlich auch um die Kostenfrage: Zwar könne dieses Modellprojekt mit Fördermitteln rechnen und der Kreis Wesel würde zudem die Hälfte der verbliebenen Kosten übernehmen, so Augustin, jedoch bleibe das System, das auf drei Jahre angesetzt ist, „dauerhaft ein Zuschussgeschäft“. Trotzdem stimmte der Ausschuss mehrheitlich dafür, die Initiative des Kreises zumindest zu „begrüßen“.