Kreis Wesel. Mobilstationen und Leihräder sind die ersten Schritte zur Verkehrswende im Kreis Wesel. Jetzt ist die Frage: Was wollen die Kommunen?
Am Niederrhein hat doch fast jeder ein Fahrrad, wozu brauchen wir ein Fahrradleihsystem – und wenn, wie soll das aussehen? Schon länger befasst sich der Mobilitätsausschuss des Kreises Wesel mit dieser Frage. Jetzt soll der Kreis mit den Kommunen in die Diskussion einsteigen und die Ideen des Mobilitätskonzeptes, zu denen auch das Leihradsystem gehört, mit Leben füllen.
Was im Kreis Wesel fehlt, sind sichere Unterstellmöglichkeiten für Fahrräder, egal ob geliehen oder Eigentum, in diesem Punkt war sich der Ausschuss einig. CDU, FDP und AfD sprachen neben Diebstahl auch das Vandalismus-Problem an: An der Uni Duisburg/Essen wie auch in Köln waren zahlreiche der Leihräder nach relativ kurzer Zeit nicht mehr verkehrstüchtig. Für den Kreis Wesel müssten sichere Abstellmöglichkeiten her, so die Forderung.
Daher braucht es Mobilstationen, zunächst an den Bahnhöfen: Mit Fahrradboxen, eventuell Car-Sharing-Angebot, On-Demand-Angeboten und eben den Leihrädern. Deren Nutzung könnte so aussehen: Wer mit dem Rad zum Bahnhof fährt, nimmt den Zug und am Zielort ein Leihrad bis zur Arbeitsstelle. Öffentlicher Personennahverkehr nach dem Prinzip der letzten Meile.
Auch ländliche Kreise bieten Leihfahrräder an
Solche Systeme gibt es nicht nur in großen Städten wie Köln; der Rheinisch-Bergische Kreis, die Kreise Euskirchen und Heinsberg machen es vor. Anders als in Köln, sollen die geliehenen Räder im Kreis Wesel nicht einfach irgendwo stehen gelassen werden, sie sollen an Mobilstationen oder „virtuellen“ Stationen abgestellt werden, markierten Abstellflächen also. Das Leihradsystem ist für den Alltagsgebrauch gedacht. Anders als das Niederrhein-Rad, das auf Touristen und Ausflügler ausgerichtet ist – Konkurrenz werden sich die Systeme nicht machen, so die Kreisverwaltung.
Die Grünen befürchten, dass der Kreis sich auf dem Leihradsystem ausruhen könnte, die schlechten Radwege in den Hintergrund rücken und Mobilstationen zudem hintanstehen, das gesamte Mobilitätskonzept in der Schublade verschwinden könnte. Die Stationen sind das Herzstück. Jürgen Bartsch forderte deshalb, das Fahrradleihsystem an die Mobilstationen zu koppeln und fand dafür eine Mehrheit. Allerdings gilt es nun, die Kommunen zu überzeugen, denn das System sei kein Rundum-Sorglospaket, wie die Verwaltung darstellte: Mobilstationen und Räder müssen finanziert und gepflegt werden, „die Kommunen müssen das wollen“.
Kreis nimmt Gespräche mit den Kommunen auf
Doch die, das zeigte sich im jüngsten Koordinationskreis Mobilität, sind in Sachen Mobilstationen freundlich zurückhaltend. Das Fahrradleihsystem dagegen findet Zustimmung, Moers hat bereits beschlossen, es einzuführen – mit oder ohne den Kreis Wesel. Auch aus Dinslaken kamen Signale in diese Richtung. Andere Kommunen hoffen auf den Kreis Wesel, da sie aus eigener Kraft das Projekt nicht stemmen können. Die FDP bat die Verwaltung, den Kommunen bestehende Fördermöglichkeiten aufzuzeigen, denn das Geld ist knapp, die SPD regt an, auch Lastenräder mit in das Leihradsystem aufzunehmen.
Die Verwaltung soll nun die Gespräche mit den Kommunen aufnehmen. „Unsere 13 Kunden müssen nun sagen, was sie wollen“, so Rainer Gardemann (CDU). Mit Ausnahme der AfD-Gruppe im Kreistag stimmten alle zu.
Ungelöst bleibt weiter das Problem der maroden Radwege, die Umsetzung des Regionalen Radwegenetzes kommt kaum voran, ist ein Ergebnis des Koordinationskreises Mobilität: Es gibt zu wenig Planungskapazitäten. Im Ergebnis könnten demnächst innovative neue Leihräder auf alten Huckelpisten unterwegs sein.