Am Niederrhein. Bis 2036 sollen vier weitere Leitungen Windkraft aus der Nordsee durch den Niederrhein transportieren. Wer davon betroffen sein könnte.
Kaum nähert sich A-Nord, die Stromtrasse von Emden nach Osterrath, der Zielgeraden, steht das nächste Projekt auch schon für den Niederrhein vor der Tür: die „Windader West“. Vier weitere Stromleitungen von den Offshore-Windparks vor den Nordseeinseln Baltrum, Langeoog und Norderney führen jeweils nach Wesel, Kusenhorst bei Dorsten, Rommerskirchen und Oberzier.
Kreis Wesel ist sicher betroffen
Jedes dieser Erdkabel wird 2000 Megawatt übertragen, zusammen können sie laut Amprion Offshore acht Millionen Menschen mit Strom versorgen. Die vier Leitungen sollen auf einer Trasse gebündelt werden. Klar ist bereits, dass die durch den Kreis Wesel führen muss, da in Wesel-Obrighoven eines der Kabel sein Ziel hat. Weil zuvor eine Leitung in Richtung Dorsten „abgebogen“ ist, bleiben nach Wesel zwei weitere, deren Verlauf auch den Kreis Kleve berühren kann. Diese beiden werden den Rhein unterqueren müssen – auch dafür wird aktuell nach einer geeigneten Stelle gesucht. Die Menschen an der letztlich ausgewählten Trasse müssen sich auf große Baustellen einstellen, auch wird es wieder Diskussionen mit den Bauern geben, unter deren Äckern und Wiesen die Leitungen verlaufen werden.
Verschiedene Korridore gesucht
Derzeit ist die Suche nach möglichen Korridoren im Gange, 670 Meter breite Streifen, in denen letztlich die endgültige Trasse verortet wird, erläutert Linus Dahm, Projektsprecher für den NRW-Part der Windader West. Zwei bis drei Alternativen will man am 28. September in der Antragskonferenz der Bezirksregierung Düsseldorf präsentieren, die auch die Kreise Wesel und Kleve betreffen. Im kommenden Jahr sollten die Antragsunterlagen von Amprion an die Bezirksregierung gehen, die dann eine Öffentlichkeitsbeteiligung starten werde.
Können die „Windader West“-Kabel sich nicht zu A-Nord gesellen oder zur umstrittenen Gaspipeline Zeelink? „Wir haben das Bündelungsgebot“, sagt Linus Dahm, „das bedeutet, dass wir Leitungen mit anderen, auch solchen für Gas oder Wasserstoff, bündeln sollen“. Nicht immer sei das aber auch machbar. Zu prüfen sei jetzt, ob das technisch möglich ist und wenn ja, ob es auch genehmigungsfähig wäre. In Sachen Technik geht Dahm eher im südlichen Bereich von Bündelungsmöglichkeiten aus: Dort, wo die Kabel nach Dorsten und Wesel bereits abgezweigt sind und nur noch zwei übrig bleiben, der Breite der Trasse wegen.
Informationstour ab Oktober mit konkreten Korridoren
Bereits im Oktober will der Übertragungsnetzbetreiber mit konkreten Korridorvorschlägen eine Informationstour starten, drei Wochen lang entlang der potenziellen Trassen Informationsmärkte anbieten. Eine frühe Beteiligung aller Interessengruppen sei wichtig. „So können wir mit den Menschen vor Ort in Kontakt treten und wichtige Hinweise aufnehmen, die uns bei unseren Planungen helfen“, so Dahm in einer Mitteilung. Wie schon von A-Nord bekannt, dauern solche Bauvorhaben Jahre: Die erste Leitung soll 2032 in Betrieb gehen, 2033, 2034 und 2036 sollen die übrigen folgen.
Die weiteren Klimaziele
Hintergrund des Projektes: Damit Deutschland seine Klimaziele erreicht, sollen Windparks auf See im Jahr 2035 soviel Strom liefern wie rund 50 große Kohlekraftwerke, erläutert Amprion. Weil diese Energie im Norden produziert, im Westen und Süden aber gebraucht wird, müssen Leitungen wie A-Nord und die Windader West gelegt werden. Ob es bei diesen Leitungen am Niederrhein bleiben wird, ist offen: „Mit dem Windenergie-auf-See-Gesetz hat die Bundesregierung die weiteren Rahmenbedingungen für den Ausbau der Offshore-Windparks festgeschrieben: Die Leistung soll auf 40 Gigawatt im Jahr 2035 und 70 Gigawatt in 2045 steigen“, heißt es bei Amprion. Mehrere neue Windparks in der Nordsee gingen zwischen 2032 und 2036 in Betrieb.