Am Niederrhein. Am Montag gab die Bundesnetzagentur den Verlauf der Trasse A-Nord bekannt. Sie quert den Rhein bei Rees und führt auch durch den Kreis Wesel.
Für viele ist es eine gute Nachricht: Die Leitung, die den Windstrom aus dem Nordwesten Niedersachsens nach Nordrhein-Westfalen bringen soll, wird weder Hünxe noch Schermbeck tangieren. Auch Voerde, Rheinberg, Kamp-Lintfort und Moers sind nicht betroffen, dafür aber ein kleiner Teil von Hamminkeln, Xanten und Sonsbeck.
Projektleiter Jörn Koch und Pressesprecher Jonas Knoop vom Übertragungsnetzbetreiber Amprion stellten den von der Bundesnetzagentur bekannt gegebenen Abschnitt D der Trasse A-Nord am Umspannwerk in Wesel-Obrighoven vor. Danach ist die nötige Rheinunterquerung bei Rees-Haffen geplant.
Los geht es im südlichen Teil des Kreises Borken, weiter durch einen Teil der Kreise Wesel und Kleve über den Kreis Viersen und den Rhein-Kreis-Neuss bis Krefeld. Es sind 102 Kilometer der 300 Kilometer langen Trasse, die bis Osterath führt. Einen Kilometer ist sie breit, wobei während der Bauzeit nur 34 Meter benötigt werden. Nach der Fertigstellung bleibt ein 24 Meter breiter Schutzstreifen. „Eine normale landwirtschaftliche Nutzung ist ohne Probleme möglich“, sagt Jonas Knoop.
Bei Amprion ist man hocherfreut, dass sich die Bundesnetzagentur genau für diese Trasse ausgesprochen hat. Denn es war auch die von dem Unternehmen favorisierte Führung, auch wenn sie etwas länger ist als die über Schermbeck, Hünxe und Voerde. Die Kosten halten sich die Waage, lautet die Prognose der beiden Fachleute, die darauf hinweisen, dass diese Variante deutlich einfacher zu realisieren ist, weil hier weniger Siedlungen sind und die Ferngasleitung Zeelink nicht im Weg liegt. Jeweils zehn bis 15-mal hätte man sie links- und rechtsrheinisch kreuzen müssen – ein immenser Aufwand.
Nicht alle Waldflächen lassen sich umgehen
So sind nun etwa Hamminkeln-Lankern und -Wertherbruch betroffen, zwischen Dingden und Biemenhorst quert man die Kreisgrenze. Wenn feststeht, wo genau die beiden Kabel in der Erde verlegt werden, erhalten die Eigentümer Post von Amprion.
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Denn es gibt eine Entschädigung für die Inanspruchnahme der Flächen, für die im Grundbuch ein Nutzungsrecht durch das Unternehmen eingetragen wird. Auch ein mit dem Bau einhergehender wirtschaftlicher Ausfall werde ausgeglichen, so Knoop. Auf der gesamten A-Nord sind rund 5000 Eigentümer betroffen.
Bei der Wahl der Trasse habe man versucht, immer an Waldrändern entlang zu planen. Etwa am Hochwald bei Sonsbeck. Allerdings lasse es sich nicht in allen Fällen vermeiden, Baumbestände nicht zu tangieren, wurde eingeräumt.
Amprion-Stromtrasse kostet zwei Milliarden Euro
Insgesamt kostet die A-Nord zwei Milliarden Euro, davon fließen allein 500 Millionen Euro in den Konverter, in dem der Gleichstrom in Wechselstrom umgewandelt wird. Am Dienstag werden die Träger öffentlicher Belange, wie etwa Kommunen, informiert. In der nächsten Woche gehe es mit Bürgerveranstaltungen per Videoschalte weiter.
Baubeginn der Trasse soll möglichst 2023 sein, je nachdem wie lange das Verfahren dauert. Dann sind drei Jahre Bauzeit vorgesehen. Es wird nicht an der Strecke entlang gearbeitet, sondern parallel an verschiedenen Baufeldern begonnen. Nur dann ist das Vorhaben in drei Jahren zu schaffen.
Stimmen zur Entscheidung aus dem Kreis Wesel
Die CDU-Bundestagsabgeordnete Sabine Weiss und der Schermbecker Bürgermeister Mike Rexforth begrüßen die Entscheidung. „Noch vor kurzem wurden besonders in den Ortsteilen Dämmerwald und Weselerwald schutzwürdige Flächen aufgerissen. Das bleibt uns nun erspart“, sagt Rexforth. Und Weiss: „Wer die Schneise gesehen hat, die die Zeelink-Pipeline zeitweise durch die Städte und Gemeinden geschlagen hat, weiß, was mit dem Bau der Stromtrasse auf die Bürger zugekommen wäre“.
„Auch für die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Hünxe in Drevenack und Bucholtwelmen sind das wirklich gute Neuigkeiten, dass die Amprion-Trasse weiterhin bei Rees den Rhein queren und nicht quer durch das Gemeindegebiet nach Voerde verlaufen soll“, freut sich der Hünxer SPD-Vorsitzende Jan Scholte-Reh. Immerhin seien die Drevenacker und Bucholtwelmer mit der Zeelink-Pipeline schon genug belastet, die aus Sicht der Hünxer Politik leider nicht verhindert werden konnte. Insofern sei die Entscheidung der Bundesnetzagentur absolut zu begrüßen.
Der SPD-Landtagsabgeordnete René Schneider aus Kamp-Lintfort zeigt sich in einer Pressemitteilung ebenfalls sehr erfreut. Er habe sich gegenüber der Bundesnetzagentur dafür eingesetzt, den Trassenverlauf über die Städte Voerde und Rheinberg zu verhindern. Die Entscheidung für die Trassenführung über Rees sei ein Sieg der Vernunft. In einem Brief an den Präsidenten der Bundesnetzagentur hatte er seine Sicht damit begründet, dass eine Trassenführung über Voerde mit nicht zu unterschätzenden Hindernissen versehen sei. Voerde und auch Rheinberg auf der anderen Rheinseite seien stärker besiedelt als es auf die Streckenführung via Rees zutrifft.