Kreis Wesel. Die Zahl der zugelassenen E-Autos ist im Kreis Wesel zuletzt angestiegen. Wie viele öffentliche Ladesäulen es gibt und wo die Hürden liegen.

Wie sind wir in der Zukunft mobil? In der Debatte um Klimaschutz geht es oft um den ÖPNV, auch die Fahrrad-Infrastruktur ist wichtig. Das Auto aber wird nicht wegzudenken sein – bleibt nur die Frage nach dem Antrieb. Und da kommen E-Fahrzeuge ins Spiel: Ein Blick auf die Daten des Kraftfahrtbundesamts (Stand 1. Januar 2023) zeigt, dass die Zahl der zugelassenen Fahrzeuge mit elektrischem Antrieb im Kreis Wesel zuletzt einen deutlichen Sprung nach oben gemacht hat – von 3497 auf 6130. Das macht ein Plus von 75 Prozent. 2020 waren hier gerade mal 537 E-Autos zugelassen.

Allerdings: Noch immer ist der Anteil an Fahrzeugen mit E-Antrieb in Relation zu allen zugelassenen Pkw kreisweit recht gering. Gemessen an 293.795 Autos liegt er hier bei 2,1 Prozent – damit liegt der Kreis Wesel genau im NRW-Schnitt, ähnlich rangiert der Kreis Viersen. Der Kreis Kleve kommt derweil anteilig auf 1,9 Prozent, der Kreis Recklinghausen auf 1,6 Prozent. Spitzenreiter ist hier beim Blick auf die angrenzenden Kreise der Kreis Borken: mit 6221 E-Autos, die einen Anteil von 2,7 Prozent ausmachen.

So viele Ladepunkte für Elektro-Autos gibt es im Kreis Wesel

Wer darüber nachdenkt, sich ein E-Auto anzuschaffen, muss wissen, wie und wo er es aufladen kann. Ebenfalls zum Stand 1. Januar gibt es im Kreis Wesel 289 öffentliche Normal- und 66 Schnellladepunkte, insgesamt also 355. Das geht aus einer kleinen Anfrage der SPD an die NRW-Landesregierung hervor, die dabei auf Daten der Bundesnetzagentur verweist. Normalladepunkte verfügen über eine Leistung von maximal 22 Kilowatt, an Schnellladepunkten liegt die Leistung darüber.

Wie schneidet der Kreis Wesel im Vergleich zu den Nachbarn der angrenzenden Kreise ab – mit Blick auf die Fläche? So gerechnet kommt hier im Schnitt ein Ladepunkt auf 2,9 Quadratkilometer. Die übrigen Nachbarn: Kreis Kleve 3,6 Quadratkilometer, Kreis Borken 3,0, Kreis Recklinghausen 2,4 Quadratkilometer und im im kleinsten Kreis Viersen 1,9 Quadratkilometer pro Punkt. Dabei muss betrachtet werden, dass die Kreis Weseler ihre Pkw auch in umliegenden Städten und Kreisen aufladen. Laut Bundesregierung soll das Verhältnis der Ladepunkt zu E-Autos 1:15 betragen. Diese Rechnung als Maßstab genommen, würden dem Kreis Wesel Stand jetzt noch etwa 54 Punkte fehlen, aktuell kommen 17,3 Autos auf einen Ladepunkt. Allerdings verweisen die Experten zunehmend auf die Bedeutung der privaten Ladestationen.

Verfügt der Arbeitsplatz über eine Ladestation für das E-Auto?

So auch Irmgard Buder, Professorin für Erneuerbare Energien und Elektromobilität an der Hochschule Rhein-Waal in Kamp-Lintfort. Wer keinen eigenen Stellplatz mit Anschluss zum Laden habe, sei auf die öffentlichen Ladesäulen angewiesen. Hier sieht sie auch die große Hürde für die private Nutzung: „Ich vermute, in diesem Fall ist der Anreiz, ein E-Auto zu kaufen, nicht so groß.“ Die Situation entspanne sich etwas, wenn der Arbeitsplatz über eine Lademöglichkeit verfüge. Laut Kraftfahrtbundesamt wird der Großteil (4136) der im Kreis angemeldeten E-Fahrzeuge privat genutzt, 1994 derweil gewerblich. „Für Firmen kann das zum grünen Image beitragen“, sagt Buder.

Gibt es eigentliche Kapazitätsgrenzen? Dazu kann Westnetz als Verteilnetzbetreiber für die Region, unter anderem für den Kreis Wesel, eine Einschätzung geben: „Der Ausbau der Elektromobilität stellt die Verteilnetze vor Herausforderungen“, schon heute könne das Unternehmen einen signifikanten Anstieg der Netzbelastung erkennen, heißt es. Lokale Auffälligkeiten oder Unterschiede zu etwa anderen Regionen seien nicht erkennbar, so Sprecherin Angie Kreutz. „Aktuell bestehen in den Verteilnetzen Kapazitätsreserven, durch die eine Integration von zunehmenden E-Autos zumeist ohne Netzverstärkungen möglich ist. Es ist jedoch erkennbar, dass diese Reserven in den nächsten Jahren zunehmend ausgeschöpft sein werden.“ Zukünftig seien weitere Netzverstärkungen sowie ein intelligentes Management der Ladevorgänge notwendig. Westnetz will den Angaben zufolge in die Modernisierung der Technik investieren – das Ziel: die Digitalisierung und Automatisierung der örtlichen Stromnetze.

Bei allen Hürden, die es derzeit noch gibt, macht Buder auf einen wesentlichen Vorteil der E-Fahrzeuge aufmerksam: „Sie sind viel wartungsärmer.“ Der Verschleiß bei Diesel und Benziner sei ein ganz anderer. Und: Inzwischen seien die Batterien deutlich stabiler, stellt sie heraus.

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So viele E-Fahrzeuge sind im Kreis Wesel zugelassen:

  • Insgesamt waren am 1. Januar 2023 12.306 Hybrid-Fahrzeuge zugelassen, also Autos, die sowohl elek-trisch als auch mit Verbrennermotor betrieben werden, darunter 4478 Pkw mit Plug-in-Hybrid.
  • Das Kraftfahrtbundesamt hat auch Infos, wie sich die Elektrofahrzeuge auf die Kommunen des Kreises verteilen: Alpen 225, Dinslaken 880, Hamminkeln 421, Hünxe 246, Kamp-Lintfort 299, Moers 1493, Neukirchen-Vluyn 318, Rheinberg 449, Schermbeck 178, Sonsbeck 131, Voerde 364, Wesel 858, Xanten 268.