Moers. Der Moerser Dienstleister Enni legt eine Studie für den Bau von Ladesäulen für E-Autos bis 2035 vor. Wo noch dieses Jahr Ladepunkte geplant sind.

In Moers will die Enni im Sommer mit dem Ausbau von Ladesäulen für E-Autos starten. Der Dienstleister stellte am Donnerstag seine Pläne für eine umfassende Strom-Infrastruktur bis 2035 in Moers vor. Wasserstoff spielt in diesen Plänen keine Rolle.

Das Konzept basiert auf einer Machbarkeitsstudie, die vor einem Jahr in Auftrag gegeben wurde. Das Ziel: Ein detaillierter Überblick über den Bedarf an E-Ladesäulen im öffentlichen, halböffentlichen und privaten Raum in ganz Moers. Die Ergebnisse wurden am Donnerstag in einem Pressetermin und in der Enni-Verwaltungsratssitzung vorgestellt.

Eine Erkenntnis aus der Studie: Der weitaus größte Bedarf entsteht im privaten Bereich. Bis zu 90 Prozent des Bedarfs bis 2035 sind demnach Anschlüsse an Häusern in privatem Eigentum, also zum Beispiel Wallboxen. Im öffentlichen Bereich entsteht ein Bedarf an vier Prozent mehr Ladesäulen im Stadtgebiet, zurzeit gibt hier 67.

Beim Bedarf bis 2035 geht die Studie zudem davon aus, dass Unternehmen vier Prozent beisteuern, der halböffentliche Bereich, zum Beispiel Parkplätze von Supermärkten, weitere zwei Prozent.

In Zahlen ausgedrückt bedeutet das laut Studie: Bis 2035 kommen im privaten Bereich 15.320 neue Ladepunkte für E-Autos hinzu, bei Unternehmen 733, im halböffentlichen Bereich 215 und im öffentlichen Bereich 596. Vorstand Dr. Kai Gerhard Steinbrich berichtete am Donnerstag, dass bei den Angaben eine genaue Untersuchung möglicher öffentlicher Ladesäulen stattgefunden habe. Die Studie fuße zudem auf Vorgaben, die sich durch Gesetze ergeben würden.

Loslegen mit dem Bau öffentlicher Ladesäulen möchte Enni schon in diesem Sommer. Bis zum Jahresende sollen dann an verschiedenen Stellen im Stadtgebiet (siehe Grafik) 15 Ladesäulen mit jeweils zwei Ladepunkten gebaut werden. Voraussetzung ist eine entsprechende Empfehlung des Verwaltungsrates an den Rat und dessen Beschluss. Sollte sich der jetzt errechnete Bedarf über die kommenden Jahre ändern, könne man das Konzept entsprechend anpassen.

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Der Vorstandsvorsitzende Stefan Krämer geht davon aus, dass der Bedarf kommen wird: „Wir möchten den Menschen in Moers die Gelegenheit geben, an der Energiewende teilzunehmen.“ Langfristig geht Krämer von eher sinkenden Strompreisen aus. Der Bau und Betrieb der Ladesäulen rechne sich durch die Einnahmen aus dem Verkauf des Ladestroms. Organisatorisch wird Enni Stadt & Service die Ladeinfrastruktur an Enni Energie & Umwelt verpachten, die dann für Strombeschaffung und Abrechnung zuständig ist.

Der Energiebedarf von Wärmepumpen, die zurzeit in viele Gebäude kommen, muss noch in das Konzept aufgenommen werden. Nach dem geplanten Verbot von neuen Öl- und Gasheizungen ab 2024 habe sich die Lage verändert.

Kommt eine Wasserstoff-Tankstelle?

Auch seinen eigenen Fuhrpark will die Enni weitgehend elektrifizieren. Zurzeit sind von den 98 Fahrzeugen 32 E- oder Hybrid-Fahrzeuge, die Quote soll schon bald steigen.

Wie Vorstand Dr. Kai Gerhard Steinbrich berichtete, ist bereits ein Müllwagen mit elektrischem Antrieb getestet worden: „Der Wagen lief gut.“ Beim von der Enni favorisierten Weg würden 79 E-Fahrzeuge bis 2030 angeschafft, soweit der Markt das hergibt. Die gesetzlichen Vorgaben im Bundesklimaschutzgesetz würden damit für Fuhrparks erreicht, die Schadstoff-Emissionen würden sich dann im Vergleich zu jetzt insgesamt um die Hälfte reduzieren.

Beim zurzeit populären Thema Wasserstoff will Enni die weitere Entwicklung abwarten. Zwei Konzepte, die beide den Bau einer eigenen Wasserstoff-Tankstelle am Jostenhof mit Nutzung durch Privatkundinnen und -kunden vorsahen, sollen nicht umgesetzt werden. Unter anderem sei die Energiebilanz von Wasserstoff-Fahrzeugen im Vergleich zu E-Autos deutlich schlechter.