Kreis Wesel. Um Wildtiere vor dem Mähtod zu retten, sind derzeit wieder viele Menschen im Kreis Wesel im Einsatz. Warum Hunde angeleint bleiben sollten.
Die Mahd von Grünland hat begonnen – und somit sind auch wieder Jäger, Landwirte und zahlreiche Freiwillige kreisweit im Einsatz. Ihr Ziel: Junges Wild – etwa Fasan, Rebhuhn oder Rehkitz – vor dem Mähtod retten. Alles sei schützenswert, betont Werner Schulte, Vorstandsmitglied bei der Kreisjägerschaft und zugleich auch Landwirt. „Die Teams haben alle Hände voll zu tun.“
Die Kreisjägerschaft bittet die Landwirte, den Mähtermin mindestens 24 Stunden vorher mit dem Jagdpächter abzusprechen oder selbst erforderliche Maßnahmen für den Schutz von Wildtieren durchzuführen. Das Absuchen der Wiesen mit Jagdhunden genauso der Einsatz von Knistertüten, Flatterbändern oder Kofferradios – all das seien Maßnahmen, um Wildtiere, die oft am Boden kauern, aufzuspüren und zu schützen.
Drohnen helfen Kreisjägern und Unterstützern bei Rehkitzrettung im Kreis Wesel
Vor allem für das Absuchen größerer Flächen sind Drohnen ein wichtiges Hilfsmittel. Die Kreisjägerschaft hat nach eigenen Angaben vier beschafft, darüber hinaus besitzen einige Hegeringe noch weitere. Die kühle Witterung derzeit spiele den Helfern in die Karten, so Werner Schulte. Denn die Drohnen verfügen über Kameras, welche die Felder auf Wärmesignaturen der Tiere absuchen. Das alles geschieht in der Regel am frühen Morgen, dann sind Jäger, Landwirte und Freiwillige bereits im Einsatz.
Mit Handschuhen werde darauf geachtet, dass die Tiere keinen fremden Geruch annehmen können, heißt es von den Kreisjägern. „Bei der eigentlichen Mahd sollte das Grünland von ,innen nach außen’ gemäht werden, um Rehen, Feldhasen oder Fasanen die Möglichkeit zur Flucht zu geben. Auch sogenannte ,Wildwarner’ am Traktor können hilfreich sein. Viele Landwirte nutzen sie bereits“, so die Kreisjägerschaft in einer Mitteilung.
Vorsicht vor Staupe: Virus ist vor allem für Hunde gefährlich
Hasenpest, Staupevirus oder Räude – inwiefern beschäftigen diese Erkrankungen derzeit die Jäger? Die meldepflichtige Hasenpest (Tularämie) spiele eher im Herbst und Winter eine Rolle, sagt Werner Schulte. Auch andere Tiere können sich infizieren, die Krankheit ist zudem auf den Menschen übertragbar, sie lässt sich mit Antibiotikum behandeln. Im vergangenen Jahr verzeichnete der Kreis zwei Fälle bei je einem Feldhasen in Neukirchen-Vluyn und Xanten, 2021 waren kreisweit vier Tiere betroffen, in diesem Jahr gibt es noch keinen Fall.
Aktuell seien aber das Staupe-Virus sowie die parasitäre Erkrankung Räude ein Thema, sagt Schulte. „Staupe galt mit der Hundeimpfung als ausgestorben, aber Marderhunde haben das Virus wieder eingeschleppt.“ Für Menschen ist dieses Virus ungefährlich, Hunde jedoch können sich über Kontakt zu Wildtieren und deren Ausscheidungen infizieren und daran sterben. Ihre Besitzer sollten also für einen Impfschutz sorgen und ihre Hunde nicht frei streunen lassen.
Räude sei ebenfalls auf Hunde übertragbar, aber hier sei die Ansteckungsgefahr nicht so groß wie bei Wildtieren. Schulte berichtet von einem aufgrund der Erkrankung orientierungslosen Dachs, den er kürzlich erlöst habe.
Kein Wild anfassen oder mitnehmen: Jagdpächter können helfen
Die Kreisjäger weisen auch auf die beginnende Setzzeit des Rehwildes hin: Die Kitze seien dank ihrer Geruchlosigkeit im hohen Gras oder Getreide vor Fressfeinden geschützt. In den ersten Lebenstagen besuche die Mutter ihre Jungen bei Tageslicht ausschließlich zum Säugen. Das Reh halte sich die meiste Zeit etwas abseits von ihrem Jungtier auf, um im Falle einer Bedrohung potenzielle Fressfeinde ablenken zu können. „Dazu gehören auch freilaufende Hunde – deshalb sollen diese gerade an Waldrändern angeleint bleiben.“ Die Kitze sollten nicht angefasst werden.
Auch Werner Schulte betont: „Bitte kein Jungwild mitnehmen“. Das sei gut gemeint, aber falsche Fürsorge, denn die Tiere seien nicht alleine, auch wenn das den Anschein mache. „Sie leiden in der Gefangenschaft ungeheure Qualen.“ Wer ein Tier finde und helfen wolle, sollte sich an den zuständigen Jagdpächter wenden. Helfen könne auch die Polizei, die auf Nachfrage den Kontakt nennen könne.