An Rhein und Ruhr. Die sogenannte Tularämie ist übertragbar auf den Menschen, mit Antibiotika aber gut behandelbar. Hundehalter und Jäger sollen achtsam sein.
Erkrankte Hasen und Kaninchen haben vereiterte Augen, ein strähniges Fell, sie suchen bei Gefahr nicht mehr das Weite - und sind in der Regel nach spätestens 14 Tagen tot: In Nordrhein-Westfalen sind in den vergangenen Wochen mehrere Fälle von Hasenpest gemeldet worden, der sogenannten Tularämie. Weil die meldepflichtige Krankheit auf Menschen übertragbar ist, ruft das Landesumweltamt (Lanuv) Hundehalter und Jäger auf, achtsam zu sein.
Insgesamt 34 Fälle von Hasenpest bei Tieren hat des Lanuv im laufenden Jahr bislang registriert, schon zwei mehr als im kompletten Vorjahr . „Bereits seit dem Jahr 2018 nehmen wir vermehrt Fälle wahr“, sagte ein Lanuv-Sprecher auf Nachfrage der Redaktion (10. Mai 2021). Die Kreise Soest und Warendorf (sieben Fälle) sowie Paderborn (sechs Fälle) bilden in diesem Frühjahr einen Schwerpunkt.
Erkrankung ist beim Menschen gut behandelbar
Einzelne Meldungen hat es aber auch Niederrhein gegeben - konkret aus den Kreisen Wesel und Kleve (je ein Fall), aus Viersen (zwei Fälle aus Kempen, einer aus Viersen-Süchteln) und aus Mönchengladbach (zwei Fälle). In Viersen war auch ein Mann erkrankt, der sich bei dem erkrankten Tier in Süchteln angesteckt hatte. Laut Kreisverwaltung ist er mittlerweile genesen. Insgesamt sind Übertragungen auf den Menschen aber selten.
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Ausgelöst wird die Krankheit vom Stäbchen-Bakterium Francisella tularensis. Nicht nur Hasen und Kaninchen infizieren sich: auch Biber, Ratten und andere Nager können sich anstecken, ebenso Waschbären und Rehe. Beim Menschen ist eine Erkrankung mit Antibiotika gut behandelbar. Typische Symptome sind plötzliches hohes Fieber, Lymphknotenschwellung und Husten. Ansteckungsgefährdet sind insbesondere Jäger beim Kontakt mit erkrankten Tieren oder infiziertem Fleisch. Schon die Mini-Dosis von zehn Bakterien kann Berichten zufolge ein Infektion auslösen.
Einweg-Maske und Atemschutz beim Ausweiden und Zerlegen
In einem Schreiben an die Untereren Jagdbehörden in NRW hat das Lanuv deshalb vor wenigen Tagen geraten, beim Ausweiden und Zerlegen von Hasen Einweg-Handschuhe und Atemschutzmasken zu tragen und sich auch beim Bergen von Junghasen und Rehkitzen zu schützen. Auch sonst sollten alle gängigen Hinweise zur Hygiene und zum Durchgaren von Fleisch beachtet werden. Hunde können sich ebenso durch Kontakt mit infizierten Tieren an Hasenpest anstecken - und diese dann an Menschen übertragen.
Weil infizierte oder geschwächte Hasen leichte Beute sind, rät der Kreis Viersen zum Anleinen von Hunden. Ähnlich das Lanuv: „Im hohen Gras oder auch auf Ackerrandstreifen sollten keine Hunde frei laufen gelassen werden“, sagte der Behördensprecher. Berichten zufolge überstehen Hunde eine Tularämie-Infektion oft gut, zeigen aber auch Symptome wie Müdigkeit oder Fressunlust.
Verband: Jäger in NRW nehmen Hasenpest sehr ernst
„Wenn ein Hund krank ist, gehört er zum Tierarzt“, sagt Andreas Schneider vom Landesjagdverband NRW. Er betonte gegenüber der Redaktion, dass die Jäger in NRW die Hasenpest sehr ernst nähmen. Wichtig zu wissen für Endverbraucher: „Wenn das Fleisch gut durchgegart ist, droht keine Gefahr mehr.“
Bundesweit haben die Behörden im laufenden Jahr 59 Fälle von Hasenpest registriert, NRW ist mit seinen bisher 34 Fällen absoluter Schwerpunkt. Experten gehen davon aus, dass sich Hasenpest-Fälle im Zuge des Klimawandels mehren werden. Milde Winter und frühzeitig warme Temperaturen sorgen mutmaßlich dafür, dass Stechmücken und Zecken frühzeitig aktiv werden und die Krankheit unter Tieren leichter verbreiten können.
Mehr Hasenpest-Fälle in der Fallwild-Statistik
Die Jagdbehörden in NRW merken laut Lanuv jedenfalls schon heute beim Fallwild, dass die Krankheit deutlich häufiger auftritt als früher. Noch vor zehn Jahren sei die Hasenpest für jeden zwanzigsten verendeten Feldhasen verantwortlich gewesen (5%), mittlerweile liege der Wert bei 23,8%.