Kreis Wesel. Pedelecs, beteiligte Kinder, Fahrerflucht: Wie sich die Verkehrsunfälle 2022 im Kreis entwickelt haben und was die Polizei dazu sagt.
Ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksichtnahme, „wenn alle das beherzigen würden, gäbe es weniger Unfälle“, betont Rüdiger Kunst, Abteilungsleiter der Kreispolizei Wesel bei der Pressekonferenz zur Verkehrsunfallentwicklung 2022. Natürlich beschreibt diese Statistik auch eine Rückkehr zur Normalität nach der Pandemie. Die Menschen sind häufiger unterwegs – die Bilanz: mehr Verkehr auf den Straßen im Kreis Wesel. Und mit insgesamt 13.904 eben auch 837 (plus 6,4 Prozent) Unfälle mehr als im Jahr zuvor. „Mit einem Anstieg war zu rechnen“, sagt Kunst. Und dennoch: Die Zahl liegt unter dem Vor-Corona-Niveau (2019: 15.218 Unfälle). Es gab weniger schwere Unfallfolgen: weniger Todesfälle, weniger Schwerverletzte.
Dennoch: Vielen wird der Tag Ende Februar 2022 in Erinnerung geblieben sein. Als ein Fahrzeug in Wesel in den Rhein stürzte und drei junge Menschen starben. Im ganzen Jahr verunglückten kreisweit zehn Menschen tödlich. „Das sind immer zehn Tote zu viel“, wie Kreisdirektor Ralf Berensmeier betont.
Die Polizei spricht an diesem Tag dennoch von der geringsten Anzahl an Verkehrsunfällen mit Getöteten seit 1975. Zwar haben sich im vergangen Jahr wieder mehr Menschen leicht verletzt, die Zahl der Schwerverletzten im Straßenverkehr ging jedoch etwas zurück, von 284 auf 267.
Mehr Unfälle mit Fahrerflucht im Kreis Wesel: „Das ist kein Bagatelldelikt“
Ein weiterer Indikator für die Polizei ist auch die Unfallhäufigkeit: Allein im Kreis Wesel seien im vergangenen Jahr mehr als 390.000 Fahrzeuge zugelassen gewesen, „hinzu kommen die Pendlerströme“, führt Rüdiger Kunst aus. Dennoch liege der Kreis mit 3020 Unfällen pro 100.000 Einwohner gerechnet unter dem Trend in Nordrhein-Westfalen (3401). Bei 78 Unfällen habe der Einfluss von Alkohol oder Betäubungsmitteln eine Rolle gespielt, so Rüdiger Kunst. Er sei daher gespannt auf die Diskussion zur Legalisierung von Cannabis, die Polizei befürchte Auswirkungen auf die Delikte im Straßenverkehr.
Einen deutlichen Sprung nach oben hat die Zahl der Unfälle mit Fahrerflucht in der Statistik gemacht: von 2589 auf 2993. „Das ist kein Bagatelldelikt“, sagt Christian Klur, Leiter der Direktion Verkehr. Für solche Fälle gebe es schließlich die Versicherung. „Man ist vorbestraft“, sagte auch Rüdiger Kunst zu den Folgen. Meistens handelte es sich um Sachschäden, in 138 Fällen wurden allerdings Personen verletzt.
Kreispolizei Wesel: Pedelec bleibt Schwerpunkt – E-Scooter im Blick
Die Polizei registrierte zudem mehr verunglückte Kinder. Hier stieg die Zahl von 124 auf 175, wie es aus der Statistik der Polizei hervorgeht. 90 Kinder waren auf dem Fahrrad unterwegs. Rüdiger Kunst vermutet hier auch eine Folge der Corona-Pandemie: Die Kinder seien viel zu Hause geblieben und weniger im Straßenverkehr unterwegs gewesen. Die Eltern seien gefordert, für Sichtbarkeit ihrer Kinder zu sorgen und zu üben. Die Polizei nannte zudem aufbauende Radfahrkurse, die sie an weiterführenden Schulen veranstalte. Im vergangenen Jahr waren das 101 Kurse sowie 320 Radfahrausbildungen an Grundschulen. Bei jungen Menschen sind zudem die E-Scooter inzwischen beliebt, die Zahl der Unfälle hiermit ist von 22 auf 49 gestiegen. Bei dem Thema sei ein Trend erkennbar, zunehmend könne das zum Problem werden: „Es ist kein Spielzeug“, so Rüdiger Kunst.
Einen großen Schwerpunkt setzt die Kreispolizei nach wie vor auch beim Thema Pedelec: Mit dem elektrisch betriebenen Fahrzeug gab es im vergangenen Jahr insgesamt 178 und damit neun Unfälle mehr als zuvor, die Zahl der verunglückten Pedelecfahrenden stieg leicht von 158 auf 177 an, 29 darunter zogen sich schwere Verletzungen zu. Das sei kein normaler Drahtesel, die Fahrdynamik dürfe nicht unterschätzt werden, sagte Ralf Berensmeier. „Beim Auto kommt auch keiner auf die Idee, den Airbag auszuschalten. Unser Appell: Tragen Sie einen Helm“, sensibilisierte etwa auch Christian Klur. Kunst nannte als zusätzlichen Schutz auch den Airbag fürs Fahrrad, der wie ein Kragen um den Nacken sitze. Ebenfalls angestiegen im vergangenen Jahr ist die Zahl der verunglückten Radfahrenden – von 344 auf 434, darunter 42 Schwerverletzte.
- Unter dieser Rufnummer informiert die Polizei zu ihrem Pedelec-Training: 0281/107 7777
Die Zahlen aus den Kommunen im Kreis Wesel:
In Wesel registrierte die Polizei 1931 Unfälle – das sind 271 mehr als im Jahr zuvor. 267 Menschen wurden leicht, 47 schwer verletzt. Es gab vier Verkehrstote, 2021 wurden keine Todesfälle verzeichnet.
Acht Unfälle mehr und damit insgesamt 625 ereigneten sich in Hamminkeln. Hier erlitten 83 Menschen leichte und 30 schwere Verletzungen. Zwei Menschen starben, im Jahr zuvor gab es hier vier Todesfälle.
In der Gemeinde Hünxe ist die Zahl der Verkehrsunfälle von 297 auf 334 gestiegen. In Folge eines Unfalls verletzten sich 53 Menschen hier leicht, elf schwer. Es gab keinen Todesfall, im Vorjahr war es einer.
In Schermbeck verzeichnete die Polizei 275 Unfälle – 25 mehr als im Jahr davor. Es gab 30 leicht- und fünf schwer verletzte Personen, einen Todesfall gab es wie 2021 nicht.
In Dinslaken gab es im vergangenen Jahr 1834 Verkehrsunfälle – 148 mehr als zuvor. Die Polizei meldete 279 Leicht- und 40 Schwerverletzte. Unfalltote gab es nicht, 2021 waren zwei Menschen gestorben.
Insgesamt 637 Unfälle gab es in Voerde (Vorjahr: 555). Laut Polizei verletzten sich 116 Menschen leicht und 22 schwer. Ein Mensch ist gestorben.
In der Gemeinde Hünxe ist die Zahl der Verkehrsunfälle von 297 auf 334 gestiegen. In Folge eines Unfalls verletzten sich 53 Menschen hier leicht, elf schwer. Es gab keinen Todesfall, im Vorjahr war es einer.
In Moers ist die Zahl der Verkehrsunfälle im vergangenen Jahr von 2483 auf 2725 gestiegen. 329 Menschen wurden leicht, 51 Menschen schwer verletzt. Wie im Vorjahr gab es einen Todesfall.
Insgesamt 964 Unfälle verzeichnete die Polizei in Kamp-Lintfort – das sind 122 mehr als im Jahr zuvor. 126 Menschen verletzten sich leicht, 13 Menschen schwer – es gab keinen Todesfall.
In Neukirchen-Vluyn ereigneten sich im vergangenen Jahr 641 Unfälle, 131 mehr als 2021. Hier wurden 90 Menschen leicht und 14 schwer verletzt. Todesfälle wurden hier nicht registriert, im Jahr zuvor starben zwei Menschen.
Die Polizei berichtet in Rheinberg von insgesamt 631 Unfällen, 67 mehr als im Jahr zuvor. 89 Personen wurden leicht verletzt und zehn schwer. Es gab zwei Verkehrstote und damit einen mehr als im Vorjahr.
In Xanten ist die Zahl der Verkehrsunfälle von 428 auf 446 gestiegen. Es gab 47 Leicht- und acht Schwerverletzte. Ein Todesfall wurde im Gegensatz zu 2021 nicht registriert.
Nur leicht ist die Zahl der Verkehrsunfälle in Alpen gestiegen – von 260 auf 263. Dabei verletzten sich 48 Personen leicht und elf schwer, einen Todesfall gab es nicht.
In Sonsbeck gab es insgesamt 247 Unfälle, im Jahr zuvor waren es 231. Die Polizei registrierte 30 Leicht- und fünf Schwerverletzte. Einen Verkehrstoten gab es wie 2021 nicht.
- Alle Zahlen zur Verkehrsunfallbilanz 2022 finden Sie auf der Internetseite der Kreispolizei: https://wesel.polizei.nrw/artikel/verkehrsunfallstatistik-1