Kreis Wesel. Im Kreis Wesel sind im Jahr 2021 zwölf Menschen bei Unfällen gestorben. Kreispolizei geht konsequent bei Rasern vor. Das sind die Zahlen.

Es gebe Unfälle mit Todesfolge, die seien eine Verkettung unglücklicher Umstände, sagt Polizeichef Rüdiger Kunst. Und dann seien da eben diese Verkehrsunfälle, bei denen ihm jedes Verständnis fehle. Als Beispiel nennt er einen alkoholisierten Pedelecfahrer, der in Xanten zwei Mal die Straße bei roter Ampel quert und dann von einem ebenfalls alkoholisierten Autofahrer mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit erfasst wird. Es ist einer von elf Unfällen mit Todesfolge, die sich im vergangenen Jahr im Kreisgebiet ereignet haben, insgesamt zwölf Menschen starben. „Auf jeden Fall zwölf zu viel“, betonen Kunst und Landrat Ingo Brohl. Und dennoch: Es sei die geringste Anzahl an Verkehrsunfällen mit Getöteten seit 2013, wie es bei der Pressekonferenz zur Verkehrsunfallstatistik für 2021 am Donnerstag heißt.

Die weiteren Zahlen, die dabei im Fokus stehen: Insgesamt verzeichnet die Kreispolizei einen Anstieg der Verkehrsunfälle - von 12.415 auf 13.054. Zur Verdeutlichung: Das sind 36 Unfälle pro Tag. Allerdings: Vor der Corona-Pandemie 2019 waren es noch 42. Insgesamt wurden 1317 Menschen im zurückliegenden Jahr im Straßenverkehr leicht (Vorjahr: 1256) und 284 (249) schwer verletzt.

Kreispolizei Wesel sieht Schwerpunkt bei Rad- und Pedelecfahrern

Mit 757 liegt die Zahl der Verkehrsunfälle mit beteiligten Senioren fast auf dem gleichen Niveau wie 2020 (755). Gestiegen ist allerdings die Zahl der Unfälle, bei denen Kinder beteiligt waren - von 96 auf 124. Man sei an den Schulen mit präventiven Kontrollen aktiv, Kunst appelliert aber auch an die Eltern, sie seien gefordert mit den Kindern zu üben. Außerdem sei helle Kleidung angesagt. Ein weiteres Problem sei die Ablenkung beim Radfahren etwa durch das Smartphone.

Beim Rad- und Pedelecfahren sieht die hiesige Polizeibehörde einen Schwerpunkt für ihre Arbeit. Laut Brohl seien sie die am schlechtesten geschützten Verkehrsteilnehmer, er appelliert: „Bitte tragen Sie einen Helm.“ Genauso wird empfohlen, permanent mit Licht zu fahren - die Sichtbarkeit dieser Verkehrsteilnehmer muss erhöht werden.

Zwar ist die Zahl der Unfälle mit Fahrradfahrern zurückgegangen - von 448 auf 383 - dafür gibt es aber mehr Unfälle mit dem Pedelec (169 im Vergleich zu 121). Hier sieht die Kreispolizei eine Verlagerung auf das elektrisch betriebene Fahrzeug: Mit Blick auf die Aspekte Umwelt und Gesundheit sei das gut, die Schattenseite seien laut Kunst die Unfallzahlen. Vier der zwölf Unfalltoten waren mit dem Fahrrad oder Pedelec unterwegs. „Aus meiner Sicht ist die Geschwindigkeit beim Pedelec das Problem“, sagt Kunst, einer älteren Frau werde auf den ersten Blick im Straßenverkehr ein Tempo von 25 Stundenkilometern nicht zugetraut.

Mit 200 Stundenkilometern über die B8 - Harte Strafen für Raser

Ganz andere Geschwindigkeiten begegnen derweil den Polizeibeamten, die fast täglich im Kreis Wesel mit dem zivilen ProVida Fahrzeug unterwegs sind. Zur Veranschaulichung werden Videoaufnahmen gezeigt: Ein Autofahrer merkt auf der A3 bei Hamminkeln, dass ihm ein Fahrzeug hinterher fährt, er versucht davon zu fahren, weicht dafür sogar auf den Standstreifen aus - mit 100 Stundenkilometern vorbei an stehenden Lkw. Ein anderes Mal erreicht ein Autofahrer auf der B8 von Wesel nach Rees mehr als 200 Kilometer pro Stunde - bei erlaubten 70. „Die Beamten haben intensive Schulungen durchlaufen“, betont Hauptkommissar Rainer Benjamins von der Direktion Verkehr, sie wägen ab, wann es verhältnismäßig ist, zu folgen.

Insgesamt 15 Autorennen verzeichnete die Kreispolizei hier zuletzt. „Ich glaube nicht, dass das zugenommen hat“, so Rüdiger Kunst - aber die Polizei schaue intensiv darauf und greife besonders hart durch: Wer erwischt werde, sei sofort Fußgänger, sagt Kunst. Der Führerschein werde genauso wie das Fahrzeug als Tatmittel beschlagnahmt. Die Strafen reichten von Führerscheinsperre, über dauerhaften Entzug der Fahrerlaubnis, hohe Geld- bis hin zu Freiheitsstrafen.

Das sind die wichtigsten Zahlen aus den Kommunen

  • In Moers ist die Zahl der Verkehrsunfälle im vergangenen Jahr von 2325 auf 2478 angestiegen. Dabei wurden 309 Menschen leicht und 43 schwer verletzt. Ein Mensch ist gestorben - im vergangenen Jahr verzeichnete die Polizei hier noch vier Todesfälle.
  • Insgesamt 842 Verkehrsunfälle registrierte die Kreispolizei in Kamp-Lintfort - das sind 43 mehr als im Vorjahr. 96 Menschen wurden dabei leicht, 17 schwer verletzt. Es gab keine Todesfälle.
  • In Neukirchen-Vluyn gab es 510 Verkehrsunfälle - auch hier stieg die Zahl im Vergleich zum Vorjahr (450). 74 Menschen wurden leicht, elf schwer verletzt. Die Polizei berichtet hier von zwei Unfalltoten - das sind zwei mehr als im Jahr zuvor.
  • In Dinslaken ist die Zahl der Unfälle im vergangenen Jahr auf 1686 (Vorjahr: 1580) gestiegen. 200 Menschen wurden dabei leicht verletzt, 34 schwer. Es gab zwei Verkehrstote und damit einen mehr als im Vorjahr.
  • In Voerde verzeichnete die Polizei insgesamt 555 Unfälle (Vorjahr: 507). 95 Personen sind leicht verletzt worden, 19 schwer. Ein Todesfall wurde im Gegensatz zu 2020 nicht registriert.
  • In Hünxe gab es 297 Unfälle und damit vier weniger als noch 2021. Die Zahl der Leichtverletzten lag bei 32, die der Schwerverletzten bei 9. Ein Mensch starb, im Vorjahr wurden in der Gemeinde zwei Verkehrstote verzeichnet.
  • In Wesel registrierte die Polizei 1660 Unfälle (Vorjahr: 1442) mit 212 leicht und 76 schwer verletzten Menschen. Es gab keinen Todesfall, im Vorjahr war es einer.
  • In Hamminkeln stieg die Unfallzahl auf 617 (Vorjahr: 469). 66 Menschen wurden leicht verletzt, 28 schwer. Es wurden vier Todesfälle verzeichnet und damit zwei weniger als 2020.
  • In Schermbeck gab es 250 Unfälle (Vorjahr: 230) mit 28 Leichtverletzten und 14 Schwerverletzten und keinen Todesfällen.
  • In Rheinberg registrierte die Polizei 564 Unfälle (Vorjahr: 551) mit 67 Leicht- und elf Schwerverletzten – wie 2020 gab es in der Stadt einen Verkehrstoten.
  • In Xanten passierten 427 Unfälle (Vorjahr: 399). 69 Menschen wurden leicht verletzt, zehn schwer. Die Zahl der Verkehrstoten sank von zwei auf eins.
  • In Alpen gab es 260 Unfälle (Vorjahr: 260) mit 43 Leicht- und fünf Schwerverletzten. Todesfälle wurden nicht registriert.
  • Ebenfalls keine Verkehrstoten gab es in Sonsbeck – insgesamt verzeichnete die Polizei dort 231 Unfälle (Vorjahr: 225). 26 Menschen wurden leicht verletzt und sieben schwer.