Kreis Wesel. Wirklich zusammengewachsen sind die Rheinseiten des Kreises Wesel nach 50 Jahren nicht. Jetzt diskutiert die Politik: Was ist das Jubiläum wert?

50 Jahre alt wird der Kreis 2025 – eine aus der kommunalen Neuordnung hervorgegangene Zwangsehe, die auch nach einem halben Jahrhundert offensichtlich kein Wir-Gefühl hervorgebracht hat. CDU und Grüne im Kreistag wollen die goldene Hochzeit groß feiern. Sie planen Veranstaltungen zum „Zurückblicken auf 50 Jahre Zusammenwachsen zwischen rechter und linker Rheinseite“, wie es in dem Antrag heißt. Bis zu 75.000 Euro sollen dafür in die Haushalte 2024/25 eingestellt werden. Zudem wollen sie das gesellschaftliche Engagement und das kommunale politische Ehrenamt hoch leben lassen – dezentral, in den Kommunen. Im jüngsten Kreisausschuss gab es Widerspruch.

Da war es eher eine Anekdote, dass die scheidende Behindertenbeauftragte Erika Morsch offen ließ, ob sie nach ihrem Ausscheiden aus der Kreisverwaltung noch mal über die Rheinbrücke fahren wird, „ich bin Moers“. Auch Constantin Borges (FDP) bekundete, dass die jungen Moerser mit der Kreisstadt Wesel nichts am Hut haben, obschon er nicht generell gegen Feiern sei. Gerd Drüten (SPD) ist der Vorschlag zu teuer, die Kommunen seien in einer prekären Situation. Statt der vorgeschlagenen dezentralen Veranstaltungen regte er eine zentrale im Kreishaus an, zwischen 5000 und 10.000 Euro seien dafür angemessen, „wir brauchen keine Jubelperserveranstaltung“.

Bausteine einer starken Demokratie in den Vordergrund rücken

Hubert Kück (Grüne) nannte Drüten daraufhin eine „Spaßbremse“, Frank Berger (CDU) verteidigte den Antrag. Die schwierigen Jahre mit Corona und dem Ukrainekrieg hätten gezeigt, dass eine stabile Demokratie wichtig ist. NRW habe sie, getragen unter anderem von kommunalen Räten und Kreistagen, von zahlreichen Ehrenamtlichen und auch den Mitarbeitenden der Verwaltungen. „Wir wollen die Stärke der Demokratie in den Vordergrund stellen, sie ist ein Schutzwall gegen Rechts und gegen Faschismus. Es geht nicht darum, dass wir uns feiern wollen.“ Das notwendige Zusammenwachsen des Kreises sieht er als Baustein dieser starken Demokratie. „Wir brauchen keine zentrale Veranstaltung, sondern müssen die Kommunen mit ins Boot holen.“ Kück sprach sich ebenfalls gegen eine Feier im Kreishaus aus, „das Leben des Kreises pulsiert woanders, vor Ort.“

SPD und FDP wollen erst das nun von der Kreisverwaltung zu erstellende Konzept sehen, bevor sie über die Kosten entscheiden. CDU, Grüne und Landrat stimmten mit ihrer Mehrheit dafür. Das letzte Wort hat am 2. März der Kreistag.