Kreis Wesel. Zukunft Niederrhein ist zufrieden mit der RVR-Planung und sieht sich beim Kiesabbau im Kreis Wesel gestärkt. Welche Rolle Berlin dabei spielt.
Wenig überraschend: Zukunft Niederrhein, die Kiesinitiative von 13 Unternehmen in den Kreisen Wesel und Kleve, ist zufrieden mit der am Montag startenden dritten Offenlage des Regionalplanentwurfs. Auch die reduzierte Flächenkulisse nehmen sie entspannt zur Kenntnis. Was auch an einem neuen Grundsatzpapier des Bundeswirtschaftsministeriums liegt.
Am Freitag hat „Zukunft Niederrhein“-Geschäftsführer Sascha Kruchen gemeinsam mit Hülskens-Geschäftsführer Christian Strunk und Umweltwissenschaftlerin Beate Böckels vom Kiesunternehmen Holemans ins Welcome-Hotel an der Rheinpromenade in Wesel geladen, um ihre Sicht der Dinge zu erklären. Es ging um Kiesbedarfe, Potenzialflächen, Klagemöglichkeiten und den Widerstand gegen weitere Abbauflächen am Niederrhein, um Wohnungsknappheit in der Bundesrepublik und die Verteuerung des Baustoffes, der so sehr gebraucht werde. Beinahe hätte man sich wie in einer Zeitschleife fühlen können, weil sich die grundsätzlichen Ansichten zum Kiesabbau nicht innerhalb eines Jahres ändern.
Kiesabbau: Unternehmen im Kreis Wesel spüren Rückenwind aus Berlin
Dass es nicht dazu kam, lag am Eckpunktepapier zur Ergänzung der heimischen Rohstoffstrategie, die Bundeswirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck im Januar vorgestellt hat. In dem Papier spricht das Wirtschaftsministerium unter anderem von einem „erheblichen Mehrbedarf an entsprechenden heimischen Rohstoffen“ infolge der Energie- und Klimawende. Außerdem lohne sich der Transport bei einigen wichtigen Rohstoffen aus Kostengründen nicht, „zum Beispiel bei Kiesen und Sanden“. Zukunft Niederrhein sieht sich dadurch in seiner Position bestätigt und bestärkt.
Dass es in dem Eckpunktepapier unter anderem auch um Recycling- und Substitutionsquoten geht, die bis 2030 verdoppelt werden sollen, erwähnte Zukunft Niederrhein nicht. „Wir freuen uns über Rückenwind aus dem grünen Wirtschafts- und Klimaschutzministerium in Berlin“, sagte Sascha Kruchen. Kies und Sand seien die regionalen Rohstoffe schlechthin und sie würden derzeit massiv gebraucht. Insofern begrüße man die dritte Offenlage des Regionalplanentwurfs als „lang erwarteten nächsten Schritt im aktuellen Planverfahren“.
Zukunft Niederrhein sieht in der Kiesfrage auch die Kommunen in der Pflicht
Sowohl Kruchen als auch Böckels und Strunk nahmen den RVR in Schutz. Die Essener Planungsbehörde sei rechtlich gezwungen, Flächen auszuweisen. Das zweifeln die betroffenen Kommunen und der Kreis nicht an, kritisieren aber unter anderem das Tempo, mit dem der RVR die Flächenausweisung vollziehen möchte. Bekanntlich beschäftigen sie sich bereits mit Klagemöglichkeiten. Christian Strunk glaubt, dass dieser Schritt nichts nützen würde, „sondern der Schuss eher nach hinten“ losgehen würde. Wenn es keinen Regionalplan gebe, gebe es auch keine gesteuerte Flächenausweisung, so der Hülskens-Geschäftsführer.
Ohnehin werde der Kies- und Sandbedarf noch immer durch die hohe Nachfrage bestimmt, sagte Beate Böckels. „Wir hören auf zu baggern, wenn all unsere Kunden sagen, dass sie keinen Kies mehr kaufen“, so die Umweltwissenschaftlerin zugespitzt. Und wer die derzeitigen Hauptabnehmer seien, „wissen wir ja“, so Sascha Kruchen. Bis zu 70 Prozent des Kieses und Sandes gehe in den öffentlichen Hochbau. Wenn sich was ändern solle, müssten auch die Städte und Gemeinden mitgehen.
>>> Regionalplan könnte 2024 Rechtskraft erlangen<<<
Hülskens-Geschäftfsührer Christian Strunk glaubt, dass der Regionalplan in der ersten Hälfte des kommenden Jahres Rechtskraft erlangen könnte. Ab da könnte es drei bis fünf weitere Jahre dauern, bis die Bagger in einem Gebiet mit Abgrabungen beginnen. Außerdem müssten die Flächen auch erstmal verkauft werden, so Strunk. Ohne neue Flächen werde sich die Kiesabbaumenge in den nächsten fünf bis sieben Jahren um rund 50 Prozent reduzieren.