Kreis Wesel. Vor Offenlage des Regionalplanentwurfs präsentiert „Zukunft Niederrhein“ ihre eigenen Positionen zu Recycling, Bedarfsermittlung und Nachnutzung.

Während sich im Kreis Wesel die Kommunen und Bürgerinitiativen auf das Widerspruchsverfahren gegen den Regionalplanentwurf vorbereiten, der am Montag offengelegt wird, bringen sich auch die Mitgliedsunternehmen der Kiesinitiative „Zukunft Niederrhein“ in Stellung.

Auf einer Pressekonferenz stellte Initiativen-Geschäftsführer Sascha Kruchen am Freitag gemeinsam mit Umweltwissenschaftlerin Beate Böckels von der Firma Holemans und Hülskens-Geschäftsführer Christian Strunk einen Acht-Punkte-Plan für die Zukunft des Kiesabbaus im Kreis Wesel vor. Darin fordern sie unter anderem ein beschleunigtes Genehmigungsverfahren und ebenfalls eine neue Bedarfsermittlung, die allerdings nicht auf eine Reduzierung der Kiesfläche, sondern vielmehr auf eine Konkretisierung der tatsächlichen Nachfrage abzielt.

Die ausgewiesenen Flächen im Regionalplanentwurf seien zunächst nur theoretische Abbauflächen. Welche Fläche tatsächlich genehmigte Abgrabungsstelle werde, sei überhaupt noch nicht abzusehen. Auch, weil die Genehmigungsverfahren häufig mehrere Jahre dauerten. Deshalb müsse in die zukünftige Bedarfsermittlung dringend die tatsächliche Genehmigungslage und die Nachfragesituation einfließen, sagte Sascha Kruchen, der gemeinsam mit Böckels und Strunk bekräftigte, dass „nichts über Köpfe hinweg entschieden“ werde. Im gleichen Atemzug wehrten sie sich auch gegen den Vorwurf, die Planungsbehörden am Gängelband zu führen. „Keine der Flächen“, die jetzt im Regionalplanentwurf ausgewiesen seien, „sind auf Wunsch der Kiesindustrie aufgeworfen worden“, sagte Beate Böckels.

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Allerdings brauche man Planungssicherheit, sagte Sascha Kruchen, vor allem, um die politischen Vorgaben umzusetzen. In dem Zusammenhang zitiert der Geschäftsführer oft die 400.000 Wohnungen, die die Bundesregierung pro Jahr bauen will. Dafür brauche man Kies und Sand, auch, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Und je weniger der Baustoff, desto höher der Preis, „das muss jedem klar sein“, sagte Kruchen, der auch dem Vorwurf entgegentreten wollte, dass die Kiesunternehmen sich nicht für Recycling interessieren. Die Mitgliedsunternehmen arbeiteten schon länger daran mit, so Kruchen. Eine genaue Jahreszahl nannte er nicht. Allerdings sei das Recyclingpotenzial begrenzt. Im Optimalfall könne in Zukunft nur 20 Prozent der Kies- und Sandnachfrage in NRW durch Recyclingmaterial ersetzt werden, so Kruchen.

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Im Übrigen sei der RVR-Regionalplan nur der erste Schritt zu einer möglichen Auskiesung, die auch nur umgesetzt werde, wenn ein gültiger Kaufvertrag über die entsprechende Fläche vorliege, sagte Beate Böckels. Wie viele der derzeit ausgewiesenen Flächen nicht ausgekiest werden, etwa weil Grundstückseigentümer nicht verkaufen, konnte das Kiestriumvirat indes nicht sagen, Umweltwissenschaftlerin Böckels schätzte vage, dass es sich etwa um „eine dreistellige Hektar-Zahl“ handele.

Wer nicht verkaufen wolle, werde nicht gezwungen, sagte Hülskens-Geschäftsführer Christian Strunk, der große Gesprächsbereitschaft mit Kommunen und Bürgern über die Nachnutzung der Kiesflächen zeigte und erneut die Paradebeispiele Auesee und Xantener Südsee anführte. Dass nicht aus jedem Baggerloch ein Publikumsmagnet werden könne, sei ihm aber natürlich klar.