Kreis Wesel. Städtisches Grün ist kaum insektenfreundlich. Das soll ein Bundesprogramm ändern: Die Biologische Station im Kreis Wesel hat die Federführung.

„Artenvielfalt im urbanen Raum“ – das klingt eher nach Großstadt als nach Kreis Wesel. Und doch startet jetzt ein gleichnamiges Projekt, das die Kommunen, Unternehmen und Private dazu animieren will, für die Insektenvielfalt aktiv zu werden. Federführend ist die Biologische Station im Kreis Wesel, die jetzt Mitstreiter in den 13 Städten und Gemeinden sucht. „Urban“ ist weit gefasst, wie Klaus Kretschmer, Geschäftsführer der Biostation, erläutert: „Mitmachen können die Städte, aber auch Gemeinden wie Sonsbeck und Schermbeck. Es geht um bewohnten Raum.“ Parks, Gärten, Friedhöfe, aber auch die Flächen rund um Unternehmen seien zwar grün, aber nicht naturnah und nur begrenzt für Insekten hilfreich. Daran will dieses Programm etwas ändern.

Vielfältige Lebensräume – Bergbaufolge und ländliche Strukturen

Warum gerade im Kreis Wesel? Das Bundesamt für Naturschutz argumentiert mit der Vielfalt: Ländliches liegt neben den Bergbaufolgelandschaften, Naturschutzgebiet neben industriell veränderten Flächen. Das schaffe viele verschiedene Lebensräume und ermögliche eine überdurchschnittlich hohe Artenvielfalt „Knapp die Hälfte aller planungsrelevanten Arten in Nordrhein-Westfalen sind im Kreis Wesel entlang von Rhein und Lippe zu finden.“ Doch es gibt einen spürbaren Rückgang der Insekten.

Kerstin Löwenstein, Halina Hojka, Klaus Kretschmer, Norbert Meesters, Paul Schnitzler (Biologische Station), Ute Borchers (Bundesamt für Naturschutz), Won Scharfe, Sabine Eberwein (Biologische Station), Bernhard Finke (Kreis Wesel) und Dr. Georg Verbücheln (Stöckmann-Stiftung) stehen mit dem neuen Projekt noch ganz am Anfang.
Kerstin Löwenstein, Halina Hojka, Klaus Kretschmer, Norbert Meesters, Paul Schnitzler (Biologische Station), Ute Borchers (Bundesamt für Naturschutz), Won Scharfe, Sabine Eberwein (Biologische Station), Bernhard Finke (Kreis Wesel) und Dr. Georg Verbücheln (Stöckmann-Stiftung) stehen mit dem neuen Projekt noch ganz am Anfang. © FUNKE Foto Services | Karl Banski

Es geht darum, etwas für sie und die Biodiversität allgemein zu tun, aber auch im Besonderen. Ein kleiner Schmetterling, der hoch spezialisierte „Dunkle Wiesenknopf Ameisenbläuling“ steht im Zentrum der Bemühungen, im Kreis Wesel ist er nicht mehr anzutreffen. Zum Überleben benötigt er feuchte Flächen und den „Großen Wiesenknopf“, eine heimische Pflanze die den Schmetterlingen und ihren Raupen als Futter dient. Damit nicht genug, muss es auch die Rote Knotenameise geben: Die Raupe lässt sich von den Ameisen in ihr Nest tragen und wird von ihnen versorgt, ein besonderer Duft verleitet die Ameisen dazu, sie zu ‘adoptieren’. „Diese Ameisen gibt es im Kreis Wesel“, sagt Paul Schnitzler von der Biologischen Station. Den Dunklen Wiesenknopf lässt die Station in einer Gärtnerei ziehen, fehlen noch geeignete Flächen.

Biotop-Brückenschlag zwischen Drevenacker Dünen und Kaninchenberge

Im Rahmen des Projektes sollen Lebensräume für alle Insekten entstehen, Kleinbiotope angelegt werden, Brut- und Nisthilfen eingerichtet werden. Ein Schwerpunkt ist der Gewerbepark Bucholtwelmen, der zwischen den Naturschutzgebieten Drevenacker Dünen und Kaninchenberge liegt. 175 Hektar, die bei entsprechender Gestaltung Chancen für einen Biotopverbund bietet.

Bundesamt für Naturschutz (BfN) und das Bundesumweltministerium geben dafür bis 2028 rund 455.000 Euro, der Kreis Wesel 60.000 Euro, das Land 60.000 und die Stöckmann-Stiftung aus Rheinberg 21.000 Euro und auch der Verein Biologische Station im Kreis Wesel schießt etwas zu. In erster Linie bietet sie den Kommunen aber ihr Know-how.

Im ersten Projektjahr, das Programm endet im Februar 2028, sucht die Biologische Station mit den Kommunen geeignete Flächen, erste haben bereits Interesse bekundet.

Lesen Sie auch: