Kreis Wesel. Lange naturnahe Hecken können im Kreis Wesel einen Beitrag zu Klimaschutz und Ökologie liefern. Vorausgesetzt, sie werden fachgerecht gepflegt.
Hecken im Kreis Wesel sind ein wichtiges Mittel im Rahmen der Klimaoffensive – allerdings bislang aus Personalmangel ein stiefmütterlich behandeltes. Das soll sich mit der Einstellung von Ariv Burnaz ändern, ein Dinslakener, der von der Stadt Herne zum Kreis Wesel gewechselt ist und sich mit dem Thema auskennt. Dem Umweltausschuss erläuterte er jüngst, wie die Hecken, in den 90er Jahren auf Privatgrund gesetzt, deren Pflege der Kreis Wesel dauerhaft übernommen hat, jetzt ökologisch optimiert werden sollen. Zu diesem Zweck wurden die bestehenden Hecken jetzt kartiert, ihr Zustand erfasst und ein ein Pflegeplan erstellt. Bislang hatte der Kreis sie lediglich auf Zuruf der Eigentümer gepflegt, das ändert sich jetzt. Indem die Landwirte bei der Gehölzpflege stärker unterstützt werden, soll auch Überzeugungsarbeit geleistet werden.
„Wir wollen den jährlichen Pflegeschnitt verhindern“, erläuterte Burnaz, „die meisten Hecken werden zu häufig gepflegt.“ Grund dafür ist, dass die Eigentümer verhindern wollen, dass sich Dickholz ausbildet, das teuer zu entsorgen wäre. Damit die Hecke ökologisch wertvoll ist, ist aber genau das nun gewünscht: Mehr Biomasse bindet mehr CO2, außerdem lässt sich das Holz thermisch verwerten und damit Strom erzeugen. Die 188 Hecken in der Pflege des Kreises, zusammen rund 20.000 laufende Meter, sollen in einem Zyklus von acht bis neun Jahren gepflegt werden: Jahr für Jahr werden Teile der Hecken komplett auf den Stock gesetzt – so entsteht in einer 200-Meter-Hecke dann mal eine 40 Meter breite Lücke. Im Jahr darauf folgt ein weiteres Stück und so weiter. Bis nach acht bis neun Jahren der Zyklus von vorn beginnt.
Hecken sind wertvoller, wenn sie nicht jedes Jahr geschnitten werden
Neben dem klimafreundlichen Aspekt erhöht sich auch der ökologische Wert derart gepflegter Hecken. Tiere, die in ihnen leben und Schutz suchen, können auf den Abschnitt nebenan ausweichen, einzelne Abschnitte bleiben über Jahre hinweg unberührt. Allerdings will der Kreis nun das Gespräch mit den Eigentümern suchen und Überzeugungsarbeit leisten. Ein Nachteil für die Bauern ist, dass die ältesten Heckenbereiche sehr breit werden, da muss mitunter der Zaun versetzt werden.
Hat der Kreis in der Pflegeperiode 2021/2022 insgesamt 837 Meter Hecke gepflegt, sind für 2022/23 bereits 3735 Meter geplant. Das Ganze kostet voraussichtlich 87.732,75 Euro, 80 Prozent davon sollen aus dem Europäischen Landwirtschaftsfond für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) kommen. Der Kreis rechnet mit dem Zuschlag. Mit der Pflege der bestehenden Hecken allein soll es nicht getan sein, weitere sollen neu angelegt werden. Der Kreis befindet sich laut Verwaltung auf der Suche nach geeigneten Flächen.