Kreis Wesel. Mehr Wald für den Kreis Wesel – das ist ein erklärtes Ziel der Klimaoffensive. Doch Fläche ist heiß umkämpft


Wald bindet Co2, deshalb braucht es mehr davon – ein erklärtes Ziel im Rahmen der Klimaoffensive im Kreis Wesel. Der Kreistag hatte sich dem ‘Klimanotstand’ verweigert und eine
Offensive
ausgerufen. Nun sollen Taten folgen, doch so einfach gestaltet sich das nicht: Für die gewünschte Waldvermehrung gibt es wenig Spielraum, teilte Umweltdezernent Helmut Czichy dem Kreis-Umwelt- und Planungsausschuss jetzt mit. Die Konkurrenz um Boden ist groß: Nicht allein durch Wohnen, Gewerbe und Landwirtschaft. Auch die von Naturschützern gewünschten, verschiedenen Biotoptypen ringen miteinander um Flächen.


Der Kreis kann aktuell zwölf Hektar eigene Fläche für
Aufforstungen
ausmachen, das ist wenig. Es müssten Flächen aufgekauft werden, um einen „nennenswerten klimaschutzwirksamen Effekt“ zu erzielen, sagt die Kreisverwaltung. Es gibt ein Flächenaufkaufkonzept, das aber an Grenzen stößt. Dieses Konzept möchte das Mehrheitsbündnis aus CDU, Grünen, FDP und FWG sehen, bevor es entscheidet, erklärte Arnd Cappell-Höpken (CDU). Es „erst diskutieren, und dann entscheiden“. Helga Franzkowiak (Grüne) mahnte, den Wald im Kopf zu behalten. Es müsse nicht nur aufgeforstet, sondern auch umgebaut werden. „Wir müssen uns angesichts der Flächenkonkurrenz auch fragen, was wichtiger ist: Industrie oder Wald? Wir haben jede Fläche nur einmal.“

Ein Heckensystem aufbauen

Hecken sind eine gute Ergänzung zum Wald. Etliche sind in den 90er Jahren auf Privatgrund gepflanzt, vom Kreis gepflegt, aber aus den Augen verloren worden. 837 Meter waren das in den vergangenen zwei Jahren noch. Für die Klimaoffensive ist mehr nötig. Nun gilt es festzustellen, welche Hecken es bereits gibt, welchen Aufwand ihre Pflege bereitet und wo Lücken bepflanzt werden können. Die CDU signalisierte, dem zustimmen zu wollen, allerdings will das Bündnis wissen, welche Hecken es gibt. Cappell-Höpken erfragte einen Plan des Heckensystems.

Das Bündnis will etliche der Klimawende-Bausteine genauer diskutieren, notwendige Mittel in den Haushaltsberatungen behandeln und benötigte Stellen in Zusammenhang mit dem Stellenplan. Zum Thema zusätzliche Stellen erbat Cappell-Höpken ein Organigramm der Fachdienste, um beurteilen zu können, wie die Verwaltung ausgerüstet ist. Die Punkte zusammen bedeuten eine Verschiebung um drei Monate in den nächsten Sitzungszug.

Das letzte Wort hat der Kreistag

SPD und Linke wollten sämtliche von der Verwaltung vorgeschlagenen Maßnahmen direkt beschließen, die SPD wertete die Argumentation der CDU als „fadenscheinigen Vorwand“, die Kooperation blamiere sich „bis auf die Knochen“, so Gabriele Wegner und Gerd Drüten. Aus Formgründen – die CDU hatte keinen Antrag auf Vertagung gestellt – musste das Bündnis letztlich gegen einige der vorgeschlagenen Maßnahmen stimmen, wollte es sich nicht das Heft aus der Hand nehmen lassen. Das letzte Wort hat der Kreistag, zuvor tagt noch der Kreisausschuss. Das Bündnis werde die Punkte dann korrekt abstimmen lassen, kündigte die CDU an.

Für die AfD lehnte Sebastian Nehnes die meisten Klimamaßnahmen ab, der Kreis werde das Klima nicht ändern oder retten. Allein das Wort im Beschlussvorschlag widere ihn an. Damit stand er allein.