Kranenburg. . Lokale Hotspots unserer Artenvielfalt: Je breiter, höher, länger und zum Teil auch je älter eine Hecke ist, desto mehr Arten sind zu beobachten.

In meiner Zeit als Doktorand am „Zentrum für Naturschutz“ der Universität Göttingen habe ich über Jahre hinweg die Vögel in Hecken untersucht. Welche Arten kommen vor und wie müssen Hecken aussehen, damit Vögel erfolgreich darin brüten können? Das waren die Fragen, die mich vor allem interessiert haben. Die Ergebnisse waren ganz interessant: Je breiter, höher, länger und zum Teil auch je älter eine Hecke war, desto mehr Arten waren zu beobachten. Neben den Feldvögeln wie Goldammer, Dorngrasmücke oder Feldsperling ist es dann auch vielen Waldvogelarten möglich, eine Hecke zu besiedeln.

„Hecken – Lebensadern der Landschaft“, so heißt ein schönes und anschauliches Buch englischer Kollegen. Und tatsächlich sind Hecken auch wirklich Attraktionsorte für viele Tier- und Pflanzenarten. Kleine, lokale Hotspots unserer Artenvielfalt. Dabei ist nicht zu vergessen: Hecken sind menschengemachte Elemente unserer Kulturlandschaft.

Und ohne Pflege, die oft ja schon bei der Anlage einer Hecke beginnt, verändert sich ihre ökologische Funktion. Wenn Bäume durchwachsen und einen Kronenschluss erreichen, wird aus einer niedrigen, dichten Hecke beispielsweise schnell eine Baumreihe. Auch schön, aber eben keine Hecke mehr.

Am Niederrhein gibt es zum Glück in vielen Regionen noch Hecken. Das Netz war früher sicherlich einmal viel dichter. Manch eine Hecke musste der Flurbereinigung weichen. Gerade auf Ackerstandorten gibt es viele große Schläge, die noch vor wenigen Jahrzehnten durch viel mehr Grün gekammert waren.

Aber auch zwischen den Wiesen gibt es Hecken. Früher wurden damit mancherorts Weideflächen abgegrenzt. Das Holz wurde ortsnah zum Feuermachen genutzt. Dabei wurden die Hecken immer wieder zurückgeschnitten oder „auf den Stock gesetzt“. Das bezeichnet den Rückschnitt auf etwa einen Meter Höhe.

Heute ist die Pflege eine mühsame Arbeit geworden, die aber nach wie vor notwendig ist. Wenn Hecken nicht „beigeschnitten“ werden, wachsen sie in die Fläche ein. Mit der Zeit wird dann die Wiesenfläche immer kleiner und der Ertrag geringer. In Naturschutzgebieten ist das Einwachsen in die Fläche manchmal ein großen Problem, weil dann zum Beispiel Standorte von Orchideen gefährdet werden oder wertvolle Lebensräume wie Schilfflächen immer kleiner werden.

Wenn die regelmäßige Nutzung fehlt, muss dann immer wieder mal mit einer größeren Maßnahme gegengesteuert werden. Manchmal ist es auch so, dass sich aus alten Gräben, die nicht mehr in Funktion, aber immer noch vorhanden sind, „Wildwuchs“ entwickelt. Der sollte dann möglichst umfassend weggenommen werden, damit Schilf und Orchideen genug Platz und Licht bekommen.

Und die Vögel? Bei meiner Arbeit kam damals heraus, dass die Waldvögel nur selten erfolgreich brüten konnten. Nesträuber finden die Gelege von Amsel, Singdrossel und Buchfink zu leicht, so dass viele Waldvögel in Hecken ohne Bruterfolg bleiben.

Anders ist das etwa bei Goldammer, Dorngrasmücke und Zilpzalp. Diese Arten bauen ihre Nester im Heckensaum, bodennah und gut verborgen in Heckenlücken im Übergang von Geäst und einjähriger Vegetation. Dafür genügt dann manchmal schon ein einzelner Weißdorn – oder eine erst kürzlich gepflegte Hecke.

Zum Bild, vielleicht als Bildunterschrift: Orchideenwiese Kranenburger Bruch im Winter 2011: Weidenbüsche wachsen aus alten Gräben in die Orchideenwiesen ein. Die Weiden müssen unbedingt zurückgenommen werden.