Kreis Wesel. Manche Bürgermeister nennen Brohls Entscheidung, den Vorstand zu vergrößern, „überraschend“. Sie haben Fragen zu Kosten und Notwendigkeit.

Nicht alle Bürgermeister möchten sich zu der Ankündigung von Landrat Ingo Brohl, den Kreisverwaltungsvorstand um einen Dezernentenposten zu vergrößern, äußern. „Es steht mir nicht zu, die organisatorischen Hintergründe zu bewerten. Die Themenbereiche, für die der Verwaltungsvorstand erweitert werden soll, sind aber unbestritten wichtige“, sagt etwa der Moerser Bürgermeister, Christoph Fleischhauer. In einigen der 13 Kommunen im Kreis sorget die Entscheidung dennoch für Überraschung. Kamp-Lintforts Bürgermeister Christoph Landscheidt hat einen Fragenkatalog an den Landrat geschickt.

Verwaltungsvorstand im Kreis Wesel soll wachsen: Bürgermeister stellen Fragen

„Bei allem Respekt vor der Organisationshoheit der Verwaltungsleitung des Kreises wirft diese überraschende Entscheidung, deren mögliche Kostenfolgen am Ende die Steuerzahler der Städte und Gemeinden tragen müssen, eine Reihe von Fragen auf“, heißt es in der Stellungnahme, die der Redaktion vorliegt. Die Bürgermeisterkonferenz möchte wissen, ob und welche Auswirkungen diese Vorstandsvergrößerung für die Kreisumlage hat, die die Kommunen jedes Jahr an den Kreis zahlen müssen. Dass sich der neue Vorstandsposten nicht auf die Kreisumlage auswirkt, hat der Kreis Wesel bereits am Donnerstag mitgeteilt. In dem Zuge sagte die Verwaltung allerdings auch, dass das nur der erste Schritt sei und neues Fachpersonal eingestellt werden solle, um den Investitionsstau in den Griff zu bekommen.

Laut Verwaltungsvorlage sollen die „Stellenmehrbedarfe sukzessive in die Stellenplanung einfließen und möglichst aktuell befristetes Personal in den Personalbestand überführt werden“.

Mit der zusätzlichen Stelle wächst der Verwaltungsvorstand im Kreis Wesel auf sechs Köpfe, den Landrat nicht dazugerechnet. Die Gemeindeprüfungsanstalt (GPA) soll sich mit der Größe der Verwaltungsspitze ebenfalls bereits befasst haben – allerdings mit einem anderen Ergebnis: „Stand nicht in einem der letzten GPA-Berichte der Hinweis, dass man die Zahl der Dezernenten im Kreis auf drei bis vier reduzieren könne? Gibt es dazu im aktuellen Bericht Hinweise, dass aufgestockt werden soll?“, fragt Christoph Landscheidt in dem Schreiben im Namen der Bürgermeisterkonferenz. „Und wenn ja, könnten wir den Bericht irgendwo einsehen?“

Aus Sicht der Stadt Kamp-Lintfort ist vor allem die Rolle der Wohnungsbaugesellschaft Grafschaft Moers unklar, deren Mehrheitsanteile der Kreis erst 2018 erworben habe. Wenn es um die Optimierung des Immobilienmanagements gehe, fragt Landscheidt, wo sonst, wenn nicht in diesem Unternehmen, wären alle zum großen Teil schon vorhandenen Kompetenzen zu bündeln? „Wozu braucht es da einen zusätzlichen leitenden Verwaltungsbeamten mit eigenem Dezernat an der Spitze?“

Eine Frage, die sich nicht nur Landscheidt stellt. Hamminkelns Bürgermeister Bernd Romanski etwa findet „erstaunlich, dass in Zeiten knapper Kassen zu solchen Mitteln gegriffen wird“.