Kreis Wesel. Im Kreis Wesel werden Pilzsammler vielerorts fündig. Experten geben unter anderem Tipps, wo gesammelt werden kann. So lange geht die Saison noch.

Die Pilzsaison neigt sich langsam dem Ende entgegen. Solange es jedoch noch nicht friert, wachsen die Organismen noch, die weder zu den Tieren noch zu den Pflanzen gezählt werden. Im Kreis Wesel gibt es einige Orte, die sich besonders gut zum Pilze sammeln eignen, wie zwei erfahrene Sammler von der Arbeitsgemeinschaft Pilzkunde Niederrhein erklären. Die Arbeitsgemeinschaft hat sich zur Aufgabe gemacht die Artenvielfalt der Pilze am Niederrhein in Datenbanken zu dokumentieren.

Der 90-jährige Karlheinz Morscheck aus Moers sammelt auf Grund seines hohen Alters zwar nur noch selten Pilze, kennt sich aber am Niederrhein gut aus. Der Baerler Busch zwischen Moers und Duisburg, der Uedemer Hochwald zwischen Xanten und Uedem oder die Leucht zwischen Rheinberg, Alpen und Kamp-Lintfort seien schöne pilzreiche Wälder. Eine weitere Empfehlung von Morschek für Pilzfans, allerdings nicht mehr im Kreis Wesel, ist der Reichswald in Kleve. „Sonst bin ich auch oft in den Hunsrück oder in die Eifel zum Pilze sammeln gefahren“, erzählt Morschek.

Pilze im Kreis Wesel: Eine späte Saison

Noch etwa zwei Wochen, schätzt Morschek, dauert die Pilzsaison an. Auf Grund der langen Trockenheit und dem späten Regen Ende des Sommers, hat sich die Saison nach hinten verschoben. „Ohne den Regen wäre auch fast gar nichts mehr passiert“, erklärt Morschek, denn Pilze mögen es gerne feucht.

Pilzsammler Ludwig Quecke ergänzt noch weitere Orte, die sich im Kreis Wesel eigenen, um erfolgreich Pilze zu finden: der Hiesfelder Wald in Dinslaken und das Schwarze Wasser in Wesel. „Bei beiden Orten muss man aber aufpassen, dass man nicht in den weiten Teilen des Naturschutzgebietes sammelt“, mahnt Quecke. Darüber hinaus fällt ihm noch der Dämmerwald bei Schermbeck ein, in dem große Teile Landschaftsschutzgebiet sind und damit zum sammeln geeignet. „Man muss als Pilzsammler unbedingt auf die Schilder achten.“

Diese Speisepilze gibt es im Kreis Wesel

Speisepilze, die man im Kreis Wesel finden kann, sind unter anderem Steinpilze und Maronen. „Hier gibt es zwar nicht so viele wie in der Eifel oder im Sauerland, aber doch so, dass man eine Pilzmahlzeit zusammen bekommt“, erklärt Quecke. Darüber hinaus gibt es zahlreiche andere Speisepilz-Arten: verschiedene Täublinge, Ziegenlippe, Rotfußröhrlinge oder auch Milchlinge. Letztere seien aber nur was für echte Experten, da es unter der Art der Milchlinge auch giftige sogenannte Doppelgänger gibt. Und auch unter den anderen genannten Arten gibt es zumindest ungenießbare Exemplare.

Giftige Pilze können im Akutfall das Nervensystem angreifen und zum Organversagen führen, wenn man nicht schnell entgegenwirkt. „Dann gibt es viele die ein gastrointestinales Syndrom hervorrufen. Kurzum man muss auf Klo und sich übergeben“, erklärt Quecke. In jedem Fall sollte man dann so schnell wie möglich das Krankenhaus aufsuchen bzw. den Giftnotruf kontaktieren, im Kreis Wesel unter der Telefonnummer 0228 192 40.

So können sich Anfänger an das Hobby herantasten

Bevor es also munter in den Wald geht, sollte man sich gründlich informieren und niemals einfach drauf los sammeln. Quecke gibt den Tipp, dass es jeweilige Angebote häufig bei Volkshochschulen gibt, die dann entsprechende Kurse anbieten, in denen man Grundlagen kennen lernt und auch Pilzwanderungen macht. Weitere Hilfe bieten darüber hinaus Bestimmungsbücher und -Apps, mit denen Pilzarten bestimmt werden können. „Man sollte sich als Anfänger aber nie nur auf die Bücher oder Apps alleine verlassen“, rät Quecke. Am besten schaut am Ende immer noch ein Experte drüber, der sich auskennt.

Pilze können unter anderem mit Hilfe eines Bestimmungsbuches von ihren giftigen Doppelgängern unterschieden werden.
Pilze können unter anderem mit Hilfe eines Bestimmungsbuches von ihren giftigen Doppelgängern unterschieden werden. © FUNKE Foto Services | Thorsten Lindekamp

Auch Karlheinz Morschek hat schon ärgerliche Erfahrungen mit Sammlern gemacht: Ein Mann zeigte ihm vor kurzem einen vollen Korb voller verschiedener Pilze, die er begutachten sollte. Er wollte wissen, was essbar ist und was nicht. Im Ergebnis blieben vier bis fünf genießbare Pilze über. Morschek war sauer: „Da habe ich den Mann deutlich zurechtgewiesen: Was man nicht kennt, muss man stehen lassen!“

Letzteres bestätigt auch der Landesbetrieb Wald und Holz NRW, der vor kurzem über die Rechte und Pflichten beim Pilze sammeln informierte. Das sensible Ökosystem Wald sollte nicht dadurch gestört werden, wahllos Pilze zu sammeln, die man nicht bestimmen kann. In der Mitteilung heißt es auch, dass Sammler höchstens zwei Kilo für den Eigenbedarf nehmen dürfen, Mengen darüber sind artenschutzrechtlich verboten und können zu Bußgeldern führen. Zudem solle man nicht in den frühen Morgen- und Abendstunden sammeln gehen, da das Wild im Wald dann Ruhe brauche.