Neukirchen-Vluyn. . Fachmann Morschek sagt: Pilze nur für Hausgebrauch sammeln und nur die nehmen, die man kennt, denn das Gift kann sogar zu Hirnschäden führen.
- Karlheinz Morschek (84) ist ein wahrer Experte in Sachen Pilze
- Er sagt: Man soll nur solche sammeln, die man wirklich kennt
- Manche sind so giftig, dass sie sogar Hirnschäden verursachen können
Herbstzeit – Hochsaison für Pilzsammler. So mancher macht sich in diesen Tagen wieder mit Korb und Messerchen auf in die heimischen Wälder. Doch beim Sammeln von Pilzen ist Umsicht geboten. Pilzberater Karlheinz Morschek (84) weiß alles über das richtige Sammeln und schaut auch gerne einmal in den Neukirchen-Vluyner Wäldern nach leckeren Exemplaren. Bei schönem Wetter ist er in Vluynbusch unterwegs.
„Eigentlich beginnt die Pilzsaison ja schon im April und Mai“, berichtet der Fachmann, der schon mit seinem Vater in die Pilze ging und später selbst Volkshochschul-Kurse hielt. „Heute wird leider viel zu viel gesammelt, sodass manche Arten in unserer Region fast ausgestorben sind“, bedauert er. Beim richtigen Sammeln könne das kaum vorkommen. „Die Leute sammeln leider oft einen ganzen Korb voll mit Pilzen, die ich mir ansehen soll. Am Ende bleiben dann vielleicht drei verwertbare Exemplare übrig.“
Pilze, auch wenn sie nicht alle essbar seien, hätten aber eine wichtige Funktion im Naturkreislauf. So gingen viele Bäume eine Gemeinschaft mit Pilzen in ihrem Wurzelwerk ein.
Das macht den Knollenblätterpilz so gefährlich
Nicht nur wegen des Naturschutzes sollte der Pilzsammler sich zuvor kundig machen. „Es gibt Arten, die essbar sind, dann Arten, die zum Verzehr nicht geeignet und wenig schmackhaft sind, und dann aber auch Arten, die sehr giftig sind“, warnt Morschek. Die oberste Regel jedes Sammlers sei daher, nur Pilze zu sammeln, die man wirklich kennt. Wichtig: Sammeln sei nur in Mengen für den Hausgebrauch erlaubt.
Gerade ging die Nachricht durch die Medien, dass eine Familie sich mit grünen Knollenblätterpilzen schwer vergiftet hat. „Dieser Pilz enthält vier verschiedene Gifte und bewirkt schweres Leber- und Nierenversagen sowie Hirnschäden“, erklärt Karlheinz Morschek. Menschen, die das überlebten, seien gezeichnet. „Diese Vergiftung ist besonders tückisch, weil die Symptome erst am Folgetag auftreten, wenn alles Gift sich schon im Körper befindet.“ Anzeichen seien Übelkeit und Erbrechen, Bauchschmerzen, Schweißausbrüche, Verwirrtheit und Atemnot. Der grüne Knollenblätterpilz werde gern mit dem Wiesenchampignon verwechselt, obwohl er schon an der Knolle am Fuß erkennbar sei.
Wissen bei Krankenhäusern gefragt
Des Öfteren wird Morschek auch von Krankenhäusern in der Region um Rat gefragt, wenn Menschen mit Pilzvergiftungen in die Klinik kommen. „Ich bin offenbar bei der Giftzentrale in Berlin als Pilzberater aufgeführt“, sagt Karlheinz Morschek, der 1972 im Schwarzwald die Prüfung zum Pilzberater abgelegt hat: „Giftpilze waren ein großes Thema.“
In diesem Jahr ist die Herbstsaison noch nicht so recht angelaufen. „Der Sommer war sehr trocken. Das ist nicht gut für die Entwicklung. Mal sehen, das kann alles noch kommen“, ist der Pilzfachmann geduldig und greift in sein Körbchen: „Das hier ist eine echte Rarität“, erklärt er stolz. „Der Schmarotzer-Röhrling. Er wächst immer auf einem Kartoffelbovisten. Sowas hab’ ich hier zum ersten Mal gefunden.“ Der seltene Fund wird sicher auch Morscheks Freunde in der Arbeitsgemeinschaft Pilze Niederrhein in Krefeld interessieren. „Übrigens, im Krefelder Stadtwald hat ein Freund tatsächlich einmal den Satansröhrling gefunden; hier extrem selten, aber auch extrem giftig.“