Kreis Wesel. Im Zuge der Energiekrise ist Brennholz stark nachgefragt. Im Kreis Wesel gab es bereits Fälle von Holzdiebstahl – was das Regionalforstamt tut.

Offenbar wegen der Energiekrise und der Sorge vor einem kalten Winter ist Holz derzeit eine gefragte Ware. Das spürt auch das Regionalforstamt Niederrhein. Die Nachfrage sei ungebrochen hoch, bestätigt Carolin Schlechter, stellvertretende Leiterin. „Wir sind quasi ausverkauft.“

Öffentliche und private Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer fürchten aufgrund der aktuellen Gemengelage, dass es vermehrt zu Holzdiebstählen kommen könnte. Es komme schon vor, dass Holz aus dem Wald gestohlen werde, allerdings sei das noch nicht besorgniserregend mit Blick auf den Umfang oder die Zahl der Fälle, sagt Schlechter. In der Regel seien es kleinere Delikte – wenn jemand erwischt werde, komme es je nach Schwere zu einer Anzeige.

Die Polizei kann die Zahl der Anzeigen beziffern. Im Mai registrierte sie einen Fall im Kreis Wesel, zwischen Juli und August waren es drei Fälle, heißt es dazu aus der Pressestelle. Auch Sprecher Peter Reuters ordnet ein: Es gebe keine exorbitante Häufung, das habe es laut der zuständigen Direktion immer mal wieder gegeben, könne sich aber ändern.

Sorge vor Holzdiebstählen: Was GPS-Tracker leisten können

Helfen könnten dagegen moderne Forst-GPS-Tracker, welche der Landesbetrieb Wald und Holz nutzen möchte. Carolin Schlechter erläutert das Prozedere: Die Geräte werden in sogenannten Holzpoltern – das bezeichnet gesammeltes und sortiertes Holz – eingesetzt, die am Wegesrand liegen. Man sehe nicht, dass die Tracker verbaut werden. Wird das Holz gestohlen, kann es mit Hilfe der Technik verfolgt werden, die Täter somit aufgespürt und der Fall zur Anzeige gebracht werden. Der Gebrauch dieser Tracker ist auch beim Regionalforstamt Niederrhein ein Thema. „Wir sind dabei, das umzusetzen“, sagt Schlechter.

Denn Holz aus dem Wald mitzunehmen, ist keine Bagatelle. „Alles, was keinen Andenkencharakter hat, ist Diebstahl“, sagt Peter Reuters. Mal etwas Rinde oder einen schönen Ast nach dem Waldspaziergang mitzunehmen, ist eher nicht das Problem. Aber sobald es eben um einen gewissen wirtschaftlichen Wert geht, macht man sich strafbar. „Das Holz gehört schließlich jemandem“, so Reuters. Also im Falle des Regionalforstamts dem Land, aber etwa auch Privatpersonen, dem Regionalverband Ruhr oder dem Kreis.

Was im Zweifel drohen kann? Normalerweise falle das unter einfachen Diebstahl, das bedeute eine Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahre oder eine Geldstrafe. In besonders schweren Fällen, wenn das Holz also gut geschützt ist, auf umzäunten Gelände lagert oder auf andere Art gesichert ist, könne das Strafmaß noch mal höher ausfallen – mit einer Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu zehn Jahren, erläutert Reuters.

Online-Fake-Shops beim Brennholz-Kauf - Polizei warnt vor Masche

Zwar bieten die Förster vom Regionalforstamt Niederrhein kein fertiges Brennholz an – das übernehmen private Unternehmen. Allerdings können sich Interessierte melden. Das Regionalforstamt weise dann Stämme zum Verkauf aus. Für das Zurechtschneiden bedarf es eines Motorsägescheins, sagt Carolin Schlechter. Aber hier sei das Regionalforstamt völlig ausverkauft. Es gebe Warteliste, aber es sei fast aussichtslos, sich darauf schreiben zu lassen.

Früher gab es die Möglichkeit, bei der Durchforstung liegen gelassenes Holz mitzunehmen. Dafür benötigte man einen Holzsammelschein. Aber: „Das gibt es hier schon ewig nicht mehr“, sagt Carolin Schlechter, „aus ökologischen Gründen“. Denn dieses Totholz habe einen hohen Nutzen, einige Lebewesen seien zum Beispiel daran gebunden.

Hoher ökologischer und eben auch ökonomischer Wert: Die Preise für Brennholz sind massiv gestiegen, trotzdem bleibt die Nachfrage hoch. Diese Gemengelage machen sich auch Betrüger zu Nutzen. Kürzlich erst hat die Kreispolizei auf eine neue Masche aufmerksam gemacht, Brennholz wird von Fake-Shops online zum Verkauf angeboten. Im September nahm die Kreispolizei die Betrugsmasche vermehrt wahr. Ob Corona-Tests zu Hause oder eben nun die Nachfrage nach Brennholz: Betrüger fänden immer wieder etwas Neues, so Polizeisprecher Reuters.