Kreis Wesel. Die Zahl der Corona-Fälle steigt auch im Kreis Wesel wieder an. Wie Kreisverwaltung und KVNO-Vorsitzender die Infektionslage einschätzen.

Die Corona-Sommerwelle hat uns laut Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach erreicht. Auch im Kreis Wesel zeigt der Kurvenverlauf bei der Sieben-Tage-Inzidenz seit Ende Mai wieder nach oben, am Mittwoch kletterte er den Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) zufolge auf 489,4, gemeldet wurden 580 neue Infektionen. „Es sind wieder mehr positive Fälle zu verzeichnen“, bestätigt Dr. Franz-Joachim Weyers, wenn er die Situation auch als „nicht dramatisch“ einstuft. Der Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung (KVNO) im Kreis Wesel verweist auch auf viele Infektionen bei jüngeren Menschen, die „berechtigterweise ihr Leben wieder leben wollen“.

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Der Kreis Wesel führt als Erklärung für die steigende Inzidenz die Öffnungen und den Wegfall der meisten Corona-Schutzmaßnahmen an. Dazu gehöre auch das Ende der Maskenpflicht in Geschäften im Einzelhandel, „wobei dieser Effekt nicht beziffert werden kann“. Ebenso finden Veranstaltungen ohne Einschränkungen statt. Im benachbarten Kreis Kleve kam es etwa nach zwei Schützenfesten zu zahlreichen Infektionen.

Omikron-Sublinie BA.5 auch im Kreis Wesel nachgewiesen

Gab es hier ähnliche Beobachtungen? „Ausbrüche nach Veranstaltungen können nicht benannt werden, da keine Kontaktpersonennachverfolgung oder Einzelfallermittlung mehr durchgeführt werden“, heißt es dazu vom Kreis – mit Verweis auf die Corona-Schutzverordnung. Die Infizierten seien verpflichtet, ihre Kontaktpersonen zu informieren, diese seien dann angehalten, nicht notwendige Kontakte für 14 Tage zu vermeiden und nach Möglichkeit im Homeoffice zu arbeiten.

Dr, Franz-Joachim Weyers (Vorsitzender der KVNO im Kreis Wesel) stellt fest, dass sich aktuell viele junge Menschen sich mit Corona infizieren.
Dr, Franz-Joachim Weyers (Vorsitzender der KVNO im Kreis Wesel) stellt fest, dass sich aktuell viele junge Menschen sich mit Corona infizieren. © FUNKE Foto Services | Markus Weissenfels

Der Anstieg bei den Corona-Neuinfektionen ist auch auf die offenbar sehr ansteckende Omikron-Sublinie BA.5 zurückzuführen. Auch hier sei diese Variante bereits nachgewiesen, so die Kreisverwaltung. Wie hoch ihr Anteil an den neuen Infektionen im Kreis ist, kann aktuell aber nicht beziffert werden. Die derzeitigen Impfstoffe schützten weiter vor einem schweren Verlauf, so Dr. Weyers. Im Herbst werden auf die Varianten Delta und Omikron angepasste Impfstoffe erwartet.

Kreis Wesel: Wie ist die Situation den Kliniken?

Wie stellt sich die Situation derzeit in den Krankenhäusern im Kreis dar? Auch hier ist die Zahl der Patienten mit Corona-Infektion zuletzt kontinuierlich angestiegen. Am vergangenen Donnerstag waren es noch 56, aktuell (Stand 14. Juni) sind es 66, zwei Personen werden auf der Intensivstation behandelt, eine muss beatmet werden.

Auf Nachfrage heißt es vom Kreis, dass die Corona-Patienten in den Krankenhäusern sowohl mit als auch wegen Corona behandelt werden. Maßnahmen seien bei der aktuellen Situation in den Kliniken nicht geplant, so der Kreis. Sie erfolgten immer in Rücksprache mit dem Gesundheitsministerium in NRW. Zum Vergleich: Mitte März lag die Zahl der Corona-Patienten bei 200, 19 mussten intensiv medizinisch betreut werden.

KVNO-Vorsitzender im Kreis wünscht sich Vorbereitungszeit für Ärzte auf den Herbst

Das aktuelle Infektionsgeschehen führt offenbar auch dazu, dass sich wieder mehr Menschen im Kreis testen lassen. Zumindest würden die gemeldeten Bürgertestungen seit einem Tiefstand Anfang Juni wieder leicht ansteigen, heißt es vom Kreis. Aufgrund des geringeren Bedarfs hatten die offiziellen Teststellen zuletzt ihr Angebot heruntergefahren.

Der Blick auf Corona-Tests und Sieben-Tage-Inzidenz dürfte so auch im Kreis Wesel wieder früher als erwartet ein Thema werden. Dr. Franz-Joachim Weyers wünscht sich vor allem auch eine Strategie für Herbst und Winter, mit von langer Hand geplanten Maßnahmen, sodass die Ärzte auch genügend Zeit haben, um zu reagieren.