Kreis Wesel. Grundwasser ist Leben, versorgt Wälder, Gewässer, sorgt für Trinkwasser. Nicht nur im Kreis Wesel zeichnet sich aber ein Rückgang ab.
„Unser Grundwasser: der unsichtbare Schatz“ - unter diesem Motto stand in diesem Jahr der Weltwassertag der Vereinten Nationen, seit 1992 stets am 22. März begangen. Grundwasser ist irgendwie immer da - und wie geht es ihm im Kreis Wesel angesichts des Klimawandels? Nicht besonders gut. Kein Grund zur Panik, durchaus aber ein Anlass, um über unseren Umgang mit dem Wasser nachzudenken, so das Fazit, das Gesa Amstutz, Geschäftsbereichsleiterin Wasserwirtschaft der Linksniederrheinischen Entwässerungs-Genossenschaft (Lineg), zieht.
Die Lineg, die mit 2183 Pumpen unter anderem dafür sorgt, dass Bergsenkungen nach Ende des Steinkohleabbaus nicht voll Wasser laufen und somit besiedelbar bleiben, hat das Grundwasser zwischen Xanten und Krefeld, Issum und Rheurdt auf 624 Quadratkilometern ständig im Blick. In den drei Dürrejahren 2018 bis 2020 sind im Jahr rund ein Liter pro Quadratmeter weniger Regen gefallen als im Durchschnitt - der liegt bei 7,6 Liter. „Der Grundwasserspiegel ist gesunken, je nach Stelle unterschiedlich stark“, erläutert die Fachfrau. „Mancher Gartenbrunnen ist trocken gelaufen oder war weniger ergiebig.“
Starkregen kann den Abwärtstrend nicht stoppen
Im Normalfall liegt das Grundwasser am linken Niederrhein auf einer Höhe von 22 Metern im Winter und 21 Metern im Sommer über dem Meeresspiegel, der als „Normal Null“ bezeichnet wird. In diesen trockenen Jahren fehlten ein bis zwei Meter. „Es gibt einen allgemeinen Abwärtstrend“, stellt Amstutz fest. Zwar gab es 2021 mehr Regen, 8,5 bis 8,7 Liter pro Quadratmeter gar. „Starkregen aber fließt direkt in die Gewässer ab, er kommt beim Grundwasser kaum an.“ 2021 hat sich das Grundwasser im Lineg-Gebiet nicht komplett wieder aufgefüllt. „Durch den Klimawandel werden sich die Trockenperioden ausdehnen.“
60 Prozent des Trinkwassers in NRW wird aus Grundwasser gewonnen, zitiert Lineg-Sprecher Ingo Plaschke den Geologischen Dienst NRW. Heißt: Hält sich der Abwärtstrend, wird die Konkurrenz um das Wasser auch am Niederrhein wachsen. Noch gebe es keinen Wassermangel, aber Amstutz appelliert, schonender mit dem wertvollen Rohstoff Wasser umzugehen.
Ansätze, anders mit dem Wasser umzugehen als bisher
Doch wer verschwendet Wasser? „Die Landwirtschaft nicht, sie produziert Lebensmittel damit“, sagt Amstutz. „Die Wasserwirtschaft auch nicht, sie erzeugt Trinkwasser.“ Es gibt erste Projekte unter dem Stichwort „Wassernachbarschaft“, um das vorhandene Nass besser zu verteilen. Bislang beispielsweise, erläutert die Fachfrau, pumpt die Lineg überschüssiges Wasser zumeist in den Rhein. Was, wenn sie es im Rahmen des regionalen Wassermanagements stattdessen zunächst der Landwirtschaft zur Verfügung stellen würde? Dieses Projekt steckt noch in den Kinderschuhen. Es wäre ein Ansatz, um künftig mit dem wertvollen Rohstoff sorgsamer umzugehen, doch er hat noch diverse bürokratische Hürden zu nehmen.
An der ländlichen Bruchstraße in Moers-Holderberg ragt ein unscheinbares Rohr aus dem Boden: Eine der Lineg-Grundwasser-Messstellen. Neben denen, die per Hand kontrolliert werden, gibt es automatische wie diese. Sie misst den Grundwasserstand - aktuell liegt er mit rund 1,60 Metern unter der Erdoberfläche relativ hoch, das liegt am benachbarten offenen Gewässer. Neben der schieren Menge des Grundwassers misst die Apparatur aber auch dessen Qualität: Nitrate, Eisen, Salze, den PH-Wert, die Temperatur, den Mineralgehalt und mehr. Mit durchaus unterschiedlichen Ergebnissen, wie Gesa Amstutz erläutert, je nachdem ob es sich um ländliche Gebiete oder ehemalige Industriegrundstücke handelt.