Kreis Wesel. Vor allem im linksrheinischen Kreis Wesel gibt es zu wenig Wald. Allerdings ist es nicht leicht an Flächen zu kommen. Hier soll etwas geschehen.

Nur 16 Prozent der Fläche im Kreis Wesel sind von Wald bedeckt, das liegt deutlich unter dem Landesdurchschnitt von 27 Prozent. „Grund sind die ertragreichen Böden. Alles wurde zu Acker gemacht, der Pflug hört nur dort auf, wo es ansteigt oder es steinig wird“, sagt Julian Mauerhof, Leiter des Regionalforstamts Niederrhein. Das Regionalforstamt stehe im engen Kontakt mit dem Kreis Wesel und der Politik, die mehr Wald schaffen möchte. Allerdings ohne große Erfolgsaussichten: „Die Konkurrenz um Land zur Landwirtschaft, dem Straßenbau, Wohnflächen und Gewerbegebiete ist groß. Das wird ganz schwer“, befürchtet der Förster.

Ganz so hoffnungslos sieht Klaus Horstmann, Leiter des Fachdienstes 60 für die Bereiche Naturschutz, Landwirtschaft, Jagd und Fischerei beim Kreis Wesel, die Perspektiven für den Waldausbau nicht. „Ich gehe nach wie vor davon aus, dass etwas möglich sein wird“, sagt er auf Anfrage. „Wir müssen überlegen, wie man es umgesetzt bekommt.“ Klar ist für ihn, dass der Wunsch der Politik, landwirtschaftliche Flächen dabei unberührt zu lassen, sich kaum verwirklichen lassen wird. „Wir wollen nicht einfach irgendwo Wald anpflanzen, das müssen wir mit anderen Zielen verbinden und es bedarf eines intensiven Exkurses mit der Politik“, sagt er. Während die rechtsrheinische Seite des Kreises mit großen Waldgebieten gut da steht, sieht er im Linksrheinischen Nachholbedarf.

Gemeinsam mit der Landwirtschaft Lösungen finden

Flächen sind begehrt, die Konkurrenz um sie ist groß, das sieht auch Horstmann so. „Aber es ist immer Bewegung auf dem Grundstücksmarkt, Ankäufe sind grundsätzlich möglich.“ Nur sei es auch ihm klar, dass die Landwirte solche Käufe nicht erfreuen würden, „das muss man erkennen. Wir haben den Auftrag nach Flächen zu suchen und gemeinsam mit der Landwirtschaft kreative und gute Lösungen finden.“ Von heute auf morgen werde das nicht funktionieren.

Eher skeptisch sieht Horstmann den Ansatz „Tiny Forests“ den die FDP eingebracht hatte. Die Idee dahinter: Möglichst viele kleine Flächen in den Kommunen aufforsten, Firmengelände, Schulgelände und Ähnliches. „Ohne das bereits geprüft zu haben, wird da nicht viel vorhanden sein. Die Kommunen haben ein Interesse an eigenen Ausgleichsflächen“, sagt Horstmann. Flächen, die sie nutzen können, um Bauprojekte auszugleichen.

Alles in allem seien die Rahmenbedingungen für mehr Wald im Kreis Wesel so, dass sich das Projekt nicht einfach umsetzen lasse. „Trotzdem bin ich sehr zuversichtlich, dass wir etwas auf den Weg bringen“, zeigt sich Horstmann optimistisch.

Es gibt zu wenig Wald im Kreis Wesel - und es darf auf keinen Fall noch weniger werden, so das Regionalforstamt Niederrhein.
Es gibt zu wenig Wald im Kreis Wesel - und es darf auf keinen Fall noch weniger werden, so das Regionalforstamt Niederrhein. © Markus Weißenfels/

Ausgleichsmaßnahmen sorgen für Wald und Biotope

Ob und wann mehr Wald kommt, ist also unklar. Förster Julian Mauerhof sagt, dass er in einem Punkt aber eisern bleibe: „Es darf auf keinen Fall weniger werden!“ Wer Fläche versiegelt, muss einen Ausgleich im Verhältnis 1 zu 1,5 oder 1 zu 2 schaffen. „Ein Ausgleich ist nicht immer klar sichtbar. Er kann beispielsweise bei Eingriffen in Alpen auch in Goch stattfinden“, erläutert der Fachmann. Doch die Kommunen und Kreise legten meist Wert auf einen Ausgleich in direkter Nähe.

Ein konkretes Kompensationsprojekt der Zukunft: Die Bereiche Leucht in Alpen/Kamp Lintfort und Niederkamp in Kamp-Lintfort sollen miteinander verbunden werden - zwischen ihnen liegt Ackerland. „Hier werden Wald oder Offenwaldbiotope entstehen“, erläutert Mauerhof. Auf diese Weise würde mit vergleichsweise kleinen Mitteln eine großes zusammenhängendes Areal entstehen.

Weitere Kompensationsgebiete sind naturnah beweidete Flächen entlang des Rheines - hier nimmt der Landesbetrieb Wald und Holz nur eine geringe Pacht von den Bauern, um den eigenen Aufwand zu decken.