Kreis Wesel/Hünxe. Trockenheit, heiße Sommer und der Borkenkäfer haben den Wäldern zugesetzt. Waldbauern kritisieren zu starre Förderbedingungen für Neupflanzungen.

Für den Wald war der regenreiche Sommer 2021 nach mehreren Jahren extremer Trockenheit – gerade in 2017, 2018 und 2020 – gut. Doch so richtig freuen können die Waldbauern der Bezirksgruppe Kreis Wesel sich darüber nicht. „Der Klimawandel ist längst in unseren Wäldern angekommen. Er hat nicht gerade erst angefangen, sondern wir sind mittendrin“, sagt ihr Vorsitzender Reinhard Krebber. Und, so stellt er in Aussicht: „Der Wald der Zukunft wird gänzlich anders aussehen, wir müssen umdenken. Und dafür braucht es auch eine Neuausrichtung in der Politik.“

Mehrere Waldbauern der Bezirksgruppe trafen sich nun auf dem Gelände der von Nagell’schen Forstverwaltung in Gartrop, um sich zu diesem Thema auszutauschen. Nicht nur miteinander, sondern auch mit zwei Vertretern des Regionalforstamtes sowie Vertretern der Presse. „Wir wollen einfach mal mit unseren Schwierigkeiten an die Öffentlichkeit treten und diese bewusst machen“, erklärte Krebber.

Welche Auswirkungen allein die vergangenen paar Jahre der Hitze und Trockenheit hatten, zeigte Jochen Peerenboom exemplarisch auf einigen der von ihm verwalteten und sich über insgesamt rund 1000 Hektar erstreckenden Flächen der von Nagell’schen Forstverwaltung. Eine nunmehr weitestgehend freie Fläche war dabei: Hier stand noch bis September ein gut 70 Jahre alter Fichtenbestand, der aufgrund von massivem Borkenkäferbefall gefällt werden musste. „Er hätte ohne weiteres noch 25 Jahre stehen sollen, hätte erst dann seine Endnutzung erreicht“, erklärt Peerenboom.

Der „Bau“ eines Bockkäfers ist hinter der Rinde einer Fichte zu sehen.
Der „Bau“ eines Bockkäfers ist hinter der Rinde einer Fichte zu sehen. © FUNKE Foto Services | Lukas Schulze

Von Endnutzung sprechen die Waldbauern, wenn ein Produkt, also der Baum, seine Zielstärke, also seinen angestrebten Umfang, erreicht hat. „Doch vieles ist in der Forstwirtschaft aufgrund des Klimawandels nun nicht mehr planbar“, bedauert er. Die nunmehr gerodete Fläche in Gartrop ist dabei exemplarisch zu sehen. 48 Prozent der Fichtenwälder seien in den vergangenen Jahren durch Hitze, Trockenheit und Borkenkäfer zerstört worden, so die Waldbauern. Sie bepflanzen die Flächen nun nach und nach anderweitig, mit klimaresistenteren und unterschiedlichen Baumarten. Wie beispielsweise, das zeigt Peerenboom auf einer anderen Fläche: Sie ist rund 0,6 Hektar groß, ehemals stand hier ein gut 90 Jahre alter Kiefernbestand. Der Forstverwalter hatte vor über zehn Jahren schon mehrere hundert Douglasien ausgesät, im vergangenen Jahr kamen 800 Roteichen, 200 Stieleichen und 100 Edelkastanien dazu.

Die Neupflanzungen hätte Jochen Peerenboom sich gerne vom Land NRW fördern lassen, das im Zuge seines Waldbaukonzepts den Waldeigentümern zuletzt entsprechende Angebote zum Waldumbau unterbreitet hat. Doch die Förderbedingungen seien zu starr, weswegen die finanzielle Unterstützung oftmals scheitere, sagen die Waldbauern.

„Sie ist zwar gut gemeint, aber oft schlecht gemacht“, sagt der Bruckhausener Landwirt und Waldbauer Wilfried Benninghoff. „Insofern läuft es in der Praxis aktuell eher so, dass man die Förderung zwar mitnimmt, wenn es passt, aber wenn es eben nicht passt, dann verzichtet man auf sie.“ Denn man gehe mit Annahme der Förderung auch die Verpflichtung ein, dass die Bäume noch Jahrzehnte später auf der Fläche zu finden sein werden. Das müsse man sich also gut überlegen, so die Waldbauern.

Vorsitzende wurden geehrt

Dem Waldspaziergang voraus ging ein offizieller Part, der der Coronarestriktionen im Jahr 2020 wegen erst jetzt begangen werden konnte. Reinhard Krebber, Vorsitzender der Bezirksgruppe Wesel im Waldbauernverband NRW, ehrte die ehemaligen Vorsitzenden Gerhard Mölleken und Egbert Baron von Nagell für ihr langjähriges Engagement jeweils mit der bronzenen Verdienstnadel.

Der Waldbauernverband Nordrhein-Westfalen ist die freie Vereinigung der privaten Waldbesitzer in NRW. Hier bewirtschaften über 150.000 Waldbesitzer rund 585.000 Hektar Privatwald. Mit einem Privatwaldanteil von 63 Prozent sei NRW das Land mit dem höchsten Privatwaldanteil in der Bundesrepublik Deutschland.

Als forstpolitische Interessenvertretung seiner Mitglieder hat der Waldbauernverband eigenen Aussagen zufolge das Ziel, die Leistungsfähigkeit des Privatwaldes mit seinen vielfältigen Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktionen zu sichern, zu fördern und zu steigern. Mehr Info auf: www.waldbauernverband.de.