Kleve. . Der Messerstecherei in Kleve, bei dem am Montag ein 43-jähriger Mann in einem Supermarkt ums Leben kam, geht ein langer schwelender Konflikt zwischen dem Opfer und der Familie der beiden Tatverdächtigen voraus. Den beiden Männern wirft die Staatsanwaltschaft Mord vor.
„Es wird einfach immer alles brutaler“, sagt Alfred Wilhelmsen kopfschüttelnd. Gerade eben hat ihm ein Polizist gesagt, dass er Dienstagmorgen nicht wie geplant in seinem Lidl-Markt an der Materborner Allee in Kleve einkaufen kann. Der Supermarkt ist geschlossen, weil die Spurensicherung der Krefelder Mordkommission ihre Arbeit machen muss.
Am Abend vorher hat sich hier ein blutiges Drama abgespielt. Bei einer Messerstecherei am Montag ist ein 43-jähriger Mann ums Leben gekommen. Die beiden mutmaßlichen Täter stellten sich kurz danach der Polizei. Hintergrund der Tat ist nach NRZ-Informationen ein lange schwelender Konflikt zwischen dem Opfer und der Familie der beiden Tatverdächtigen.
Die Tat spielte sich nach Angaben der Polizei so ab: Das spätere Opfer, ein türkischstämmiger Klever, hatte den Supermarkt gegen 17.50 Uhr nach dem Einkaufen verlassen. Auf dem Parkplatz erwarteten ihn die beiden Tatverdächtigen aus Bedburg-Hau, 21 und 30 Jahre alt, beide ebenfalls aus der Türkei stammend. Es kam zum Streit, woraufhin sich der 43-Jährige in den Supermarkt flüchtete. Seine Kontrahenten folgten ihm. Im Kassenbereich des Discounters lieferten sich die drei ein Handgemenge, ein Messer kam zum Einsatz, der 43-Jährige stürzte aus mehreren Wunden blutend zu Boden und starb kurz darauf.
Staatsanwaltschaft spricht von Mord
Seine Kontrahenten flüchteten zunächst mit einem Auto, riefen dann aber selbst die Polizei, teilten den Beamten mit, wo sie sich aufhielten und ließen sich fünfzig Kilometer von Kleve entfernt an der Abfahrt Rheinberg der A57 widerstandslos festnehmen. Am Dienstag wurden sie dem Haftrichter vorgeführt. Die Staatsanwaltschaft wirft den beiden Männern Mord vor.
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Die Tat geschah offenbar nicht aus heiterem Himmel. Nach NRZ-Informationen war sie vielmehr der blutige Höhepunkt einer schon viele Jahre währende Fehde zwischen dem Opfer und der Familie der mutmaßlichen Täter.
Der 43-Jährige B. hatte demnach ein langes Vorstrafenregister. So war er bereits 2002 zu einer viermonatigen Bewährungsstrafe verurteilt worden, weil er seine Ehefrau mit Faustschlägen misshandelt hatte. 2003 erhielt er eine einjährige Bewährungsstrafe, weil er seine Frau mit vorgehaltener Waffe zwingen wollte, eine Anzeige gegen ihn zurück zu nehmen.
Opfer saß wegen versuchten Totschlags im Gefängnis
Im Oktober 2008 schließlich wurde er vom Klever Landgericht wegen versuchten Totschlags zu vier Jahren Haft verurteilt. Er hatte zehn Monate zuvor seinem ehemaligen Schwager in Bedburg-Hau aufgelauert und ihn mit einem Messer und einem Pflasterstein schwer verletzt.
Hintergrund damals waren offenbar unter anderem finanzielle Streitigkeiten nach der Trennung von seiner Ehefrau. Der damals schwer verletzte Schwager ist ein Angehöriger der beiden Männer, die den 43-Jährigen jetzt getötet haben sollen. „Das ist nicht von heute auf morgen passiert“, heißt es vieldeutig aus dem Umfeld der Familie.
Der Schauplatz der Bluttat, der Lidl-Markt an der Materborner Allee, wurde am Dienstag von der Polizei gegen Mittag wieder freigegeben, nachdem die Spurensicherung ihre Arbeit gemacht hatte. Geöffnet werden konnte der Supermarkt dennoch nicht. Die Entschärfung einer Weltkriegsbombe kam dazwischen.