Bedburg-Hau. Neues Behandlungskonzept der LVR-Klinik Bedburg-Hau bei psychischen Erkrankungen ist erfolgreich. Warum Therapie zuhause erfolgt.
Nicht bloß ein bisschen Trübsal blasen, sondern eine akute Krise. Ob Depression oder andere psychische Erkrankungen – oftmals führen sie irgendwann in eine Sackgasse. Doch zur Behandlung stationär aufgenommen zu werden, das passt nicht gleichermaßen gut für jeden. „Manchmal sind Kinder oder pflegebedürftige Angehörige zu versorgen, so dass der eigene Alltag es Betroffenen schier unmöglich macht, über Wochen von zuhause weg zu gehen“, schildert Anita Tönnesen-Schlack, Chefärztin und Ärztliche Direktorin Krankenhausbereich aus dem Klinikvorstand der LVR-Klinik in Bedburg-Hau. Genau dort setzt die Stationsäquivalente Behandlung (StäB) der LVR-Klinik Bedburg-Hau seit einigen Monaten an und macht die Behandlung Betroffener durch ein multiprofessionelles Team in den eigenen vier Wänden möglich.
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Wohlfühlen ist wichtig
„Das Wohlfühlen daheim ist für manche Menschen ein ausschlaggebender Punkt, um sich einer medizinischen Behandlung und Therapie überhaupt zu unterziehen“, beschreibt die Leitende Oberärztin der Erwachsenenpsychiatrie, Regina Ziebell, Fachärztin für Nervenheilkunde, Psychiatrie und Psychotherapie an der LVR-Klinik in Bedburg-Hau. Für sie und ihr Team kommt eine weitere wichtige Komponente im Rahmen der StäB hinzu: „Wir lernen unmittelbar das Umfeld, Angehörige und den Alltag des betroffenen Menschen kennen und können diese so von Anfang an mit einbinden und sehr individuell behandeln“, sagt sie. Regina Ziebell steht vollumfänglich hinter diesem innovativen Konzept und ist überzeugt von seiner Wirksamkeit, „die intensive, bedürfnisangepasste Behandlung im vertrauten Umfeld öffnet insbesondere Menschen mit Ängsten neue Möglichkeiten.“
Wie sieht eine Behandlung außerhalb der Klinik in der praktischen Umsetzung aus? Täglich stehen das behandelnde Team und der psychisch erkrankte Mensch in Kontakt, mindestens ein persönliches Gespräch am Tag – auch am Wochenende – wird durchgeführt. Neben Ärzten und Pflegekräften sind auch Ergo- und Physiotherapeuten, Musik-, Kunst- und Soziotherapeuten in die Behandlung eingebunden.
Häusliches Umfeld
Die Erreichbarkeit des Teams rund um die Uhr ist garantiert und sämtliche notwendige medizinische Untersuchungen sowie die Bereitstellung von Medikamenten und Nutzung der Therapieangebote gehören dazu. Lediglich die „Hotelleistungen“, also die Verpflegung, sind bei der Behandlung außerhalb der Station nicht inbegriffen, „wir müssen sicherstellen, dass sich unsere Patienten (selbst) zuhause versorgen können und die Bereitschaft haben, ihren Alltag mit uns nach einem individuellen Plan zu strukturieren“, beschreibt Anita Tönnesen-Schlack. Auch das Einverständnis der Angehörigen sowie Mitbewohner gehört dazu.
Zu den Voraussetzungen für eine derartige Behandlung zählen unter anderem das Vorliegen einer psychischen Erkrankung oder akuten Krise, die stationär behandlungsbedürftig ist und dass sich das eigene häusliche Umfeld dazu eignet, die Behandlung vor Ort über rund vier Wochen durchzuführen. Darüber hinaus muss der Wohnort im Kreis Kleve liegen, „den Fokus setzen wir auf den Südkreis, da die Betroffenen dort die längere Anreise zu unserer Klinik hätten und wir ihnen somit entgegenkommen können“, sagt Anita Tönnesen-Schlack.