Kleve. Die Stadt Kleve fördert eine umweltschonende Bauweise mit Preisnachlässen auf Grundstücke. Leider weiß kaum einer davon.
Was viele Häuslebauer in Kleve vielleicht gar nicht wissen: Die Stadt Kleve bietet ein Bonusprogramm für Bauherren an. Wer bestimmte Auflagen erfüllt oder wer sich an gewisse Regeln hält, der kann beim Kauf eines städtischen Grundstücks bis zu 20 Euro Preisnachlass pro Quadratmeter bekommen. Bei einem Standardgrundstück von 350 Quadratmetern sind das immerhin 7000 Euro.
Bis zu 20 Euro Preisnachlass
Das Bonusprogramm gibt es bereits seit September 2022, doch selbst viele Vertreter im Klever Stadtrat sind über die genauen Modalitäten nicht im Bilde. Wie funktioniert das Programm also?
Die Stadt Kleve vergibt an Bauherren, die besonders klimafreundlich bauen wollen, für unterschiedliche Maßnahmen unterschiedliche Bonuspunkte. Wer mindestens 76 Punkte erreicht hat, der bekommt einen Preisnachlass auf das Baugrundstück in Höhe von 20 Euro.
Für welche Maßnahmen gibt es Preisnachlässe?
Insgesamt hat die Stadt sechs Oberkriterien aufgestellt: Baustoffe/Bauweise, Wasser-Boden-Biodiversität, Stadtklima, Erneuerbare Energien und Energieeffizienz, Heizen-Warmwasser-Kühlen und das Thema Mobilität. In jeder dieser Kategorien werden Punkte verteilt und am Ende zusammengerechnet. Bei 15 bis 20 Punkten gibt es einen Nachlass von 2,50 Euro, bei 21 bis 40 Punkten werden 5 Euro erstattet, bei 41 bis 50 Punkten sind es 10 Euro, bei bis zu 75 Punkten sind es 15 Euro und dann ab 76 Punkten 20 Euro.
So, was muss man tun? Hier einige Beispiele:
Kategorie Baustoffe/Bauweise: Wer mit nachhaltigen Baustoffen baut (Holz, Lehm, Stroh, Recyclate), der bekommt 10 Punkte, wer ein Passivhaus errichtet, der erhält 7,5 Punkte und wer ein Plus Energiehaus baut, bekommt 10 Punkte. Für barrierefreies Bauen gibt es 2,5 Punkte und für alternative Maßnahmen bis zu 10 Punkte.
Kategorie Wasser-Boden-Biodiversität: Wer Hecken und Sträucher pflanzt, bekommt 2,5 Punkte, für insektenfreundliche Pflanzen gibt es 7,5 Punkte, für einheimische Pflanzen gibt es noch einmal 7,5 Punkte. Wer den Wasserverbrauch durch effiziente WCs, Duschköpfe oder Mischwasserbatterien reduziert, erhält 2,5 Punkte und für die Nutzung von Grauwasser gibt es 5 Punkte.
Kategorie Stadtklima: Eine Dachbegrünung gibt 5 Punkte, eine Fassadenbegrünung auch. Ein großkroniger Baum schlägt mit 7,5 Punkte zu Buche und für eine optimierte Ausrichtung des Gebäudes (Solarpotenzial) gibt es 2,5 Punkte.
Kategorie Erneuerbare Energien/Energieeffizienz: Für eine PV-Anlage gibt es 10 Punkte, für die Solarthermie 7,5 Punkte. Wer einen Stromspeicher nutzt, der erhält 15 Punkte und für einen Wärmespeicher gibt es auch 15 Punkte. Eine effiziente Energienutzung (Beleuchtung, Heizen, Kühlen) wird mit 10 Punkten bedacht und auch kleine Windkraftanlagen werden mit 2,5 Punkten vergütet.
Kategorie Heizen-Warmwasser-Kühlen: Wer auf kohlenstoffbasierte Energieträger (Öl, Gas, Holz) verzichtet, der bekommt 2,5 Punkte. Für eine zentralisierte Wärme- und Kälteversorgung für mindestens zwei Wohngebäude gibt es 15 Punkte. Die Wärmerückgewinnung bringt 7,5 Punkte, die Nutzung von Geothermie 10 Punkte. Eine Luftwärmepumpe schlägt mit 7,5 Punkten zu Buche und ein Durchlauferhitzer in Verbindung mit einer PV-Anlage ebenfalls. Die Optimierung des Verbrauchs bringt 5 Punkte.
Kategorie Mobilität: Die Installation einer E-Ladesäule gibt 2,5 Punkte, die Teilnahme am Car-Sharing 5 Punkte und die 100-% Fahrrad-Quote der Hausbewohner 2,5 Punkte.
Bonus für generationenübergreifendes Bauen
Im Klever Bauausschuss beantragten die Grünen nun eine Erweiterung dieser Bonus-Regeln. Sie wollen, dass auch der Nachweis für generationenübergreifendes Wohnen mit Punkten versehen wird. So sollen die Bauherren nachweisen, dass eine spätere Teilung in zwei Wohneinheiten ohne großes Umbauen möglich ist, falls das Einfamilienhaus für die Familie zu groß geworden ist.
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Baudezernent Christian Bomblat versicherte im Rat, dass man so eine Regelung durchaus einführen könnte. „Wir werden nicht mit 50 oder 100 Bauanträgen im Jahr überhäuft werden. Das wird uns nicht überlasten“, so Bomblat.
Vertreter von SPD und Offene Klever hatten noch viele Fragezeichen bezüglich des Antrags der Grünen. So könne der Antrag auch in die falsche Richtung gehen: „Wer eh vorhatte, größer zu bauen, der bekommt dann obendrein noch einen Bonus“, so Petra Tekath von der SPD. Sie zeigte sich aufgeschlossen für eine generelle Regelung. Allerdings sollte davon nicht nur das Baugebiet Köstersweg profitieren, wie von den Grünen vorgeschlagen. Nach längerer Diskussion wurde der Antrag in die Ausschüsse für Bauen und Liegenschaften verwiesen.