Kreis Kleve. Abo Wind Deutschland sagt, dass ab 2027 die Wasserstoffproduktion in der Region möglich ist. Abo Wind Nederland bezweifelt das.

Das „europäische Leuchtturmprojekt“ für grünen Wasserstoff, welches das Unternehmen Abo Wind Deutschland am 19. März vollmundig gegenüber der Kreisverwaltung und den Fraktionsvorsitzenden des Kreitstages ankündigt hatte, ist offenbar nicht vernünftig mit den Abo Wind Kollegen aus den Niederlanden abgestimmt worden. Im Gemeinderat Berg en Dal sagte ein Vertreter von Abo Wind Nederland, dass man keinen Grund sehe, ein Cross-Border-Projekt zu planen. Zudem sei die angegebene Zeitschiene bis 2027 nicht realistisch.

Pressemitteilung habe für Verwirrung gesorgt

Wie berichtet kündigte Abo Wind an, mit Hilfe eines Windparks im Klever Reichswald und einer großen Freiflächen-Photovoltaikanlage im niederländischen Millingen Wasserstoff in der Region zu produzieren. Im Rat der Gemeinde Berg en Dal (Video-Aufzeichnung ab 1:45:30) sagte jetzt jedoch der niederländische Projektleiter von Abowind, dass die Freiflächen-PV-Anlage ein eigenständiges Projekt sei und nicht die Rede davon sein könne, dass die Anlage ans deutsche Netz angeschlossen wird.

Abel de Voogd von Abo Wind Nederland im Gemeinderat von Berg en Dal.
Abel de Voogd von Abo Wind Nederland im Gemeinderat von Berg en Dal. © NRZ | Screenshot

Abel de Voogd, der für Abo Wind Nederland die Freiflächen-Photovoltaikanlage zwischen Millingen und Leuth plant, sagte im Rat, dass die deutsche Pressemitteilung für „Verwirrung“ gesorgt habe. Es gebe keinen Grund für Abo Wind Nederland, ein „Cross-Border-Projekt“ zu initiieren. Es gebe praktische und finanzielle Gründe, die PV-Anlage in den Niederlanden anzuschließen.

Zwischen Leuth und Millingen aan de Rijn soll auf 100 Hektar ein großes PV-Feld entstehen mit 169.200 Sonnenpanelen. Die Anlage soll 2028 angeschlossen werden. Die Kritik in der Bevölkerung ist enrom. Es gebe hunderte Einsprüche.

Abo Wind Deutschland und Abo Wind Nederland widersprechen sich

In dem Brief, den Abo Wind Mitte März an die Kreisverwaltung und die Fraktionsvorsitzenden im Kreistag verschickt hatte, liest sich das anders. Darin ist die Rede, dass die „aktuelle Planung“ ab 2027 vorsehe, „jährlich mehr als 5000 Tonnen Wasserstoff zu erzeugen.“ Die komplementäre Verteilung von Wind- und Sonnenenergie ermögliche eine gute Auslastung des Elektrolyseurs und verbessere die Wirtschaftlichkeit des Projektes, heißt es in dem Brief. Abo Wind Deutschland schreibt über ein „länderübergreifendes, europäisches Leuchtturmprojekt“, mit dem man klimaneutralen Wasserstoff vor Ort produzieren könne. Die Ausführungen von Abel de Voogd, Abo Wind Nederland, standen dem allerdings deutlich entgegen.

Remco Hammer, Ratsmitlied für die rechtsliberale VVD, wollte daher wissen, woran er jetzt ist. Abel de Voogd bekräftigte daraufhin, dass es derzeit keinen Anlass gebe, die Projekte miteinander verbunden zu sehen. In den Niederlanden werde derzeit eine höhere Stromvergütung gezahlt als in Deutschland. Zudem würde es bis 2035 dauern, bis man tatsächlich Wasserstoff produzieren könne.

Sprechen Ihre deutschen Kollegen Unsinn?
Remco Hammer - VVD Berg en Dal

Kritische Nachfragen

Remco Hammer hakte nach und erinnerte daran, dass die deutsche Abo Wind AG in ihrer Pressemitteilung mitteilt, dass man ab 2027 5000 Tonnen Wasserstoff produzieren möchte. „Diese Aussagen passen doch gar nicht zusammen“, so Hammer. „Sprechen Sie überhaupt miteinander? Sprechen die deutschen Kollegen Unsinn? Lügen Sie? Was passiert hier? 2027 ist in drei Jahren, nicht in zehn Jahren.“ Der niederländische Abo Wind-Vertreter sagte daraufhin: „Das ist ein Zukunftsszenario, welches sich entwickeln kann - theoretisch. Aber ich denke, dass es sicherlich kein realistisches Szenario ist, um in drei Jahren Wasserstoff zu produzieren.“

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