Kreis Kleve. Dem Taxi-Gewerbe im Kreis Kleve geht es schlecht. Ein Gutachten benennt nun, wie viel schwarze Schafe es in der Branche gibt.
Der Taxi-Markt im Kreis Kleve ist schwer angeschlagen. Gutachter Thomas Krause stellte jetzt ein überarbeitetes Taxi-Gutachten im Kreis-Verkehrsausschuss vor und sein Urteil war niederschmetternd: Während es im Südkreis quasi kein Taxigewerbe mehr gebe, ist die Situation im Nordkreis zwar besser, aber auch nicht beruhigend. „Die Erlöse je Fahrzeug sind während der Corona-Pandemie um 18 Prozent gesunken“, sagte Gutachter Thomas Krause.
So viel verdient man mit einem Taxi
Auch wenn die Taxi-Unternehmer im Vergleich zu anderen Regionen in NRW mit einem „blauen Auge“ davongekommen seien, so Krause, müsse der Gutachter doch feststellen, dass der Umsatz pro Fahrzeug von 73.000 Euro auf 60.000 Euro gesunken sei. „Das ist schlimm, aber nicht existenzgefährdend“, so Krause. Auch die Kosten pro Fahrzeug liegen je nach Personaleinsatz zwischen 30.000 und 70.000 Euro. Der Überschuss pro Fahrzeug beläuft sich im Nordkreis Kleve im Durchschnitt der Jahre 2019 bis 2021 auf 5369 Euro.
Immerhin halte sich die Schwarzarbeit in Grenzen. Zehn Prozent der Betriebe hätten „unplausible Umsätze“, stellt Krause nach einer Überprüfung der Taxiunternehmen fest. „Der Bodensatz im Kreis Kleve ist überschaubar“, sagt er. In seinem Gutachten heißt es: „Die Plausibilitätsprüfung der steuerlichen Unternehmerangaben zeigte, dass bereits vor der Pandemie zirka zehn Prozent der Taxis und rund 14 Prozent der Mietwagen jenseits der betriebswirtschaftlichen Logik betrieben wurden. Die Existenz so vieler semiprofessioneller Taxis und Mietwagen deutet auf einen ruinösen Wettbewerb hin, der die Funktionsfähigkeit des Taxigewerbes in Frage stellt.“
So nutzen die Menschen das Taxi im Kreis Kleve
Das örtliche Taxigewerbe ist vor allem von Krankenfahrten abhängig. Im Jahr 2021 waren 39,5 Prozent der Fahrten der Taxiunternehmer im Nordkreis Krankenfahrten, die von den Kranken- und Pflegekassen bezahlt wurden. Fahrten mit Privatpersonen hatten einen Anteil von 17,2 Prozent und das Anrufsammeltaxi bzw. der Anrufsammelbus einen Anteil von 16,3 Prozent. 8,8 Prozent der Fahrten werden mit Schülern und weitere 8,2 Prozent mit Behinderten durchgeführt. Geschäftsleute steigen nur in 2,9 Prozent der Fälle ins Taxi und Kurierfahrten machen drei Prozent aus. „Die Gesundheitswirtschaft bildet im Kreis Kleve das Fundament der Taxi- und Mietwagennachfrage“, urteilt der Gutachter.
Im Nordkreis Kleve gib es insgesamt 86 Taxis (Stand Mai 2023). Davon fahren 21 in Kleve, 14 in Goch, 21 in Emmerich, neun in Rees, acht in Kalkar, drei in Bedburg-Hau, vier in Kranenburg und sechs in Uedem. Im Südkreis hingegen ist die Situation viel schlimmer: In Kevealer gibt es nur ein Taxi, in Geldern fünf. In Weeze sind immerhin zwölf unterwegs.
Maßnahmen zur Stärkung des Taxi-Gewerbes
Der Personalmangel trifft auch das Taxigewerbe hart. Es ist schwierig, Fahrer zu finden. Daher rät der Gutachter dem Kreis Kleve, den Taxischein gezielt zu fördern. Im Kreis gebe es 11.000 Sozialhilfeempfänger. In Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit könnten Langzeitarbeitslose für den Taxischein qualifiziert werden.
Die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns hat dazu geführt, dass die Unternehmen ihre Taxis in den umsatzstarken Zeiten fahren lassen. Angebote in unrentablen Randzeiten und Randmärkte in kleineren Gemeinden werden nicht mehr bedient. Der Gutachter schlägt vor, die Gemeindebindung zu lockern. Bisher muss ein Taxiunternehmen in einer Gemeinde ansässig sein, wenn es dort Taxidienste anbieten will. Dies verursacht unnötige Kosten und Bürokratie. De facto werden die Dienste schon heute meist von der Zentrale aus gesteuert.
Uber wird im Kreis Kleve kein Thema
Thomas Kraus stellt in seinem Gutachten fest, dass die eigentliche Funktion des Taxigewerbes nach der Corona-Pandemie kaum noch aufrechterhalten werden kann. Ursprünglich sollte das Taxigewerbe neben dem ÖPNV eine schnelle und zuverlässige Mobilität aufrechterhalten. Dies ist jedoch angesichts des ausgedünnten Marktes illusorisch. Die private Nachfrage wird immer geringer, die institutionelle Nachfrage (Krankenkassen, Behindertenfahrten, ÖPNV-Ersatz) immer wichtiger.
Die Online-Plattform Uber ist im Kreis Kleve kein Thema und „wird es auch nicht werden“, ist sich Krause sicher. Der Markt sei für diesen privaten Anbieter einfach zu klein. Möglicherweise könne in Weeze ein kleiner, regionaler Markt für Uber entstehen, weil dort ein Flughafen vorhanden ist.
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