Goch. Die Kämmerin der Stadt Goch ist selbst erstaunt über das Millionen-Plus beim Jahresergebnis 2021. So beschrieb sie dem Rat, wie es dazu kam.

Mit einem „bombastischen Jahresergebnis“ überraschte Stadtkämmerin Bettina Gansen den Gocher Rat. Sie hatte 2021 ein Minus von 1,2 Millionen Euro erwartet. Tatsächlich habe man sich demgegenüber um 8,7 Millionen Euro verbessern können.

„Das ist etwas ganz Besonderes, was da 2021 passiert ist“

„Das ist etwas ganz Besonderes, was da 2021 passiert ist“, sagte sie. „Es hat einen besonderen Stellenwert im zweiten Jahr der Corona Pandemie. Wir haben mit hohen Einbußen an Steuererträgen gerechnet.“ Elternbeiträge und Eintrittsgelder sind bei den Einnahmen weggefallen, aber die Stadt hatte entsprechend auch weniger Aufwendungen, auch für Asylbewerber.

Angaben in Euro Gocher Jahresergebnisse 2017 bis 2021.
Angaben in Euro Gocher Jahresergebnisse 2017 bis 2021. © funkegrafik nrw | Anna Stais

„Es gab ein besonders hohes Steueraufkommen. Ein einmaliger Effekt“ so wertet die Kämmerin. Bei den Gewerbesteuern hatte sie wegen Corona 14, 5 Millionen Einnahmen angesetzt, tatsächlich flossen 24,6 Millionen Euro. Auch bei der Einkommenssteuer gab es eine Million Mehreinnahmen, ebenso ein Plus bei der Umsatzsteuer. Das Eigenkapital blieb bei 20,7 Millionen konstant. Die Ausgleichsrücklage konnte die Stadt Goch deutlich aufstocken, sie hat sich von 2009 bis heute nach einem Tal nun auf 42,8% wieder erholt. Die Kredite belaufen sich auf 10,1 Millionen Euro inclusive 7,5 Millionen Kassenkredite. Das Ergebnis bekommt nun der Rechnungsprüfungsausschuss vorgelegt.

Der „Konzern Goch“ hat 15 Unternehmen

Der überprüft dann auch den Gesamtabschluss der Gocher Betriebe. Der „Konzern Stadt Goch“ hat immerhin 15 Unternehmen – zur Versorgung mit Energie und Wasser/Abwasser, für Kultur und Freizeit inklusive Bäder und GochNess, die Stadtentwicklung, die Wirtschaftsförderung sowie Zweckverbandsbeteiligungen (Gesamtschule und Gewerbepark Weeze-Goch).

Zwischen den Bilanzen der Jahre 2018 und 2019 gab es eine Steigerung um 3,75% auf 396,2 Millionen Euro, wovon das Anlagevermögen über 80 Prozent ausmacht, rechnete die Kämmerin vor. Das Eigenkapital liegt nahezu unverändert bei 58 Millionen Euro (14,75%). Der Gesamt-Jahresüberschuss sank um 20 Prozent auf 3,7 Millionen Euro.

„Die Ertragslage kann sich sehr schnell ändern“

Über 14 Seiten Bericht legte die Kämmerin dem Rat jeweils für die beiden Jahre zur Vermögens-, Schulden-, Ertrags- und Finanzgesamtlage der Stadt vor. Darin mahnt sie: „Die Erfahrungen aus der Vergangenheit haben gezeigt, dass sich die Ertragslage sehr schnell und leider oftmals ohne zeitlichen Vorlauf ändern kann.“ So werde sie bei einem Kreditbestand von rund 145,4 Millionen Euro besonders die Zins-Risiken im Blick haben. Nur dank finanzieller Entlastung durch Förderprogramme von Bund und Land seien Investitions- und Unterhaltungsmaßnahmen in die städtische Infrastruktur in „bedeutendem Ausmaß“ möglich.