Kalkar. Die Ernte fällt schwächer aus, so das Kalkarer Unternehmen Pfeifer & Langen, doch die hohe Zahl der Sonnenstunden hatte einen positiven Effekt.

Am 27. September beginnt die Zuckerrübenkampagne von Pfeifer & Langen im Werk Appeldorn. Die anhaltende Trockenheit und die Vorkehrungen für eine sichere Energieversorgung haben dieses Jahr großen Einfluss auf die anstehende Kampagne, die voraussichtlich bis Anfang Januar gehen wird.

Hoher Zuckergehalt kompensiert nur teilweise geringen Rübenertrag

Insgesamt erwartet das Unternehmen an seinen fünf deutschen Produktionsstandorten eine schwächere Zuckerrübenernte mit Zuckergehalten, die dank der vielen Sonnenstunden deutlich höher vorhergesagt werden als im 5-Jahresdurchschnitt. Jedoch kann der hohe Zuckergehalt den geringen Rübenertrag nicht komplett ausgleichen, sodass Pfeifer & Langen national von einer unterdurchschnittlichen Zuckererzeugung ausgeht. In Appeldorn wird der Ertrag voraussichtlich leicht über dem Durchschnitt liegen.

Werk Appeldorn ist startklar für die Kampagne

Seit Ausbruch des Angriffskriegs auf die Ukraine ist die Verfügbarkeit von Energie am Weltmarkt unsicher und die Kosten sind explodiert. Zur Sicherung der Kampagne und damit auch der Lebensmittelversorgung sowie der Lieferketten beschäftigte sich Pfeifer & Langen intensiv mit der Energieversorgung seiner Werke. Der Zuckerhersteller fand Lösungen für die unterschiedlichen Szenarien und deckte sich frühzeitig mit alternativen Energieträgern ein. Zwei der fünf deutschen Werke (Jülich und Lage) sind auf Erdgas angewiesen, andere sind flexibel und können auch mit Brennstoffen wie Kohle, Öl oder Biomasse betrieben werden.

Die kurzfristige Strategie für die Kampagne 2022/23 sieht vor, dass im Unternehmen durch die Brennstoffumstellungen über 50 Prozent des Gasbedarfes im Vergleich zum Vorjahr innerhalb der Gruppe substituiert werden, um die Versorgung der gasabhängigen Werke zu sichern. Das Werk Appeldorn kann mit alternativen Energieträgern betrieben werden. Um in der anstehenden Rübenkampagne unabhängig von Gasverfügbarkeiten zu sein, wurden die Kesselanlagen kurzfristig für den Einsatz von Heizöl umgerüstet. Darüber hinaus wurden bereits Maßnahmen eingeleitet, um Zuckerrüben aus den gasabhängigen Schwesterwerken Jülich und Lage nach Appeldorn zu verlagern und hier zu verarbeiten, um einer möglichen Gasknappheit im Winter entgegenzuwirken.

CO2-Neutralität bis spätestens 2040

Der langfristige Plan von Pfeifer & Langen sieht die CO2-neutrale Zuckerproduktion aller deutschen Standorte bis spätestens 2040 vor. Im Zuge des Kohleausstiegs entwickelte das Unternehmen bereits vor mehreren Jahren eine Strategie zur treibhausneutralen Zuckerproduktion. Die aktuellen Entwicklungen auf dem Energiemarkt beschleunigen die Transformation in einigen Bereichen. Mit seiner Stammbelegschaft von 109 Personen, darunter sieben Auszubildende, zuzüglich 35 Kampagnekräften wird die Zuckerfabrik Appeldorn in seine 46. Rübenkampagne starten.

Jürgen Peiter übernimmt Standortleitung Produktion und Technik

Zum 1. Oktober 2022 stellt sich die Standortleitung der Zuckerfabrik Appeldorn personell neu auf. Der bisherige Standortleiter Produktion und Technik, Andreas Dolls, wird zukünftig eine neue Aufgabe im Unternehmen übernehmen und sich intensiv mit der energetischen Transformation beschäftigen. Als sein Nachfolger wird Jürgen Peiter die Standortleitung Produktion und Technik antreten. Peiter ist ausgewiesener Zuckertechnologe und verfügt über einen großen Erfahrungsschatz, den er bereits in vielen Kampagnen und Projekten im Werk Appeldorn erfolgreich einbrachte. Die kaufmännische Standortleitung wird weiterhin durch Jürgen Pintzke geführt. Leiter der landwirtschaftlichen Abteilung bleibt Tim Wischmann.

Nach gutem Start stresst die anhaltende Dürre die Zuckerrüben

Zu Beginn des Rübenjahrs waren die Bedingungen im ganzen Anbaugebiet von Pfeifer & Langen nahezu perfekt: vom Rheinland über Ostwestfalen-Lippe bis nach Sachsen-Anhalt. Nach einer frühen Aussaat ab Ende März sorgte die sehr gute Wachstumsperiode mit einem hervorragenden Wechselspiel aus Feuchtigkeit und Sonne für einen frühen Reihenschluss. Seit Juli leiden die Feldfrüchte jedoch unter der anhaltenden Dürre. Positiv ist, dass die Rübe mit ihren etwa zwei Meter tiefen Wurzeln generell gut mit Trockenheit umgehen kann. Da in der Region Appeldorn viele Felder auch bewässert werden, erwartet das Werk leicht über dem Durchschnitt liegende Zuckererträge.

Aufwändiger Rübenanbau in Deutschland

Anders als in vielen Ländern in Europa ist der Einsatz von Insektenbekämpfungsmitteln als Saatgutbeize hier verboten, wodurch die deutsche Landwirtschaft benachteiligt ist. Durch das intensive Blattlausmonitoring und die gute Fachberatung der landwirtschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Pfeifer & Langen ist es in Verbindung mit zielgerichteten Insektizidanwendungen gelungen, die Ausbreitung von Läusen und damit auch die Vergilbungsviruskrankheit unter Kontrolle zu halten. Aber es bedeutete für alle erheblichen Mehraufwand. Das Licht am Ende des Tunnels sind neue Rübensorten. Züchterinnen und Züchter arbeiten an Sorten, die resistent gegen den Vergilbungsvirus und andere Blattkrankheiten sind. Wegen der Mittelverknappung bei der Unkrautbekämpfung müssen die Zuckerrübenanbauer und -anbauerinnen deutlich mehr Arbeit – auch per Hand – auf den Feldern betreiben.

Hackroboter im Testeinsatz

Auch der Arbeitskräftemangel macht sich bemerkbar: Es fehlt überall an Beschäftigen, die bereit sind, die harte Feldarbeit zu übernehmen. Hackroboter sollen zukünftig als mechanische Hilfe gegen das Unkraut auf den Feldern eingesetzt werden. Die Praxisversuche von Pfeifer & Langen in Kooperation mit Farming Revolution können hier richtungsweisend sein. Für das nächste Jahr ist die Weiterentwicklung der Hackroboter vorgesehen.