Kleve/Emmerich. Gewaltige Preissprünge über Nacht, leere Tankstelle am Tage: Warum die Pächter dennoch optimistisch sind, dass die treuesten Kunden wiederkommen.
Ruhig ist es geworden an der Tiergartenstraße in Kleve. Gestern Abend noch stauten sich die Fahrzeuge mit gelben Kennzeichen noch in langen Schlangen vor der Esso-Tankstelle, die an der Haupteinfahrtsstraße für Niederländer liegt, die die Stadt besuchen wollen. Bis 22 Uhr hatten sie nur ein Ziel, die Zapfsäulen von Esso.
„Für uns war das einer der umsatzstärksten Tage des Jahres“, sagt Pächter Felix Walraven. „Gestern war die Hölle los.“ Es war der letzte Tag des von der Bundesregierung eingeführten Tankrabatts, der dem Kaufmann aus Kleve einen Umsatz bescherte, der mehr als doppelt so hoch war wie an normalen Tagen.
Am Donnerstag dann waren die Zapfsäulen über weite Strecken des Tages verwaist, was Walraven nicht sonderlich verwundert. „Das ist doch klar“, so Walraven, „die Tanks sind ja alle noch voll.“
Manche Tankstellen liefen leer
Dafür waren die Tanks der Tankstelle in der vergangenen Woche einmal so gut wie leer – trotz bis zu vier Lieferungen pro Woche. Andere Tankstellen liefen sogar komplett leer, beispielsweise in Bedburg-Hau, Uedem und Emmerich.
Einmal noch den Steuervorteil mitnehmen, und nun so lange wie möglich davon zehren, das war die Devise. Denn die neuen Preise haben es in sich. Gestern lag der Preis für Superbenzin bei Esso an der Tiergartenstraße bei 1,86 Euro – heute muss man für einen Liter des Kraftstoffs bis zu 36 Cent mehr bezahlen. Genauer lässt sich das nicht sagen, die Preise werden aus den Unternehmenszentralen elektronisch eingespielt und können sich mehrfach täglich ändern – mitunter so oft, dass Kunden, die auch noch mehrere Kanister abfüllen, unterschiedliche Kraftstoffpreise in Rechnung gestellt werden müssen.
Kräftige Preissprünge
Auch an anderen Tankstellen in Kreisgebiet machten die Preise einen kräftigen Sprung nach oben. Bei Kuster in Emmerich hüpfte der Literpreis für Super E10 über Nacht von 1,83 Euro auf aktuell 2,18 Euro (plus 0,35 Cent). Die Argos-Tankstelle an der Klever Straße in Kranenburg vollzog über Nacht ebenfalls den 30-Cent-Aufschlag, am Donnerstag um die Mittagszeit lag der Preis für Superbenzin dort bei vergleichsweise günstigen 2,13 Euro. Beim Dieselpreis betrug der Aufschlag rund 20 Cent, für einen Liter mussten Autofahrer von Donnerstag an rund 2,20 Euro bezahlen.
Dass die Autofahrer aus den Niederlanden angesichts der höheren Preise dauerhaft wegbleiben, diese Befürchtung hat Felix Walraven nicht. „Ich gehe davon aus, dass sich der Unterschied der Benzinpreise zwischen den Niederlanden und Deutschland bei rund dreißig Cent je Liter einpendeln wird.“
Benzin in Gießkannen gefüllt
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Die Niederländer werden also weiterhin die Grenze überschreiten, um ihre Fahrzeuge günstiger als im Heimatland zu betanken. Allerdings nicht mehr mit der Intensität, in der das zu Beginn des Tankrabatts in Deutschland geschah. Schon während der dreimonatigen Rabattzeit ging der Umsatz kontinuierlich zurück. „Anfangs waren die Holländer total enthemmt“, berichtet Walraven. Er erlebte sogar, dass Fahrzeughalter Benzin im Gießkannen abfüllen wollten – der Pächter konnte die lebensgefährliche Aktion im letzten Augenblick unterbinden.