Kleve. Das Ausbildungsrestaurant Schwanenstuben ist geschlossen. Nun übernimmt ein Mann in die Klever Stadthalle, der schon viele Promis bewirtet hat.
Mehr als zwanzig Jahre lang war das Restaurant Schwanenstuben in der Klever Stadthalle der Ort, an dem sich für kleines Geld ein gepflegter Mittagstisch genießen ließ. Es gab immer ein leckeres Süppchen vorweg, der Hauptgang kam mit Fleisch und freitags natürlich mit Fisch, und danach rundete eine kreativ zubereitete Süßspeise das Drei-Gänge-Menü ab. Das alles kostete die Gäste rund zehn Euro – so preiswert und gut zugleich konnte man nirgends sonst in Kleve essen.
Möglich war dieses Mittagsangebot, weil das Restaurant vom Berufsbildungszentrum (BBZ, vormals: Theodor-Brauer-Haus) betrieben wurde. Es handelte sich um eine Ausbildungsstätte, in der junge Menschen die Berufe in der Gastronomie lernen konnten – von Köchin oder Koch bis zur Servicekraft.
„Wir verlassen die Stadthalle. Wir tun dies schweren Herzens“
Doch all dies hat nun ein Ende. Dort, wo einst die zahlreichen Stammgäste das Mittagsmenü verspeisten, stehen nun Umzugskartons, ausrangierte Drucker, Kisten mit Seifen und Desinfektionsmitteln auf dem Boden und auf den Tischen. Der Grund wird schon an der Tür mitgeteilt: „Wir verlassen die Stadthalle. Dies geschieht bereits Ende August. Wir tun dies schweren Herzens und bedanken uns bei unseren Gästen für die langjährige Treue.“
Den Mitarbeitern, die vor Ort damit beschäftigt sind, ihre ehemalige Arbeitsstätte auszuräumen, ist die Enttäuschung über das Aus gut anzumerken. Vier bis fünf Ausbilder und Betreuer waren seit dem Start des Restaurants damit beschäftigt, die jungen Frauen und Männer an die Gastronomie heranzuführen, meist mit Erfolg. Rund tausend junge Menschen seien im Verlauf der Jahre in den Schwanenstuben ausgebildet worden, schätzt ein Mitarbeiter. Die Zahl der Essen, die mittags ausgereicht wurden, dürfte mindestens im hohen fünfstelligen Bereich liegen. Hinzu kam die Betreuung der zahlreichen Veranstaltungen in der Stadthalle, auch wenn diese in den vergangenen beiden Jahren infolge von Corona weniger geworden waren.
Aberkennung der Gemeinnützigkeit habe gedroht
Die Schwanenstuben – eine Erfolgsgeschichte also? Ja und nein, lautet die Antwort aus der Geschäftsführung des Berufsbildungszentrums. Denn so beliebt das Restaurant auch bei den Stammgästen war, der Betrieb lief nicht mehr kostendeckend. Und es habe auch weniger Auszubildende gegeben, sagt Jürgen Michelbrink, einer der beiden neuen Geschäftsführer des Berufsbildungszentrums. „Die Schwanenstuben haben defizitär gearbeitet“, so Michelbrink. Im Verbund des Berufsbildungszentrums seien diese Verluste aufgefangen worden. Doch da die Schwanenstuben ein so genannter Zweckbetrieb seien, habe dem BBZ die Aberkennung der Gemeinnützigkeit gedroht. Deshalb zog die Geschäftsführung die Reißleine.
Für die Gastronomie in der Stadthalle ändert sich damit nach zwei Jahrzehnten relativer Stabilität einiges. Die schlechte Nachricht: Der Mittagstisch fällt weg. Ersatzlos. Die gute Nachricht: Ein neuer Pächter steht schon in den Startlöchern, der die Gastronomie bei Veranstaltungen fortführen wird. Es handelt sich um Torsten Pauli, der in Uedem ein Catering-Unternehmen betreibt (Pauli Catering & Eventgastronomie). Für die Bewirtschaftung der Stadthalle hat er sich Suat Toprak mit ins Boot geholt. „Den regelmäßigen Restaurantbetrieb werden wir nicht fortführen“, sagt Pauli. Die Öffnung für geschlossene Gesellschaften vorgesehen.
Torsten Pauli (54) ist mit seinem Unternehmen seit mehr als 20 Jahren in der Gastwirtschaft tätig. Zu den Objekten, die Pauli bewirtschaftet, gehören das Konzert- und Bühnenhaus in Kevelaer, der Bürgersaal in Issum sowie das Kastell in Goch. Die Übernahme der Stadthallen-Gastronomie passt somit ins Portfolio des in Uedem ansässigen Veranstaltungsgastronomen.
Seine Anfänge hatte Pauli als Caterer unter anderem für Marius Müller-Westernhagen und Tina Turner. Seine erste feste Station am Niederrhein war das Bühnenhaus in Kevelaer. In Kleve soll Suat Toprak das „Gesicht der Schwanenstuben“ werden.
Bruno Schmitz stellte den Kontakt her
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Dafür, dass Pauli den Betrieb in der Stadthalle übernehmen konnte, ist übrigens ein bekannter Klever verantwortlich. Kulturmanager Bruno Schmitz hatte davon erfahren, dass das BBZ die Segel streicht und Pauli angesprochen: „Das ist doch was für dich.“ Der meldete sich daraufhin bei der Stadt Kleve.